Wer beim Begriff Western an die USA, gen Westen ziehende Siedlertrecks, riesige Rinder- oder Büffelherden, Lasso schwingende Cowboys, reitende Revolverladys, Saloon-Atmosphäre oder grimmige Ordnungshüter mit Sheriffstern und Cowboyhut mit der überdimensional umlaufenden Krempe denkt, ist auf dem richtigen Weg. Denn Cowboyhut und die typische Kleidung spielen natürlich neben Pferden und der möglichst vorhandenen Reitkunst eine wichtige Rolle, wenn Westernreiten als Freizeitsport angesagt ist.
„Der typische Westernhut gehört bei unserem Sport unzertrennlich dazu“, stellte Turnierleiter Volkhard Hummel fest. Bereits zum zweiten Mal war die Reithalle im Sonnefelder Ortsteil Bieberbach Austragungsort für ein Western Reitturnier, das vom Reit- und Fahrverein Sonnefeld und Umgebung organisiert worden war. Es ist damit eines von bundesweit insgesamt 20 Wertungsturnieren, von denen fünf in Bayern stattfinden.
Mit 110 Reitern aus Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Sachsen und Thüringen zeigte sich Turnierleiter Hummel zufrieden. Sie absolvierten an drei Tagen in der vor Witterungseinflüssen sicheren Halle nahezu 500 Starts; im sportlichen Wettstreit, im Gleichklang der Pferd- und Reiterteams. Dabei spielten Amazonen, also Reiterinnen, die sich im speziell gestalteten Sattelzeug zu Hause fühlen, die zunehmend dominierende Rolle. Ebenso unverwechselbar waren die über den „großen Teich“ geschwappten Sektionsbezeichnungen mit amerikanischen Kürzeln. Da wurde ein Reiter zum „Horseman“, der Weg zum „Trail“, und Jungpferde absolvierten ein „Reining“.
„Bieberbach haben wir zum zweiten Veranstaltungsort gewählt. Anlage, Reithalle, Organisation und umgebendes Flair sind für unser Western-Turnier besonders geeignet“, unterstrich Hummel, bevor er die Verbindung mit dem gastgebenden Reit- und Fahrverein Sonnefeld würdigte und dem Vereinsvorsitzenden Michael Hampel einen Original Westernhut „verpasste“.
„Jedes Pferd-/Reiterteam kommt mit vorgegebenen 70 Wertungspunkten als ,Vorschusslorbeeren‘ in den Parcours“, erläuterte Hummel. „Je nach Prüfungsverlauf der in Leistungsklassen unterteilten Einzelfiguren sind bis zum Ende des Durchgangs Straf- oder Zusatzpunkte zu sammeln. Daraus ergibt sich schließlich die Platzierung.“ Als Lokalmatadoren stellten sich die Amazonen Christine Hummel (Wirsberg) und Susanne Becker (Kronach) in verschiedenen Wettbewerben mit unterschiedlichen Pferden und Startnummern den Wertungsrichtern.
Für das Bieberbacher Turnier waren Wettbewerbe der Schwierigkeitsstufen A/Q-C ausgeschrieben. Das in der Halle auf Augenhöhe sitzende Richterteam hatte nach Erklingen der Startglocke ein strenges Auge darauf, wie der Teilnehmer das Eingangsgatter vom Pferd aus individuell öffnet und schließt. Bewertet wurde auch, wie der vorgeschriebene Trail rückwärts geritten oder das Reining im schmalen Zirkel, ein Western Pleasure oder das schnelle Westernriding gemeistert werden. In die Wertung floss auch die vom Reiter beeinflusste harmonische Gangart (Pleasure) ein. Die Zeit spielte dagegen nur eine untergeordnete Rolle.
„Anlage, Reithalle, Organisation und umgebendes Flair in Bieberbach sind für unser Western-Turnier besonders geeignet.“
Volkhard Hummel Turnierleiter
Von seiner Richterkanzel aus verfolgte Turnierleiter Volkhard Hummel den Ablauf im jeweils nach Prüfungsaufgabe und Schwierigkeitsgrad verändert gestalteten Parcours. Ihm zur Seite saßen Hallensprecher Enzo Nagl, der nach jedem Ritt die vom Richterteam Mike Stöhr und Sabrina Leithäusl bestätigten Wertungsergebnisse per Funk zur Proklamation in die Richterkanzel übermittelt bekam. Von der geräumigen Hallentribüne aus verfolgten an den drei Veranstaltungstagen viele Zuschauer gespannt das für Pferd und Reiter erforderliche Warm-up und schließlich die Wertungsläufe.
In seiner Schlussbilanz dankte der Turnierleiter den an drei Tagen ehrenamtlichen Helfern wie dem Turnierschmied, dem Sanitätsdienst, dem Tierarzt und dem Parcoursteam.