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MICHELAU: Bernd Händel nimmt sie alle ins Visier

MICHELAU

Bernd Händel nimmt sie alle ins Visier

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    Sprachenimitator und Kabarettist: Bernd Händel in seiner Paraderolle als „Silvester Capone.“
    Sprachenimitator und Kabarettist: Bernd Händel in seiner Paraderolle als „Silvester Capone.“ Foto: Fotos: Klaus Gagel

    Noch vor wenigen Tagen präsentierte er sich bei der Fastnacht in Franken als Sitzungspräsident einem Millionenpublikum. Wesentlich bescheidener, aber nicht weniger publikumswirksam gab er sich am Sonntagabend im Michelau Gemeindezentrum als „Meister der tausend Stimmen“. Die Rede ist von Bernd Händel, der sein Programm: „Stimmen, Stimmung und Musik aus Franken“ vom „Original“ Siggi Stadter aus Bad Berneck musikalisch umrahmen ließ.

    Für diejenigen, die den Kabarettisten, Moderator und Stimmenimitator Bernd Händel fast auf den Tag genau vor einem Jahr an gleicher Stelle schon einmal erlebt hatten, war es so etwas wie ein Déja-vu-Erlebnis. Dieses schmälerte doch etwas den Genuss, auch wenn man die sonore Stimme von Bernd Händel und seine Witze noch so gerne hört. Seine Pointen sind eben so gut, dass sie auch noch nach einem Jahr gut im Gedächtnis haften geblieben sind.

    Für die Besucher, die Bernd Händel allerdings erstmals live on stage erlebten, war es ein kabarettistischer Hochgenuss, der die Lachmuskeln derart strapazierte, dass sich einige Damen vor lauter Lachen die Tränen aus den Augenwinkeln wischten. Hinzu kam, dass das Programm vom Akkordeonvirtuosen Siggi Stadter fränkisch frisch aufgemischt wurde.

    Die Finger fliegen über die Tasten, Noten braucht er nicht. „Frankenwalzer“ und „Tschaka Tschaka Song“ animieren das Publikum zum Schunkeln und Mitklatschen. Es ist das „Vorglühen“ bevor Bernd Händel als Stimmenimitator unter wohlwollendem Applaus die Bühne entert.

    Und der nimmt sie gleich alle ins Visier, die Politiker sowie die Größen aus Kunst und Sport. Das Faszinierendste dabei ist, wenn er längst verstorbene Persönlichkeiten stimmlich wieder zum Leben erweckt. Oder bei seiner Politikerrunde mit den markanten Stimmen von Helmut Kohl („Deutschland wuchs zusammen, er ging auseinander“), Hans-Dietrich Genscher, Gerhard Schröder, Norbert Blüm, Horst Seehofer, Günther Beckstein und Edmund Stoiber diskutiert. Er hat sie alle in seinem Repertoire, und wechselt die Charaktere nicht nur stimmlich, sondern auch in Mimik und Gestik im Sekundentakt.

    Nicht immer jugendfrei

    Die Gags, die er ihnen in den Mund legt, sind fränkisch deftig und derb und nicht immer jugendfrei. Gerhard Schröder, der Frauenheld: „Wer gut über die Runden kommt, hat auch bei den Schlanken nie Probleme“ oder „Wo rohe Kräfte sinnlos walten, da lässt sich keine Hose halten.“ Und Edmund der „Zerstäuber“ „haut sich zwei Pfannen in die Eier, äh umgekehrt.“

    Selbst der verstorbene Franz Josef Strauß gibt letzte Geheimnisse preis. Ist er doch kurz vor seinem Tod noch zur SPD gewechselt. „Wenn schon einer stirbt, dann einer von denen.“

    Breiten Raum nimmt auch seine Hommage an Otti Fischer ein. Für ihn hat er einen eigenen „Schlachthof“ gemacht mit Harald Schmidt und Michael Mittermeier als prominente Gäste.

    „Jetzt wird’s intim“, leitet Bernd Händel über zur Sportreportage mit Gerd Rubenbauer im Nürnberger Grundigstadium. Das Publikum sorgt mit Pfeifen und Grölen für die richtige Stadiumsatmosphäre, während Franz Beckenbauer und der frühere „Club“-Präsident Michael A. Roth, der weißbärtige „Fußball-Hobbit“ aus Mittelerde, ihre Fußballweisheiten zum Besten geben.

    Louis van Gaal kennt die Trainingsunterschiede zwischen Deutschland und Holland ganz genau, vor allem, wenn es um so mehrdeutige Formulierungen geht, wie „das Gras muss brennen.“ Und natürlich gibt auch unser Bundestrainer Jogi Löw seinen fußballerischen Senf dazu.

    „Wer gut über die Runden kommt, hat auch bei den Schlanken nie Probleme.“

    Bernd Händel als Altkanzler Gerhard Schröder

    Für Lachsalven sorgt auch die Shoppingtour durch ein musikalisches Kaufhaus. Angefangen von der Kosmetikabteilung mit „Du kannst nicht immer 17 sein“ bis hin zur Klopapierabteilung mit Roland Kaisers „Ich glaub, es geht schon wieder los.“

    Im „Musikantenstadel“ mit Dieter-Thomas Heck leiht Bernd Händel Altbundeskanzler Helmut Kohl, Norbert Blüm und Peter Maffay seine Stimme, und auch der „Zeugwart aller Besenkammern“, „Bum Bum Boris“, darf seine neue Tennis-CD vorstellen, ehe Franz-Josef Strauß, Willi Brand und Louis Armstrong in der Plattenküche ihr Leibgericht zubereiten.

    Im zweiten Teil seines Programms widmet sich Bernd Händel zwei Persönlichkeiten, die längst zu seinem Alter Ego geworden sind. Herbert Hisel und sein „Jou wergli“ lassen Raum zu humorigen Spekulationen über das Wechseln von deutschen Unterhosen und Strümpfen: „So a Jahr is fei schnell rum,“ oder über den zweideutigen Unterschied zwischen einem Tennisarm und einem Golfsack.

    Und natürlich darf auch seine Paraderolle „Silvester Capone“ nicht fehlen. Der etwas andere Bodyguard für Prominente aus dem sonnigen Sizilien deckt seinen Vitaminbedarf allein schon durch den Anblick der Orangenhaut seiner „Bella“, und zeigt sich auch sonst recht bewandert, wenn es um italienische Spezialitäten und Speisen geht.

    Das ist gar nicht so einfach, wenn Prominente wie Helmut Kohl im Restaurant nach Pharmaschinken fragen, oder Spaghetti al dente deswegen ablehnen, weil die schon mal ein anderer im Mund gehabt hatte.

    Mit „Alles Walzer“ von Siggi Stadter wird der Schluss des Programms eingeläutet, doch noch einmal bekommen die Zuhörer Gelegenheit zur genüsslichen Selbstanalyse bei einem Schnellkurs in Astrologie. Auch der trägt zur humorvollen Bewusstseinserweiterung bei. Aber so soll es auch sein bei einem unterhaltsamen Abend mit Bernd Händel und Siggi Stadter.

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