Es ist manchmal erstaunlich, wieviel Zubehör und damit auch Gewicht schon die Hersteller in und an Wohnmobilen verbauen. Spätestens beim Packen für die erste Ausfahrt stellt man dann fest: Bis zum Erreichen des zulässigen Gesamtgewichts bleiben nur noch wenige Kilo.
Neben dem Gewicht von Fahrer und Beifahrer zählen natürlich auch ein voller Dieseltank, Wassertank und der Kühlschrankinhalt zur Zuladung. Es könnte knapp werden. Sollen dann noch Campingstühle oder ein E-Bike samt Fahradträger mit, kommt man schnell an die Grenze des Erlaubten.
Wann es strafbar wird
Deshalb haben die vier oberfränkischen Verkehrspolizeien (Coburg, Hof, Bayreuth und Bamberg) in den vergangenen Monaten wieder einen besonderen Service angeboten: An vier Orten konnte jedermann sein Wohnmobil oder seinen Wohnanhänger kostenlos wiegen lassen.
Am Samstag wurde von 8 bis 12 Uhr in Bad Staffelstein gewogen. „In den ersten 40 Minuten waren schon sieben Fahrzeuge da“, berichtet Polizeioberkommissar (POK) Ralf Lifka. Er und Polizeihauptkommissar (PHK) Stefan Heinrichs von der Verkehrspolizei Coburg ließen an dem Wiege-Samstag die Fahrzeuge auf eine spezielle Waage fahren und ermittelten dann das Gewicht auf der Vorder- und auf der Hinterachse, schließlich das Gesamtgewicht.
Ein Standard-Wohnmobil wiegt 3000 Kilogramm (Leermasse) und hat eine maximale Zuladung von 500 Kilogramm. Die genauen Daten findet man im Fahrzeugbrief unter den Ziffern mit der 7 „technische Zulässigkeit“ und mit der 8 (8.1 und 8.2 für die Vorder- und Hinterachse im Zulassungsland).
Kein Bußgeld, sondern Tipps
Wird das zulässige Gesamtgewicht – in der Regel beträgt es 3,5 Tonnen – überschritten, muss man nicht nur mit Bußgeldern, sondern auch mit verschlechtertem Fahrverhalten rechnen. Der Schwerpunkt verlagert sich, Bremsen und Lenkung reagieren anders, beides verschleißt deutlich schneller und man macht sich vielleicht auch noch des Fahrens ohne Fahrerlaubnis strafbar: bei mehr als 3,5 Tonnen benötiget man den Führerschein Klasse C1 oder die alte Klasse 3 (vor 1999 gemacht) statt dem „B“ für PKW. Die Versicherung kann außerdem bei bei Überladung die Regulierung im Falle eines Unfalls wegen „nicht bestimmungsgemäßen Gebrauchs“ sogar verweigern.
Die Polizei Oberfranken und auch manche Camping-Verleihe empfehlen deshalb dringend, vor der ersten Ausfahrt das Gewicht des abfahrtbereiten Wohnmobils inklusive aller Mitreisenden zu ermitteln. Das funktioniert mit einer Lastwagen-Waage.
Die Polizei nutzte am Samstag eine fest installierte Fahrzeugwaage vor Ort: Die Stadt Bad Staffelstein stellte dafür ihr Areal am Äußeren Frankenring 1 bei der Bio-Masse-Heizungsanlage kostenlos zur Verfügung. Neben der Bestimmung des Fahrzeuggewichts gaben die Beamten auch gute Tipps zur Beladung und optimalen Nutzung aller Stauräume.
Am Einsatztag war im Falle einer Überladung kein Bußgeld fällig. Vielmehr wurde den Fahrern gezeigt, wie es besser geht. Nils und Silvia fahren in Kürze hoch zur Mecklenburgischen Seenplatte, danach nach Italien. Sie sind erprobt, ihr Wohnmobil hatte kein „Übergewicht“.
Was Gewicht spart
Bastler Christian hat einen ehemaligen Möbellaster zum Camper umgebaut. Vor der ersten Ausfahrt wollte er auf Nummer sicher gehen.
Das spart Gewicht: Vorräte vor Ort einkaufen. Campingplatznutzer benötigen keinen vollen Wassertank: 20 Liter Inhalt anstatt 120 Liter bedeutet 100 Kilogramm weniger. Sommerurlauber benötigen nur eine Gasflasche anstatt zwei: bis zu 30 Kilogramm Ersparnis. Räder vor Ort ausleihen: Ein E-Bike wiegt um die 30 Kilogramm, der Fahrradträger um die zehn Kilogramm.