Eine der letzten Dampflok-Fahrten in Deutschland ging im Jahr 1975 von Lichtenfels nach Hof (Saale). „Der Zug musste nach Hof, um dort gewartet zu werden“, erzählt Alfons Dümlein, der damals die Kohlen in das Feuer schippte. Der heute 75-jährige aus Schwürbitz war einer der letzten Heizer Deutschlands.
Zu Beginn seiner Ausbildung ist er als dritter Mann neben dem Heizer und dem Lokführer mitgefahren. „Wir mussten uns anschauen wie alles funktioniert“, erklärt er. Später sei er allein mit dem Lokführer unterwegs gewesen. Neben dem Heizen war es seine Aufgabe, die Strecke zu beobachten. „Ich musste mit auf Signale achten, die zeigen, ob wir fahren können oder halten müssen“, erzählt Alfons Dümlein.
„Auf der Schiefen Ebene mussten wir dann extra viel schaufeln.“
Alfons Dümlein ehemaliger Heizer
Außerdem gingen früher die Türen an den Waggons nicht automatisch zu. Wenn sich der Bahnsteig dann beim Halt im Bahnhof auf der Seite des Heizers befand, musste er sicher gehen, dass alle geschlossen sind, bevor die Dampflok wieder losschnaufte. Seine Lieblingsstrecke war die „Schiefe Ebene“ von Neuenmarkt-Wirsberg nach Stammbach. Die von 1844 bis 1848 gebaute Strecke zählt zu den Ingenieurs-Meisterleistungen der damaligen Zeit. Sie überwindet einen Höhenunterschied von über 150 Metern mit einer Steigung von 1:40. Dabei kann die Eisenbahn die Strecke ohne zusätzliche technische Hilfsmittel befahren.
„Auf der Schiefen Ebene mussten wir dann extra viel schaufeln“, erzählt Alfons Dümlein. Wie viel mehr, das hing von der Art des Zuges ab: Er heizte in Güterzügen, Personenzügen und Panzerzügen. „Personenzüge bestanden meist nur aus drei Waggons. Ein Güterzug hingegen war deutlich länger und schwerer“, erklärt der ehemalige Heizer.
Vor allem im Sommer konnte es im Führerstand der Dampflok ziemlich heiß werden. Die verfeuerte Kohle erhitzt die Luft im Ofen auf bis zu 1000 Grad. Doch Alfons Dümlein habe sich nicht beklagt. „Ein Bäcker muss auch täglich am heißen Backofen stehen“, lacht er. Auf die Frage, wie er die harte körperliche Arbeit weggesteckt hatte, sagt er nur: „Damals hat der Körper das mitgemacht. Ich war ja jung!“
Die weitesten Strecken führten ihn nach Würzburg und Gemünden. Dorthin fuhren oft die Panzerzüge hin. „Und im Herbst, nach der Zuckerrübenernte, mussten wir in Schweinfurt mit Güterzügen die Rüben abholen und nach Zeil in die Zuckerfabrik fahren“, ergänzt Alfons Dümlein. Sie seien dann immer voll beladen gewesen.
„Ich habe 1963 angefangen als Heizer zu arbeiten“, berichtet er, „das hat sich einfach so ergeben.“ Natürlich werde er nostalgisch, wenn er an die Zeit zurück denke. Dies liege aber auch an der damaligen Atmosphäre und den freundlichen Kollegen.
Alfons Dümlein ist klar, dass die Bahnbranche modernisiert werden musste. Heute ist der Berufsstand des Heizers in Deutschland nahezu ausgestorben. „Ein Heizer wäre nicht mehr zeitgemäß, auch aufgrund von Umweltaspekten.“
Seine Arbeit hatte Alfons Dümlein öfter in die ehemalige DDR geführt. Grenzpolizisten seien dann mit über die Grenze gefahren und wieder zurück. „Als ich beispielsweise nach Saalfeld gefahren bin, sind sie immer mit Hunden durch die Waggons gelaufen und haben alles abgesucht“, erinnert sich Alfons Dümlein. Schmuggler oder illegale Dinge hätten sie jedoch während seiner Schichten nie erwischt.
Zu Bahn-Verspätungen kam es damals ebenfalls schon, berichtet der Heizer. „Aber es war nicht so schlimm wie heute“, lacht Alfons Dümlein. Jedoch fuhren die Züge damals allgemein langsamer als heute.
Nachdem er 1975 die letzte Fahrt angetreten hatte, blieb der ehemalige Heizer noch bis 1998 in der Bahnbranche. „Ich wurde einfach immer da eingesetzt, wo Hilfe gebraucht wurde.“