Vor dem Fenster parkt ein gelber Radlader. Große Betonrohre lagern auf der großen grauen Freifläche an der Oberauer Straße, haufenweise Schüttgut, allerlei Baumaterial. Der Wind bläst Staub über den Hof. Irgendwie passend: Das Büro, das direkt angrenzt, gehört dem Bauamtsleiter von Bad Staffelstein: Seit gut 100 Tagen ist Werner Gunreben Chef der Bauverwaltung und des Bauhofs.
Warum Staffelstein?“ Gunreben schmunzelt. Ja, der Hallstadter war es beruflich bisher größere „Häuser“ gewöhnt. Zehn Jahre im Bauordnungsamt der Stadt Bamberg, fast sechs davon als stellvertretender Leiter, dreieinhalb Jahre bei der Regierung von Oberfranken, dort in der Schulabteilung und zuständig unter anderem für die Bauförderung von Projekten an privaten Förderschulen. Und dennoch: „Bad Staffelstein, weil ich zurück in die Bauverwaltung es wollte.“
Der Bürgermeister musste warten
Aber der Weg dorthin war gar nicht so einfach: „Als normaler Arbeitnehmer kündigst du einfach.“ Als Beamter nicht. „Da stellt man einen Versetzungsantrag. Und ich durfte erst gehen, als ein Nachfolger gefunden war.“ Wäre es nach Bürgermeister Mario Schönwald gegangen, hätte Gunreben gut ein halbes Jahr früher anfangen können. Schönwald hakte immer wieder nach, die Regierung von Oberfranken aber gab nicht nach. Für die Adam-Riese-Stadt hieß es warten.
„Das Erste, was mich mit Bad Staffelstein verbunden hat, war die Wallfahrt, weil die direkt durch die Stadt gegangen ist.“
20 Minuten Weg zur Arbeit: Das ist nur einer der Vorzüge, die der 56-Jährige an seinem neuen Arbeitsplatz sieht. „Ich komme aus einem katholischen Elternhaus, bin in meiner Jugend oft mit meinem Vater, der übrigens selbstständiger Architekt war, von Hallstadt nach Vierzehnheiligen gewallt“, sagt er.
„Das Erste, was mich mit Bad Staffelstein verbunden hat, war die Wallfahrt, weil die direkt durch die Stadt gegangen ist.“
Mit Bekannten immer wieder auf den Staffelberg
Der „Gottesgarten“ mit seinem Höhepunkt Staffelberg diente Gunreben und seinem Bekanntenkreis schon ungezählte Male als Ausflugsziel. „Um den Dreikönigstag laufen wir jedes Jahr auf den Staffelberg und kehren oben ein: Das ist eine Tradition, die wir pflegen“, sagt der Verwaltungsrat. Später rückte die Therme in den Fokus.
Seit 1. März verbindet den Geschichtsinteressierten, der beinahe Grundschullehrer geworden wäre (Referendar war er unter anderem in Zapfendorf), noch mehr mit der Adam-Riese-Stadt. „Die Aufgaben des Bauamtsleiters gerade in Bad Staffelstein sind recht vielfältig“, sagt er.
Zum einen läuft jeder Bauantrag, der in der Stadt gestellt wird, über seinen Schreibtisch. Entweder schon im Vorfeld, wenn Gunreben die Bauherren berät, oder im Vorfeld einer Bauausschusssitzung.
Alle Bauanträge landen bei ihm auf dem Tisch
Er zeigt auf eine große rote Kiste voller Anträge: „Das ist für die nächste Bauausschusssitzung.“ Die muss er noch durcharbeiten und dann am Sitzungstag den Räten vorstellen. Da Bad Staffelstein viele Denkmäler und geschützte Ensembles hat, ist Gunreben auch hierfür zuständig. „Das kenne ich noch gut aus meiner Zeit bei der Stadt Bamberg“, sagt er.
Ferner ist der Hallstadter federführend in der Bauleitplanung tätig. Konkret heißt das: Gespräche mit Bauwilligen und Grundstückseigentümern führen, Lösungen für Interessenkonflikte suchen, Rechtsfragen klären, Bebauungsplanverfahren ausführen. Was dröge klingen mag, ist es laut Gunreben ganz und gar nicht. „Langweilig wird das nie.“

Beruflich ist Gunreben auch so etwas wie Verwalter eines forstlichen Großgrundbesitzes. „Wir sind eine Flächengemeinde, haben neben Bad Staffelstein 29 Ortsteile – und 150 Waldgrundstücke mit 375 Hektar Fläche.“ Bewirtschaftet werden diese von den Staatsforsten, doch das „Heft“ hat letztlich der Bauamtsleiter in der Hand.
Und letztlich ist der auch Bad Staffelsteins oberster Landschafts-, Umwelt- und Naturschützer. Aber Wald und Natur zählen ohnehin zu seinen seiner Steckenpferden, ebenso wie Geschichte.
Sein Vater war selbstständiger Architekt
Den Kontakt zum Bauwesen knüpfte er in frühester Kindheit. „Wenn meine drei Geschwister oder ich etwas von den Eltern wollten, gingen wir ins Architekturbüro im Keller in unserem Wohnhaus, denn da arbeiteten beide“, erinnert er sich gerne zurück. „Und wenn mein Vater jemanden zum Halten der Vermessungsstange brauchte, nahm er mich gerne mal mit auf Baustelle.“ Kein Wunder also, dass einer seiner Brüder Bauingenieur wurde. Und der kleine Werner schon als Kind aus Holzresten auf dem elterlichen Grundstücken Hütten zimmerte. „Das waren die ersten Baumaßnahmen, die ich selbst umgesetzt habe.“ Gunreben lacht.
Mit seinen 56 Jahren ist Gunreben alles andere als ein Newcomer. Im Kreis der Verwaltungsführung der Stadt Bad Staffelstein ist er einer der ältesten. „Ich habe damit aber kein Problem, ganz im Gegenteil.“ Zumal er der ist, der viel Erfahrung mitbringt. Selbst beschreibt er sich als genau, mit Liebe zum Detail („Ich bin korrekt“), ausdauernd („im Beruf ebenso wie im Sport“) „und grundsätzlich optimistisch“.
Ein Team von 40 Kolleginnen und Kollegen
Als Bauamtsleiter ist er Chef von 39 Mitarbeitenden. „Wir haben ein sehr kollegiales Verhältnis“, sagt er. „Wir funktionieren nur im Team.“ Und auf sein Team hält Gunreben große Stücke. Auch wenn er seinen Beruf überwiegend am Schreibtisch beziehungsweise in Bauamt und Rathaus liegt: „Natürlich bin ich auch öfters mal auf Baustellen, natürlich war ich auch schon auf dem Bären-Areal, denn da tritt die Stadt Bad Staffelstein ja auch als Bauherr auf. Viele Sachverhalte kann man nur beurteilen, wenn man sie vor Ort gesehen hat.“

Aus der Ruhe bringt Werner Gunreben nur wenig: Dazu hat er schon zu viel erlebt. Auch, dass in Sachen Bären-Areal durch die Insolvenz der Abrissfirma erst einmal Stillstand auf der Baustelle herrscht, erhöht seinen Blutdruck nicht.
„Beim Bauordnungsamt hatten wir dauernd mit problematischen Baustellen zu tun. Das ist halt manchmal so, gerade bei längeren oder größeren Projekten.“
Was den Hallstadter aus der Fassung bringt
Doch was bringt ihn denn überhaupt aus der Fassung? „Wenn mich jemand bewusst anlügt. Das ärgert mich. Dann fehlt die Grundlage für ein vernünftiges Gespräch.“
Feuerwehrler und Pilger In seiner Freizeit trifft man Werner Gunreben beim Joggen, Langlauf oder Wandern an, ab und zu auch mal beim Klettern in der Fränkischen Schweiz oder oberhalb des Gardasees. Außerdem pilgert er seit 2001 mit Freunden Stück für Stück den Jakobsweg von Bamberg nach Santiago de Compostela ab, nur die finale Etappe von 270 Kilometern fehlt noch. Eine weitere Leidenschaft trägt er am Gürtel: Der Funkmeldeempfänger verrät, dass der neue Bauamtsleiter Feuerwehrler ist. „Ich bin aktives Mitglied bei der Feuerwehr Hallstadt“, sagt er. „Doch tagsüber mit ausrücken, das geht eher nicht.“ Schon aufgrund der Entfernung nicht. Doch vielleicht mit der Feuerwehr Bad Staffelstein, die direkt nebenan ist? „Momentan nicht“, winkt Gunreben ab. Zu viel zu tun. „Vielleicht zu späterer Zeit.“ Reizen würde es ihn, keine Frage.