Gregor Friedlein-Zech, Bürgermeister von Marktzeuln, wäre froh, wenn in der Gemeinde Marktzeuln eine Grundversorgung durch den Einzelhandel noch gewährleistet wäre. Gerade für die älteren Bürger wäre dies wichtig. E-Commerce wird den heimischen Einzelhandel vor Herausforderungen stellen, ist er sich sicher.
Obermain-Tagblatt: Herr Friedlein-Zech, was gefällt Ihnen an unserer Aktion „Lass den Klick in deiner Stadt“?
Gregor Friedlein-Zech: Es ist notwendig, darauf hinzuweisen, welche Folgen es haben wird, wenn durch den Internethandel vermehrt Einzelhändler ihre Geschäfte aufgeben müssen.
Müssen Sie sich in Marktzeuln auch mit Themen auseinandersetzen, die den Einzelhandel betreffen?
Friedlein-Zech: Leider existiert in Marktzeuln nahezu kein Einzelhandelsgeschäft mehr. Bis in die 1970-er Jahre verfügte Marktzeuln über einen ausgeprägten Einzelhandel.
Gründe für den Niedergang des lokalen Einzelhandels gibt es viele, jedoch glaube ich, dass die verbesserte Mobilität der Einwohner hierfür entscheidend war. Ähnliches droht nun dem in größeren Ortschaften verbliebenen Einzelhandel durch den E-Commerce.
Sehen Sie als Bürgermeister Möglichkeiten, den Handel vor Ort zu unterstützen?
Friedlein-Zech: Hier kann ich nur für Marktzeuln sprechen. Die älteren Bürgerinnen und Bürger wären zufrieden, wenn die Grundversorgung ausreichend gewährleistet wäre.
In den vergangenen Jahren sind einige Versuche gescheitert, einen Lebensmittelmarkt zu etablieren, da nicht genügend Kundschaft davon Gebrauch gemacht hat.
Ein weiterer Versuch wird nur gelingen, wenn man die Einwohner im Rahmen eines Genossenschaftskonzepts einbindet. Der Jahrmarkt in Marktzeuln hat ja viel Tradition und erfreut sich auch nach wie vor großer Beliebtheit.
Wo liegen die Gründe Ihrer Meinung nach?
Friedlein-Zech: Der große Vorteil liegt darin, dass der Jahrmarkt in Marktzeuln am Sonntag stattfindet und die Kunden den Marktbesuch mit einem Sonntagsausflug verbinden.
Der Markt ist sicher noch beliebt, jedoch fehlen die jüngeren Besucher. Auch die Fieranten werden immer älter und finden keine Nachfolger. Es wird immer schwieriger, ein attraktives Angebot zu präsentieren.
Der E-Commerce hat gegenwärtig kaum zehn Prozent des Umsatzes vom stationären Handel, nimmt aber stetig zu. Welche Schlüsse würden Sie – wären Sie Einzelhändler – daraus ziehen?
Friedlein-Zech: Der Anteil des E-Commerce wird sicher weiter steigen. Die Bequemlichkeit nimmt zu, und das Einkaufen auf dem Sofa ist nun einmal bequem. Die Zukunft des Einzelhandels wird in manchen Bereichen schwierig werden.
Wie würden Sie Ihr persönliches Einkaufsverhalten beschreiben?
Friedlein-Zech: Technische Produkte bestelle ich sehr häufig im Webshop. Benötige ich jedoch eine persönliche Beratung, dann kaufe ich grundsätzlich im Laden vor Ort. Bekleidung hingegen kaufe ich immer in der Region.
Haben Sie als „Otto Normalverbraucher“ Wünsche an den Einzelhandel, die Sie gerne umgesetzt sehen würden?
Friedlein-Zech: Nein, ich bin sehr zufrieden. Ich habe nämlich den Eindruck, dass sich der hiesige Einzelhandel sehr um seine Kundschaft bemüht. Auch die Öffnungszeiten der Geschäfte finde ich ausreichend.