Graue Flecken an den Blechverkleidungen der Fassade, Ruß über den Hallenfenstern. Am Tag nach dem Großbrand in der „Kart Arena“ verrät ein erster Blick auf den Eingangsbereich kaum etwas über das Ausmaß des Unglücks. Der allgegenwärtige Geruch nach verschmortem Kunststoff schon eher. Und noch mehr der Blick von Frank Kruscha.
Er geht geduldig mit Polizisten, Feuerwehrleuten und Sachverständigen um das Gebäude. Beantwortet Fragen. Deutet in den geschwärzten Innenraum, der 24 Stunden vorher noch eine florierende Go-Kart-Bahn war. Er wirkt gefasst, schüttelt aber immer wieder leicht den Kopf, so als ob er noch nicht glauben kann, was passiert ist.
Kruscha ist der Inhaber der abgebrannten Anlage. „Man kann schon sagen, dass mein Lebenswerk zerstört ist“, meint er niedergeschlagen. „Sieben Jahre Arbeit, Geld und Einsatz. Alles für die Katz'.“
Bis Donnerstagabend um kurz vor 20 Uhr schien es, als ob sich dieser Aufwand auszahlen würde. Die „Arena“ am Ortsausgang Richtung Lettenreuth hatte sich nach mehrfachen An- und Umbauten zur größten Indoor-Kart-Bahn Oberfrankens gemausert. Kruscha spricht von zirka 2000 Besuchern pro Woche, die auf 42 Go-Karts in der 3000-Quadratmeter-Halle ihre Runde drehten. Mit dem letzten größeren Umbau wurde erst vor zwei Monaten begonnen, die neue „VIP-Lounge“ wurde wenige Stunden vor dem Unfall fertig.
Als sich dieser ereignete, sei er nicht persönlich anwesend gewesen, räumt der 48-Jährige, der in Ahorn (Landkreis Kronach) lebt, ein. „Von einem explodierenden Kart kann aber nicht die Rede sein“, ist er sich sicher. Der Hergang sei ihm von Gästen und Personal genau geschildert worden: Bei einem „In-Fight“, einen Positionskampf auf der Bahn, sei einer Fahrer in die Bande gerast.
„Sieben Jahre Arbeit, Geld und Einsatz. Alles für die Katz'.“
Frank Krusche, Inhaber der „Kart Arena“
Beim Aufprall müsse der Tank gerissen sein, da ein Zischen zu hören war; das ausströmende Gas habe sich dann vermutlich am Auspuff entzündet. Einen technischen Defekt schließt er aus. Die insgesamt 42 Fahrzeuge würden einmal wöchentlich gewartet. Eine Sichtprüfung erfolge täglich. Darüber hinaus absolviert das Personal vor der Freigabe für die Besucher mit jedem Kart ein bis zwei Runden, um zu testen, „ob es technisch okay ist“. Schwere Verbrennungen erlitt dabei ein 30-Jähriger aus dem Landkreis Kronach, der die Bahn mit vier Freunden befuhr. Er wurde mit dem Hubschrauber in die Spezialklinik nach Nürnberg geflogen. Das durch die Verpuffung am gasbetriebenen Kart entstandene Feuer verbreitete sich schnell, letztlich brannte das Gebäude vollständig aus.
„Wegen der Nagelbinder-Konstruktion unter der Hallendecke herrschte akute Einsturzgefahr, weshalb das gute Dutzend anwesender Personen sofort evakuiert werden musste“, so Uwe Gaebel, 2. Kommandant der Marktzeulner Feuerwehr. Parallel dazu galt es, einen 5000-Liter-Gastank unmittelbar neben der Anlage abzuschirmen. Hätte der Tank Feuer gefangen, wären das angrenzende Wohnhaus und das Nachbargebäude nicht zu retten gewesen, glaubt Gaebel.
Er zeigt auf die Rückseite der Halle. Oder was davon noch übrig ist, denn hier bietet sich ein Bild der Verwüstung. Das Dach ist nicht mehr vorhanden, die Balken verkohlt. Die Wand vom THW eingerissen, damit die Feuerwehr den Brand im Innern bekämpfen konnte.
Eine völlig andere Herausforderung meisterten die rund 300 Einsatzkräfte aus den Landkreisen Lichtenfels, Coburg und Kronach. Durch die Umstellung auf Fernwasser in Marktzeuln habe zunächst nicht genügend Löschwasser zur Verfügung gestanden, erklärt Kreisbrandrat Timm Vogler, der die Einsatzleitung innehatte. Abhilfe schafften insgesamt 4000 Meter Schlauchleitung, fünf zur Rodach und zwei zum Wasserbehälter in Lettenreuth.
„Glück im Unglück“, auch Bürgermeister Gregor Friedlein-Zech verwendet die Redwendung. Weil er einen Feuerwehr-Piepser bei sich trägt, befand er sich am Donnerstagabend bereits kurz nach 20 Uhr am Ort des Geschehens. Dort habe sich der „erste Schreck“ angesichts der Flammen und Massen von Qualm noch intensiviert.
Beeindruckt sei er von der Arbeit der Rettungsorganisationen gewesen. Es habe Hektik geherrscht, aber eben kein Durcheinander. „In solchen Situationen zeigt sich, dass gut ausgebildete und ausgerüstete Feuerwehren das A und O sind.“ Leid tue es ihm für den Besitzer, der viel Herzblut in die Anlage gesteckt habe. Dieser hat seine Leidenschaft durch die Brandkatastrophe nicht verloren. Mit der Versicherung habe er bereits gesprochen, erklärt Frank Kruscha. Alleine das Gebäude habe einen Wert von 1,3 Millionen Euro.
Verdauen müsse er das Ganze erst einmal, meint er und blickt vorsichtig hoffnungsvoll: Er will ein Konzept für einen Wiederaufbau der Arena erarbeiten. „Ich will nichts versprechen. Aber aus dem ersten Gedanken heraus würde ich sagen, dass wir hier wieder etwas auf die Beine stellen werden.“