Noch vor wenigen Jahren schwebte über dem Geflügelzuchtverein 1926 Neuensorg das Damoklesschwert der Auflösung. Die einst erfolgreichen aktiven Züchter wurden immer älter und damit weniger. Zudem drohte die Führungsriege zu überaltern, da es keine Jüngeren gab, die Verantwortung übernehmen konnten. Die Folge war, dass auch die Jungzüchter fehlten und die Aktivitäten aufgrund des hohen Durchschnittsalters mehr und mehr schwanden.
Seit fünf Jahren befindet sich der Verein im Aufwind und kann nun seinen bisher größten Erfolg feiern, denn bei der Kreisschau holte sich der Geflügelzuchtverein Neuensorg den Vereinskreismeistertitel in der Sparte „Hühner“. Den Titel machten die drei Aktiven Norbert Wittmann (Chabo), Herold Pülz (Italiener) und Ullrich Selig (Lakenfelder) perfekt, die insgesamt 1893 Punkte errangen. „Dieser Titel geht in die Annalen unseres Vereins ein“, ist sich der Vorsitzende sicher, der bei der Gruppenschau erstmals die Höchstnote „vorzüglich“ errang und die gleiche Bewertung bei der Kreisschau einfuhr, die zum Titelgewinn beitrug. In die Wertung flossen nämlich die Ergebnisse von 20 Tieren ein, die mindestens von drei Ausstellern präsentiert werden mussten.
Auch der Geflügelpokal, den die Zuchtgemeinschaft Pülz-Batke (Zwerg-Italiener) errang und sich den Kreismeistertitel sicherte, wirkte sich positiv auf die Bewertung aus. Wenn im Oktober die ersten Meldepapiere für die anstehenden Ausstellungen und Schauen verschickt werden, beginnen die Aktiven mit den ersten Vorbereitungen und stellen das Tiermaterial zusammen.
Als sich aus einer „Bierlaune“ heraus mit Norbert Wittmann, Andreas Brade und Patric Bauer Jüngere dem Verein anschlossen, entzündete sich ein erster Hoffnungsfunken. So bereicherte der Verein im Juli 2009 das Kirchgartenfest mit einem Preisrätsel, aus dem sich die Gründung einer Jugendgruppe rund vier Wochen später ergab, deren Leitung Norbert Wittmann übernahm. Zeitgleich wurde die Satzung neu gefasst, da die Vereinsstatuten aus dem Jahr 1926 stammten.
Im März 2010 trat der langjährige Vorsitzende und Kassier Helmut Fischer aus gesundheitlichen Gründen zurück. Für die verbliebenen Mitglieder war nun guter Rat teuer. Stellvertretender Vorsitzender Ulrich Fischer und Schriftführer Ullrich Seelig riefen eine Sitzung ein, um mit den weiteren Mitgliedern zu beraten, ob und wie es mit dem Verein weitergehen könnte. Norbert Wittmann erklärte sich bereit, für den Vorsitz zu kandidieren. Mit Dieter Fischer wurde auch ein Kassier gefunden, der obendrein die Vereinshomepage erstellte, sodass die Führungsriege verjüngt und der Blick weiter auf die Zukunft ausgerichtet werden konnte. Nachdem gute Voraussetzungen für ein Wiedererstarken des Vereins geschaffen waren, ging die Führungsriege von Haus zu Haus und warb in persönlichen Gesprächen für den Verein, der 2009 aus 23 Personen bestand. „Dadurch haben wir neben Jugendlichen auch Frauen als Mitglieder gewonnen, die eine große Stütze sind. Bei uns helfen alle mit und sind im Verein integriert“, betont Norbert Wittmann und weist mit Stolz darauf hin, dass der Verein sogar ein Mitglied in Kaiserslautern hat.
Durch den kontinuierlichen Aufschwung hat der Verein an Selbstbewusstsein gewonnen. Anlässlich des 85-jährigen Vereinsjubiläums, das 2011 begangen wurde, richteten die Neuensorger Geflügelzüchter die Ortsschau aus. Obwohl die Führungscrew auf diesem Gebiet keine Erfahrung hatte, bestand sie die Nagelprobe mit Bravour und erhielt Unterstützung von den Nachbarvereinen aus Trübenbach und Weidhausen. Lohn dieser mutigen Entscheidung waren weitere 31 Neumitglieder, darunter sieben Jugendliche. Außerdem richtete der Verein mit den Trübenbacher Zuchtfreunden 2013 die Kreisschau aus und fungierte als Ausrichter der letztjährigen Gruppenschau.
Mit Tizian Wittmann begann nach vielen Jahren der Abstinenz wieder ein Jugendlicher mit dem Züchten von Rassegeflügel. Während früher die Taubenzüchter dominierten, sind es heute die Züchter von Hühnern. „Wir sind derzeit sieben Aktive, dazu kommen zwei bis drei Jungzüchter“, freut sich Norbert Wittmann und berichtet von einigen Erfolgen, die verbucht werden konnten. Um die Rassegeflügelzucht weiter voranzutreiben, wurde vom Verein eine Brutmaschine angeschafft, die seit 2015 im Einsatz ist.
Derzeit steht für die Züchter das Beschicken von Orts-, Gruppen- und der Kreisschau im Vordergrund, die Teilnahme an großen Schauen behalten die Aktiven aber im Blick. „Durch unsere Präsenz in der hiesigen Region unterstützen wir auch die kleinen Vereine“, erklärt der Vorsitzende und vergleicht die Ausstellungen mit Modenschauen, für die viel Arbeit und Einsatz notwendig ist.
In diesem Jahr laufen außerdem die Vorbereitungen für das Jubiläum zum 90-jährigen Bestehen im kommenden Jahr an.