„Das sind enorme Mehrkosten und kein Pappenstiel!“ Freie-Wähler-Fraktions-Chef Winfried Ernst war entsetzt, was er da von Bauüberwacher Robin Roßberg von „Baurconsult Architekten und Ingenieure“ Haßfurt in der jüngsten Sitzung des Stadtrats erfuhr: Das Bauprojekt „Wasserstrukturkonzept Unterer Lautergrund“ wird nach aktuellen Schätzungen 829.000 Euro teurer. Eine Preissteigerung von satten 17,7 Prozent.
Dabei begann der Tagesordnungspunkt zunächst mit allerlei Positivem: „Die Baustelle läuft sehr gut“, stellte Bürgermeister Mario Schönwald (FW) eingangs heraus. Will meinen: Der Bau der 6,5 Kilometer langen Trinkwasserleitung vom derzeit entstehenden Hochbehälter zwischen Uetzing und Stublang bis zum Hochgericht Bad Staffelstein ist schon weit fortgeschritten. Dabei werden die Ortsnetze und Hausanschlüsse Horsdorf (fertig, Straßen sind asphaltiert), Loffeld (nahezu fertig. nur ein Teilstück fehlt noch) und Stublang (im Bau) erneuert. Die Orte, die bislang in schöner Regelmäßigkeit immer wieder mit verkeimtem Wasser und einhergehenden Abkochanordnungen zu kämpfen hatten, werden dann an die Staffelsteiner Quellen angebunden.
„Außerdem haben wir die Gelegenheit genutzt und Leerrohre für Glasfaser in die Straßen gelegt“, so der Rathaus-Chef. „Bei dieser Baumaßnahme arbeiten verschiedene Firmen zusammen, das funktioniert sehr gut.“
Vieles ist schon fertig
Das bestätigte auch Roßberg. Fertig sei auch die Verbundleitung zwischen Horsdorf und Loffeld, die vorneweg erstellt wurde. Die Arbeiten am Ortsnetz Bad Staffelstein im Bereich der Anschlussstelle Am Hochgericht seien bereits abgenommen. „In Stublang ist die Hauptleitung drin, das Glasfaser fehlt noch“, sagte er. Die Verbundleitung von Stublang zum Hochbehälter sei in Vorbereitung. Ehe das Pumpwerk Horsdorf gebaut werden könne, müssten archäologische Untersuchungen abgeschlossen sein. Dafür ist am Hochbehälter Uetzing/Stublang das erste Gewerk schon vollendet. „Hier sind wir sogar vor dem Zeitplan“, so der Bauüberwacher.
Insgesamt ist der Zeitplan für das Bauvorhaben „Wasserstrukturkonzept Unterer Lautergrund“ ein ehrgeiziger: Im Sommer 2026 muss alles abgeschlossen, die Ortsnetze müssen sogar schon Ende des Jahres abgerechnet sein. Das will der Fördermittelgeber so – und bringt Stadt wie Baufirmen damit in Zugzwang.

Dann vollführte Robin Roßberg den Schwenk zur Kostenaufstellung. „Die dicken Brocken sind ausgeschrieben und vergeben“, legte er dar. Und damit wurde die Sicht auf die Kosten klarer. Das Ortsnetz Bad Staffelstein kostet jetzt netto 385.000 Euro (Kostenberechung Januar 2024: 269.000), das Ortsnetz Horsdorf 548.050 Euro (2024: 389.000 Euro), das Ortsnetz Loffeld 630.500 Euro (2024: 493.000) und das Ortsnetz Stublang 375.800 Euro (2024: 314.000 Euro) – die privaten Hausanschlüsse nicht eingerechnet. Hinzu kommt die Verbundleitung Horsdorf-Loffeld (202.730 Euro; Steigerung zu 2024: 59.730), die Leitung von Stublang zum Hochbehälter (414.934 Euro; +12.934) und der Hochbehälter selbst, für den aber noch nicht alle Gewerke vergeben sind.
Noch komplett nicht ausgeschrieben ist das Pumpwerk Horsdorf. Dennoch ist davon auszugehen, dass aus den Anfang 2024 prognostizierten Kosten von 4,7 Millionen Euro nun 5,58 Millionen werden dürften, nach Abzug der Breitbandkosten und der privaten Hausanschlüsse also jene 829.000 Euro.
Auf die Frage von Winfried Ernst nach einer Begründung für die Kostensteigerung um 17,7 Prozent sagte Roßberg, dass ursprünglich geplant worden sei, die Arbeiten bis 2028 auszuführen, um eine neue Förderung zu bekommen. Allerdings hatte da Bad Staffelstein schon eine bewilligte Förderung für die Ortsnetze, die aber auszulaufen drohte. Statt neuer Fördertöpfe gab es also Zugzwang. „Zeitdruck kostet Geld“, brachte der Bauüberwacher es auf den Punkt.
Zu allem Überfluss stießen die Planer bei Kernbohrungen in den Orten auf teerhaltigen Asphalt, resultierend aus früheren Straßen. Das hatte schon in Frauendorf zu massiven Problemen geführt und sorgt nun im Unteren Lautergrund zwar nicht zum Zeitverzug, wohl aber zu Kostenmehrungen. Auch der Rohrleitungsbau sei deutlich teurer als in 2024 noch angenommen, sagte Roßberg auf die Frage von Drittem Bürgermeister Dieter Leicht (SPD), wo genau „die Kosten explodiert“ seien. Auch Christian Ziegler (JB) sollte dahingehend anfragen. „Insgesamt haben wir keine leichten Bauverhältnisse“, bilanzierte der Fachmann von Baurconsult.
„90 Prozent ist nun vergeben, die Kosten sind also relativ fix. Die Steigerungen konnten wir nicht vorhersehen“, befand Bürgermeister Mario Schönwald. „Wir haben den Horsdorfern, Loffeldern und Stublangern versprochen, das in Ordnung zu bringen“, fügte er an und meinte die mangelhafte Wasserqualität. „Daran müssen wir uns auch halten.“