„Bei Regen fällt deren Krieg also aus.“ Der Gegendemonstrant, der diesen Satz ausspricht, kann sich das Grinsen nicht vermeiden. Eben haben „Zapfendorf ist bunt“ und die anderen Initiativen erfahren, dass der angekündigte rechtsextreme Marsch durch ihren Ort kurzfristig abgesagt wurde. Doch die Veranstaltung gegen Hass und rechte Hetze und für Toleranz und Menschlichkeit findet trotzdem statt.
Freitagabend, 18 Uhr. Böiger Wind und Regen in wechselnder Intensität machen den Aufenthalt im Freien zu einem zweifelhaften Vergnügen. Dennoch sind rund 50 Personen ans Hofmann-Gelände an der Hauptstraße gekommen. Sie haben Banner dabei, halten Fahnen in den Händen, tragen laminierte Schilder und Buttons. „Zapfendorf ist bunt“, „Schäätz ist bunt“, „Güßbach bleibt bunt“, „Lichtenfels ist bunt“, „Omas gegen Rechts“, „Aufstehen gegen Rassismus“: Sie alle wollten der freitäglichen Fremdenfeindlichkeit in Zapfendorf die Stirn bieten.
Angenehme Stille statt rechtsextremes Gegröle
Doch heute zieht keine militante Kleinstpartei „Der III. Weg“ mit Lautsprecher und Gegröle durch die Hauptstraße, auch die rechtsextreme Gruppierung „Kollektiv Zukunft schaffen – Heimat schützen“ (KZSHS) lässt sich nicht blicken. Der private Organisator der Demo hat wenige Minuten vor Start abgesagt, behält an diesem Freitagabend seine Halbwahrheiten und Parolen zum Fremdschämen für sich. Es ist angenehm still.
Dennoch mag niemand so recht glauben, dass das das Ende der freitäglichen Rechtsaußen-Aufmärsche in Zapfendorf sein wird. Das Thema Containerdorf für Geflüchtete ist in Zapfendorf noch immer ein heiß diskutiertes. Wie Raimund Oswald, Anmelder der Gegendemonstration, informier,t habe sich in Zapfendorf eine Bürgerinitiative in Stellung gebracht. Ihr Ziel: Der Gemeinderat solle seinen Beschluss widerrufen und keine Fläche für ein Containerdorf für Geflüchtete zur Verfügung stellen. Außerdem ist für Mittwoch, 22. März, eine Bürgerinformationsveranstaltung zu diesem Thema angesetzt.

Im Jahr 2015 gab es schon einmal Asylunterkünfte in Zapfendorf und Unterleiterbach. Harald Böhmer war einer derjenigen, der den Geflüchteten in Unterleiterbach nach Kräften half. Beispielsweise gab der Lehrer Deutschunterricht. „Interessant war, dass man viel über die eigene Sprache lernt, wenn man sie vermittelt“, sagt er. Und dann erst merkt, dass die deutsche Sprache die ein oder andere Tücke und das ein oder andere schwer Erklärbare bietet. „Damals gab es noch keine offiziellen Deutschkurse.“ Ehrenamtliche sprangen in die Bresche. Zweimal die Woche unterrichtete er, im Hauptberuf ebenfalls Lehrer, im Asylbewerberheim.
„Eine wehrhafte Demokratie braucht eine aktive Zivilgesellschaft. Eine wehrhafte braucht Leute wie euch, die dafür immer wieder einstehen.“
Luca Rosenheimer, Kreisverband Bündnis 90/Die Grünen
Darüber hinaus organisierte er Arztbesuche und kleine Ausflüge, knüpfte Kontakte zu Rechtsanwälten und half bei Behördengängen, lernte so die Fallstricke der deutschen Bürokratie hautnah kennen. „Besonders schön war es immer, wenn jemand positiv war und dann für alle Bewohner und Helfer gekocht wurde. Das war toll und sehr lecker“, lässt er die Gegendemonstranten an seinen Erinnerungen teilhaben. „Positiv“, das bedeutete: Jemand hatte einen positiv beschiedenen Asylbescheid erhalten, durfte in Deutschland bleiben.
Die ehemalige Lehrerin Ursula Lunz erinnert daran, wie damals mit den Asylbewerbern die Stelen vom Weltgebetstag 2005 renoviert wurden. „Viele wollen arbeiten, wollen etwas tun“, bekräftigt Yvonne Böhmer. Allein, das Gesetz verbietet es Asylbewerbern, eine Arbeitsstelle anzutreten. „Und es sie viel gesungen“, fügt Lunz an. „Selbst Weihnachtslieder wollten sie hören.“

Und dennoch wird in Zapfendorf Stimmung gegen Geflüchtete gemacht. „Viele haben keine negativen Begegnungen mit Asylbewerbern, sondern eher Angst vor Fremden“, meint Raimund Oswald. „Wir müssen hier das Gespräch suchen.“ Sollten in naher Zukunft wieder Asylbewerber in den Markt Zapfendorf kommen, brauche es wieder einen Kreis engagierter Helfer. Jeder, der Interesse habe, könnte sich über „Zapfendorf ist bunt“ melden, so Oswald. „Je früher wir uns Gedanken machen, desto besser wird es dann auch laufen.“
„Eine wehrhafte Demokratie braucht eine aktive Zivilgesellschaft. Eine wehrhafte braucht Leute wie euch, die dafür immer wieder einstehen. Vielen Dank dafür!“, formuliert es vor Ort Luca Rosenheimer, Sprecher des Kreisverbandes von Bündnis 90/Die Grünen. Scharfe Kritik äußert er an Aussagen manches Politikers von Volksparteien und den allzu schleppenden Integrationsbemühungen.