Trotz aller Technik ist der Mensch ein Teil der Natur. Und er sollte sie auch im eignen Interesse bewahren, anstatt sie durch Abfall zu verschandeln oder gar Tiere zu gefährden. So werden abgerissene Angelschnüre am Bad Staffelsteiner Riedsee für Vögel zu einer tödlichen Falle. Zwei Silberreihern wurde eine solche Schnur jüngst zum Verhängnis.
Ein aufgeregtes Klappern, das von einem Vogel zu kommen schien, schreckte Sandra Kiesewetter und eine Freundin bei einem Spaziergang Anfang Dezember auf. Als sie zum Dickicht am Flussufer gingen, um nachzusehen, stockte den beiden der Atem. Zwei Silberreiher hatten sich in einer verlorenen Angelschnur verheddert. Einer kämpfte noch um sein Leben, der andere trieb bereits tot im Wasser.
„Mir ist es ein Anliegen, darauf aufmerksam zu machen, was man mit einem solch gedankenlosen Verhalten anrichten kann.“
Reinhold Bräutigam, Landesbund für Vogelschutz

Die Tierfreundinnen alarmierten Reinhold Bräutigam vom Landesbund für Vogelschutz (LBV). Der eilte zum Riedsee, um zu helfen. „Die Angelschnur hatte sich in den Beinen des Reihers verheddert, der dann wohl qualvoll ertrunken ist“, berichtete Bräutigam.

Der zweite Silberreiher hatte Glück im Unglück. Mit einem Flügel hatte er sich zwar in der Angelschnur verfangen, doch er konnte den Kopf über Wasser halten und klapperte unentwegt in seiner Todesangst. So hatte er die Spaziergängerinnen auf sich aufmerksam gemacht.
Bräutigam zückte sein Taschenmesser und befreite das Tier aus seiner lebensbedrohlichen Lage. Anschließend musste er dem Silberreiher den Schnabel zuhalten, um sich zu schützen. Denn die Vögel können – gerade wenn sie Angst haben – gefährlich mit dem Schnabel hacken.
„Wir brachten das Tier dann zur Vogelauffangstation nach Burkheim“, berichtet Bräutigam. Ein LBV-Mitglied pflegt dort verletzte und kranke Vögel, um sie nach Möglichkeit wieder auszuwildern. „Der verletzte Reiher, der auch medikamentös behandelt wird, ist noch nicht über den Berg“, lässt Bräutigam wissen.
Vogelschützer: Solche Unfälle sind keine Seltenheit

Solche Unfälle seien keine Seltenheit. Er berichtet von einer Fledermaus, die sich vor zwei Jahren in einer weggeworfenen oder liegengelassenen Schnur verfangen hatte. „Mir ist es ein Anliegen, darauf aufmerksam zu machen, was man mit einem solch gedankenlosen Verhalten anrichten kann“, betont er. Zugleich stellt er jedoch klar: „Dies soll kein Rundumschlag sein. Es gilt hier nicht, die Angler an sich bloßzustellen, das liegt mir fern. Aber es gibt eben überall schwarze Schafe“.
Den toten Silberreiher macht das nicht mehr lebendig. Daher sollte es selbstverständlich sein, Müll oder wie in diesem Fall eine abgerissene Angelschnur nicht liegenzulassen.
Mit dem Angelschnur-Drama konfrontiert, zeigte sich Reinhard Krug, Vizepräsident des 93 Vereine und Zünfte vertretenden Bezirksfischereiverbandes Oberfranken, schockiert. Er distanzierte sich von einem solchen verantwortungslosen Gebaren. „Dass man in der Natur nicht einfach etwas liegen lässt, gebietet ja schon der gesunde Menschenverstand“, findet er. Von unschönen Vorkommnissen wie diesem an Angelufern höre er zum Glück nur selten. Doch jeder solche Vorfall sei einer zu viel. Die Schilderung des Sachverhalts veranlasst Krug zu einer Vermutung: „Das hört sich ganz so an, als würde es sich um einen Schwarzangler handeln. So etwas macht kein ordentlicher Angler.“
Sport-Angler verstehen sich als Naturschützer
Auch in der Vereinssatzung des von Jürgen Haselmann geleiteten Sport-Angler-Clubs Staffelstein und Umgebung heißt es „Oberste Grundsätze sind der Natur- und Tierschutz.“ Außerdem rufen die Sport-Angler zur „aktiven Mitarbeit zum allgemeinen Wohl auf den Gebieten des Tierschutzes, Naturschutzes und der Landschaftspflege“ auf. Schließlich ist es eine Maxime der Angler im Einklang mit der Natur zu leben und achtsam mit Fauna und Flora umzugehen. Das betont auch der leidenschaftlicher Angler Hartmut Deller: „Man räumt seine Sachen nach dem Angeln wieder auf – und wenn ich mal eine Angelschnur abreiße, dann nehme ich die selbstverständlich auch mit.“