Es ist die Zauneidechse, die den Verantwortlichen der Obermain Therme dieser Tage Kopfzerbrechen bereitet. Schon 2019 entwickelten Planer erste Entwürfe für die Erweiterung der Saunalandschaft des Thermalsolbads in Richtung Seestraße/AquaRiese. Dann kam die Corona-Pandemie, die die Pläne verzögerte, und nun ist es das streng geschützte Reptil des Jahres 2020 und 2021.
Unbemerkt zurückerobert
Es war nicht das erste Mal, dass die Änderung des Flächennutzungsplans im Bereich „Therme-Kurbereich“ die Räte beschäftigte.

Schon im Februar hatte das Thema auf der Tagesordnung gestanden, nun durfte Projektkoordinator Jürgen Kolb von Müller Architekten Kronach die Ergebnisse der Öffentlichkeits- und Behördenbeteiligung vorstellen, die von Anfang Juni bis Anfang Juli stattgefunden hatte. Sieben Eingaben beziehungsweise Hinweise waren eingegangen, keine einzige von Bürgerinnen und Bürgern. Da sich an den Planungen nichts geändert hatte, fiel das Votum für den Entwurf einstimmig aus.

Spannender wurde es dann bei der Aufstellung des Bebauungsplans. Im Zuge der Entwurfsplanung war auf der bislang vornehmlich landwirtschaftlich genutzten Fläche die Zauneidechse entdeckt worden, die nun „vergrämt“ werden muss, um das Saunaland der Therme zu vergrößern. Zuvor ist aber im Bereich der Ausgleichsflächen entlang der Lauter ein neues Refugium für die 18 bis 20 Zentimeter langen Reptilien zu schaffen. „Abarbeitung der Art Zauneidechse“, heißt es formschön in der naturschutzrechtlichen Stellungnahme des Landratsamts vom 3. Juli. Einst befand sich in dem Bereich, in dem heute die Zauneidechse lebt, unter anderem der Mitarbeiterparkplatz der Therme. Dieser aber wurde nach Norden verlegt, die Natur eroberte sich die Brache aus Schotter- und Rohboden zurück. Die Fläche begrünte sich von selbst, für die Eidechsen entstanden unbemerkt von den Planern ideale Bedingungen. Und auch der Bund Naturschutz ist hellhörig geworden: „Bei einer lediglich kurzen Inaugenscheinnahme konnten wir mehrere Brutröhren von Wildbienen, einen Feld-Sandlaufkäfer sowie eine Dorngrasmücke mit Futter im Schnabel beobachten.“

Um keine Verfahrensfehler zu begehen, beschloss das Gremium, den Entwurf des Bebauungsplans nun erneut auszulegen, um die Öffentlichkeit und die Behörden ein weiteres Mal um Stellungnahmen zu bitten. Das wird aber erst im Jahr 2024 geschehen.
Geduld ist angesagt
Erst dann können die Verbandsrätinnen und Verbandsräte des Zweckverbands Thermalsolbad eine Entscheidung zu einem konkreten Bauantrag treffen. Will meinen: Thermenverantwortliche und Thermenbesucher müssen sich wohl noch eine ganze Weile gedulden, bis die Erweiterung um Eventsauna und Co. wirklich umgesetzt wird.