Wenngleich am Sonntag der Himmel immer wieder bedeckt war und Regenschauer für Abkühlung sorgten, tat dies dem Museumsfest zum 90-jährigen Jubiläum des Deutschen Korbmuseums keinen Abbruch. Viele große und kleine Interessierte waren gekommen, um das stolze Jubiläum mitzufeiern und näher in das Flechthandwerk einzutauchen.

Dies war an vielen Ecken und Enden für alle Generationen möglich. Es gab viele Stände, an denen das Flechten gezeigt wurde oder Flechtartikel erworben werden konnten. Außerdem waren die Werkstätten St. Joseph vertreten. Unter anderem wurden auch Näharbeiten oder Dekorationen zum Verkauf angeboten.
Spaß für Groß und Klein

Bereits am Vormittag konnten sich die Jüngsten mit Korbstadtkönigin Alexandra I. anschließen, um bei einer Schnitzeljagd durchs Museum dem Jungen Oskar zu helfen, seine verlorene Tasche wieder zu finden.
Bekannte und beliebte Märchen, wie die Wichtelmänner oder das Tapfere Schneiderlein von Wilhelm Hauff und den Gebrüdern Grimm, las Elisabeth Lorenz den Mädchen und Jungs vor.
Ohne Koffer reist sich's schwierig

Während des Tages waren das Museum und die Sonderausstellung „Rumgekommen – Zur Geschichte des Reisegepäcks“ geöffnet. Schülerinnen und Schüler der zehnten Klasse der Staatlichen Berufsfachschule für Flechtwerkgestaltung nutzten den Tag zur Projektpräsentation vor.
„Am 14. Oktober 1934 wurde im Michelauer Rathaus das Oberfränkische Korbmuseum eröffnet“, erinnerte Museumsleiterin Ariane Schiedmann in einem Rückblick. Damit wurde die bedeutende Sammlung an Korbwaren aus aller Welt, Werkzeugen und schriftlichen Zeugnissen der Geschichte des Handwerks und des Korbhandels der Öffentlichkeit erstmals zugänglich gemacht.
Bereits 1904 wurde der Fachschule für Korbflechterei in Lichtenfels, heute Staatliche Berufsfachschule für Flechtwerkgestaltung, in Michelau eine Zeichenklasse für die angehenden Korbmacher angegliedert.

Als Vorlage wurde in zwei Räumen der Michelauer Schule eine kleine Sammlung verschiedenster Korbwaren präsentiert. 1929 beschloss der Zweite Bürgermeister von Michelau, Klaus Stammberger, diese Sammlung zu erweitern und sie als Museum der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Ausschuss wurde gegründet
Einige Korbmachermeister und Fachschullehrer schlossen sich zu einem Ausschuss zusammen, der geeignete Objekte zusammentragen sollte. Ender der 1920er und Anfang der 1930er Jahre legten sie damit den Grundstock für die heutige Sammlung. Als 1934 der Umbau des Rathauses abgeschlossen war, wurden drei Räume mit Korbwaren, Werkzeugen und Flechtmaterialien als Museum eingerichtet, welche vom ehemaligen Obermeister der Korbmacherinnung des Bezirks Lichtenfels, Paul Backert, sowie Korbmachermeister Georg Gagel und Meister Lorenz Karl zusammengetragen worden waren. Am 14. Oktober 1934 folgte die Eröffnung des Oberfränkischen Korbmuseums. Ein Jahr später wurde es in Ostmärkisches Korbmuseum umbenannt. Seit 1936 heißt es Deutsches Korbmuseum.
Während der Kriegsjahre wurde die Sammlung ausgelagert. Durch den Einsatz von Paul Backert und Georg Gagel konnte das Museum am 26. November 1949 am alten Ort wiedereröffnet werden.
Ein Haus erzählt die Geschichte
Das Deutsche Korbmuseum befindet sich im Stölzel-Haus. Der älteste Teil des Gebäudes wurde 1815 von Johann Georg Gagel, der einer der ersten Michelauer Korbhändler war, als Wohnhaus erbaut.

Von seinem Sohn Konrad wurde das Unternehmen erfolgreich weiter geführt. Um 1850 ließ er ein zweigeschossiges Lagergebäude mit Kontor und ein Waschhaus anbauen. In der nächsten Generation leitete der Sohn Leonhard Otto Gagel den Betrieb. 1887 wurde das Lagerhaus aufgestockt und erweitert.
Leonhard Otto Gagel setzte sich auch für die Einrichtung einer Bahnstation in Michelau ein und tätigte am Ort einige Stiftungen. 1906 wurde das gesamte Michelauer Unternehmen an den Coburger Kaufmann Max Christian Stölzel verkauft. Sein Name ist noch heute an der Fassade des Gebäudes zu lesen ist. Nach dem Tod von Stölzel wurde das Unternehmen zwanzig Jahre durch seine Witwe weitergeführt. Sie verkaufte das Gebäude 1959 an die Gemeinde Michelau. Bis zur Eröffnung 1967 richtete die Gemeinde dort Ausstellungsräume ein.
Seit 1988 wird das gesamte Gebäude für museale Zwecke genutzt. Neben 26 Ausstellungsräumen gibt es mehrere Archiv- und Magazinräume. Bei erneuten An- und Umbaumaßnahmen 2008 bis 2009 wurde zusätzlich zu Modernisierungsmaßnahmen im Gebäude ein Sonderausstellungsraum geschaffen und ein besucherfreundlicher Eingangsbereich angebaut.
„Es erfüllt mich mit Freude und Stolz mit Ihnen das Jubiläum zu feiern“, betonte Bürgermeister Jochen Weber. Seiner Meinung nach, ist das Museum ein einzigartiger kultureller Schatz. Zum Jubiläum gratulierte Namens des Michelauer Einkaufkorbs Luca Rosenbauer und dankte für die gute Zusammenarbeit.