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EBENSFELD: Ebensfeld: Wir lassen die Menschen nicht alleine

EBENSFELD

Ebensfeld: Wir lassen die Menschen nicht alleine

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    In den ersten Stock dieses Gebäudes, Gasthaus „Zum Lamm“, an der Hauptstraße in Ebensfeld ziehen bald Flüchtlinge aus der Ukraine ein. Bürgermeister Bernhard Storath (im Bild) und sein Team im Rathaus bereiten die Räume und Betreuungsmöglichkeiten für die Neuankömmlinge vor.
    In den ersten Stock dieses Gebäudes, Gasthaus „Zum Lamm“, an der Hauptstraße in Ebensfeld ziehen bald Flüchtlinge aus der Ukraine ein. Bürgermeister Bernhard Storath (im Bild) und sein Team im Rathaus bereiten die Räume und Betreuungsmöglichkeiten für die Neuankömmlinge vor. Foto: Roger Martin

    „In diesen Zeiten muss jeder seinen Beitrag leisten, um die Situation erträglicher zu machen“: Ebensfelds Bürgermeister Bernhard Storath schaut auf das „Gasthaus Lamm“, im Volksmund „Neuner“ genannt, direkt an der Hauptstraße des Ortes. Dort, im ersten Stock, bereitet die Gemeinde eine staatliche Gemeinschaftsunterkunft für Menschen aus der Ukraine vor, die vor dem furchtbaren Krieg in ihrem Heimatland nach Deutschland geflüchtet und in den heimischen Landkreis geleitet wurden oder noch werden. Die ersten Bewohner sollen dort bereits Anfang Mai einziehen.

    Das Areal, auf dem das Gebäude steht und auf dessen rückwärtigen Teil unter anderem die Einrichtung einer Tagespflege geplant ist, gehört der Gemeinde. Der Inhaber der gut gehenden Gaststätte mit einer kleinen Außengastronomie hat die Räumlichkeiten im Erdgeschoss gepachtet. Der Pächter sei, so sagt Storath, sehr aufgeschlossen für die Aufnahme von Flüchtlingen in den Räumen über der Gaststätte.

    Verschieden große Räume, die früher als Fremdenzimmer dienten

    Das Obergeschoss hat einen von der zentralen Gaststättentür getrennten Seiteneingang. Seine Aufteilung bietet sich für eine soziale Hilfsaktion wie die Unterbringung von Kriegsflüchtlingen geradezu an. Es gibt mehrere Räume verschiedener Größen, die früher einmal als Fremdenzimmer genutzt wurden.

    Im Moment werden diese Räume auf Vordermann gebracht, mit Schlafmöglichkeiten und notwendigem Mobiliar ausgestattet. Auch an Babys und Kleinkinder ist gedacht. Bettchen in entsprechender Größe sind geordert, sagt Tobias Walter von der Marktgemeinde.

    „Die Zimmer sind in einem sehr guten Zustand“, so Walter weiter. Er hat die Einrichtung und die Organisation der künftigen Unterkunft ständig im Auge. Unterkünfte für ukrainische Flüchtlinge in Ebensfeld sind Teil seines Arbeitsalltags geworden. Walter prüft seitens der Gemeinde unter anderem, ob Angebote privater Vermieter in Ebensfeld die notwendigen Voraussetzungen erfüllen und geeignet sind. Damit werde auch die Arbeit des federführenden Landratsamtes unterstützt.

    Die Zimmer im ersten Stock des Gaststätten-Gebäudes sind unterschiedlich groß. Es gibt auch Einzelzimmer. Für Mütter mit Kindern gibt es ausreichend große Räume inklusive Dusche und WC.

    „Wir sollten diese Menschen ganz normal behandeln. Das ist sicher nicht einfach, denn ein Krieg ist nicht normal.“

    Bernhard Storath, Erster Bürgermeister Ebensfeld

    Bevor es losgehen konnte, hatte sich der Rathauschef mit dem Landratsamt kurzgeschlossen und die formalen Voraussetzungen für die Errichtung einer so genannten „dezentralen Unterkunft“ geklärt. So ist zum Beispiel eine bestimmte Zimmeranzahl in einem Stock oder einem Gebäude Voraussetzung. Dazu kommen Vorschriften für den Brandschutz und Fluchtwege. Alles zusammen muss erfüllt sein für die offizielle Genehmigung, mit der wiederum staatliche Anerkennung und Unterstützung für den Betrieb der Einrichtung verbunden ist. In der geplanten Unterkunft in Ebensfeld können laut Bernhard Storath insgesamt 14 Personen untergebracht werden. Zugeteilt werden sie im Übrigen vom Landratsamt.

    Der Bürgermeister verhehlt nicht, dass die Gemeinde für die Unterbringung der Flüchtlinge in ihrer Unterkunft auch finanziell entschädigt wird. „Pro Person und pro Tag erhalten wir für diese Leistung 22 Euro“, sagt er. Im Gegenzug stehe die komplette Einrichtung und der Unterhalt der Unterkunft, so zum Beispiel Heizkosten und auch die Bezahlung für den Hausmeister. Weiterhin benötigt die Gemeinde noch Geld, um in einem größeren Raum im Obergeschoss noch eine zentrale Küche einzurichten.

    Flüchtlingen digitale Verbindung mit ihrer Heimat ermöglichen

    Fernsehgeräte sind vorläufig noch nicht vorhanden. Dafür wird es technische Aufrüstungen für digitalen Empfang in den Zimmern geben. Es sei anzunehmen, dass fast alle Flüchtlinge Handys oder Tablets haben, um Kontakt mit der Heimat zu halten und auch ukrainische Nachrichten zu hören oder Sendungen von dort anzuschauen.

    Er wisse zudem, dass es Flüchtlinge gebe, die für digitalen Unterricht die Verbindung zu ihrer Heimat brauchen. Für all dies wolle die Gemeinde eine gute Internetverbindung zur Verfügung stellen, sagt Tobias Walter. „Darauf legen wir ein Hauptaugenmerk,“ betont er.

    Schließlich sei man, so Bernhard Storath, auch für die Situation gewappnet, dass Flüchtlinge, solange sie zum Beispiel kein eigenes Konto eröffnet haben, zur Überbrückung für Einkäufe mit Taschengeld ausgestattet werden. Bei der puren Unterkunft will es die Gemeinde indessen nicht belassen. Er habe mit Ebensfeldern gesprochen, die für eine Betreuung der Flüchtlinge in Frage kommen und bereits positive Resonanz erhalten, so Storath weiter.

    Zudem solle auch die Kirchengemeinde nahebei einbezogen werden. Möglich wären zum Beispiel Treffen und Veranstaltungen im katholischen Jugendheim um die Ecke. „Wir werden diese Menschen nicht alleine lassen.“

    Storath hat den Wunsch, dass sich die Neuankömmlinge möglichst schnell ohne fremde Hilfe verständigen können. Deshalb werden gemeindlicherseits bereits spezielle Deutschkurse organisiert, sagt er.

    Vorbereitungen in den Kindertagesstätten

    Es sei zudem anzunehmen, dass unter den nach Ebensfeld kommenden ukrainischen Flüchtlingen auch Kinder im Kindergartenalter sein werden. Vorgespräche mit den Kindertagesstätten in Ebensfeld über die Aufnahme von ihnen laufen.

    Bürgermeister Bernhard Storath in einem der – hier noch leeren – Zimmer der künftigen Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge aus der Ukraine in Ebensfeld.
    Bürgermeister Bernhard Storath in einem der – hier noch leeren – Zimmer der künftigen Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge aus der Ukraine in Ebensfeld. Foto: Roger Martin

    Für diese Unterbringung der Kinder sind kreative Lösungen gefragt, denn alle Kita-Einrichtungen im Gemeindegebiet sind derzeit voll belegt. „Das ist eine weitere Herausforderung,“ sagt der Rathauschef. In diesem Zusammenhang weist er auf eine ganz neue Information hin, wonach die ukrainischen Kinder nach einem Viertel Jahr Aufenthalt bei uns einen Anspruch auf einen Kindergartenplatz haben.

    Im gesamten Gemeindegebiet von Ebensfeld haben derweil bereits rund 50 Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine eine vorübergehende Unterkunft bei Freunden oder privaten Vermietern gefunden, so der Erste Bürgermeister weiter. Manche Einheimische hätten bereits seit längerem Kontakt mit Ukrainern gehabt.

    „Einige dieser Flüchtlinge wollen gleich möglichst selbstständig sein“, so Storath weiter. Sie hätten sich sofort um Adressen von Ärzten, Einkaufsmöglichkeiten und Banken oder auch zu Busverbindungen erkundigt.

    Bernhard Storath wünscht sich, dass die Ankunft und die Unterbringung wie auch die neue Lebenssituation der Ukraine-Flüchtlinge in Ebensfeld möglichst unspektakulär aufgenommen und begleitet werden. „Wir sollten diese Menschen ganz normal und unaufgeregt behandeln. Das ist sicher nicht einfach, denn ein Krieg ist nicht normal.“ So würden auch die Mitarbeiter in der Marktgemeinde mit der Situation umgehen, auch wenn auf das Rathaus zur üblichen Verwaltungsarbeit neue Aufgaben und Anforderungen hinzukommen.

    Er halte es indessen nicht für sinnvoll, allgemein zu Spenden für die ukrainischen Flüchtlinge aufzurufen. Sinn machten seiner Meinung nach nur gezielte Spenden. In diesem Zusammenhang nennt der Rathauschef gut erhaltene Elektrogeräte. Ansonsten werde sich die Marktgemeinde in ihrem Mitteilungsblatt eventuell mit weiteren gezielten Spendenaufrufen an die Bürgerinnen und Bürger wenden.

    Ukraine-Flüchtlinge im Kreis Von den über 600 Menschen, die aus der Ukraine in den Landkreis Lichtenfels geflüchtet sind, wohnen momentan 470 in privaten Unterkünften. Dies teilt Andreas Grosch vom Landratsamt mit. Die Unterkünfte verteilen sich über sämtliche elf Städte, Märkte und Gemeinden im Landkreis. In verschiedenen staatlichen Unterkünften, zu denen auch die bald in Ebensfeld bewohnbare gehört, leben derzeit knapp 140 Menschen. Die restlichen Unterkünfte befinden sich laut Grosch in Lichtenfels, unter anderem die Erstaufnahme in der Berufsschul-Turnhalle, Altenkunstadt, Bad Staffelstein und Michelau. Von den hier anund untergekommenen Geflüchteten Personen sind indessen 412 weiblich (68 Prozent) und 234 unter 18 Jahren. (red)

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