Viele Menschen sind gekommen, an diesem besonderen Tag für Zapfendorf, um die Erinnerung weiterzutragen. In einer Zeit, in der kaum noch Zeitzeugen leben – und in der in Europa wieder Krieg herrscht, kommen zahlreiche Einwohner und Gäste ihrer Verpflichtung nach, diese Erinnerung beizubehalten. Das wurde am 1. April 2025, 80 Jahre nach der verheerenden Katastrophe in Zapfendorf, wieder einmal sehr bewusst.

Was war passiert? Tiefflieger bombardieren am Vormittag des 1. April 1945 einen Munitionszug, der schon länger im Bahnhofsbereich in Zapfendorf abgestellt war – und die Explosionen zerstören fast das gesamte Dorf. 23 Menschen kommen ums Leben, viele werden verletzt. Zur gleichen Zeit, denn es ist Ostersonntag, findet in der katholischen Pfarrkirche auch der Ostergottesdienst statt.
Unter Trümmern ausgeharrt
Zunächst stand am 80. Gedenktag ein Gedenkgottesdienst auf dem Programm. Dieser findet jedes Jahr am 1. April statt, diesmal war er sehr gut besucht. Pfarrer Wolfgang Schmidt und Pfarrer Georg Lohneiß leiteten diesen. Lohneiß hat den 1. April 1945 selbst miterlebt, auch wenn er sich nicht mehr daran erinnern kann – denn er war erst anderthalb Jahre alt.

Seine Familie wohnte am Ort der heutigen VR-Bank Bamberg in der Bahnhofstraße. Mehrere Stunden lang wartete er verschüttet unter Trümmern auf Hilfe. für Frieden und Toleranz

Nach dem Gottesdienst, der vom Gesangverein Cäcilia mitgestaltet wurde, zogen Fahnenträger, Gäste und viele Zapfendorferinnen und Zapfendorfer, angeführt vom Musikverein, zur Bahnhofstraße. Dort wurde im Jahr 2013 ein Mahnmal aufgestellt, das an die damalige Zeit erinnert.
„Wir denken an diese Tragödie, die unser Dorf für immer verändert hat“, sagte Bürgermeister Michael Senger. „Unermessliches Leid ist über unsere Gemeinschaft hereingebrochen. Es ist daher wichtig, innezuhalten. Denn Menschen sind nicht nur Zahlen in einer Statistik.“ Senger verlas auch die Namen der damals Getöteten und ruft dazu auf, für Frieden und Toleranz einzutreten.
Sich der Gegenwart klar werden
Auch der stellvertretende Landrat Bruno Kellner äußert sich. „Man kann nur vage ermessen, was damals passiert ist. Und wir müssen uns, auch aufgrund des aktuellen Kriegs in Europa, die Frage stellen: Haben wir etwas daraus gelernt?“

Auch Vertreter aus der Partnergemeinde Kilstett sind gekommen. Der ehemalige Kilstetter Bürgermeister Gabriel Müller, der schon bei der Einweihung des Mahnmals mit dabei war, wendet sich sehr emotional ans Publikum.

Und auch Bürgermeister Sylvio Krause von der befreundeten Gemeinde Amtsberg aus dem Erzgebirgskreis spricht einige Worte – und wünscht sich, dass die Zapfendorfer stolz auf das sind, was sie in den 80 Jahren nach der Katastrophe erreicht haben.
Für die teilnehmenden Vereine tritt Siegfried Bauer ans Mikrofon. „Kriege sind kein Naturereignis, auch wenn sie auf die Menschen hereinbrechen wie ein Wirbelsturm. Sie werden von Menschen gemacht, man kann sie auch unterlassen.“
Buch „Dorf in Flammen“
Zum Abschluss singen alle Versammelten die deutsche Nationalhymne – und haben anschließend im Pfarrheim Gelegenheit für Gespräche. Eine Bilderpräsentation zeigt Fotos aus Zapfendorf vor und nach der Zerstörung.
Und auch das Buch „Dorf in Flammen“ steht bereit, 2013 neu aufgelegt, mit vielen Zeitzeugenberichten und einem von den US-Amerikanern aufgenommenen Luftbild, das das Ausmaß der Zerstörung dokumentiert.

Am Mahnmal erinnern Blumen und Kränze an den Tag und die Menschen, die ums Leben kamen. Und als Fundament fürs Mahnmal dienen, darauf weist Gabriel Müller noch einmal hin, Steine, die aus dem Elsass stammen. Aus Frankreich. Einem damals verfeindeten Land. Und heute einem wichtigen Verbündeten und Freund.