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MARKTGRAITZ: Musikduo wie im richtigen Leben

MARKTGRAITZ

Musikduo wie im richtigen Leben

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    Frank Herold am Drehort: Sogar ein richtiges Kinderkarussell gab es.
    Frank Herold am Drehort: Sogar ein richtiges Kinderkarussell gab es. Foto: Fotos: Privat

    Schon seit Tagen schwirrt Frank Herold eine Frage durch den Kopf: „Warum wurden wir eigentlich für die sechsteilige Fernsehserie ,Sedwitz' ausgewählt?“ Da fasst er sich ein Herz, schnappt sich den Telefonhörer und am anderen Ende der Leitung meldet sich doch tatsächlich der Produktionsleiter: „Weil ihr aus Oberfranken seid und unsere Ost-West-Komödie an der ehemaligen innerdeutschen Grenze zwischen Bayern und Thüringen spielt.“ Auf die Nachfrage, ob es auch am Gesang seiner Ehefrau gelegen habe, erwidert der Fernsehmensch: „Aber selbstverständlich!“

    Ein Lob, das bei Brigitte Herold aus Marktgraitz runtergeht wie Öl. Zusammen mit ihrem Gatten bildet sie das Musikduo „Wir sind Wir – Gitti und Frank“, das 2009 den deutschen Vorentscheid zum „Alpen Grand Prix“ gewonnen hatte und beim darauffolgenden Finale in Meran in Südtirol unter die besten zehn gelangt war. Der Musikwettbewerb gilt neben dem „Eurovision Song Contest“ als der bedeutendste Autorenwettbewerb in der Sparte Schlager und volkstümliche Musik.

    Den Stein ins Rollen gebracht hatte eine Mail, die die beiden Anfang Mai erhielten. Die Musiker staunten nicht schlecht, als sie eine Anfrage für eine Fernsehserie in der Hand hielten, die das Bayerische Fernsehen gemeinsam mit dem Mitteldeutschen Rundfunk dreht. Zunächst waren sie sich unschlüssig, ob sie teilnehmen sollten oder nicht. „Sind wir überhaupt reif für eine solche Geschichte?“, ging es Frank Herold durch den Kopf.

    Nachdem sie bereits zwei Konzerte in der Nähe des Drehortes hatten, gaben sich die zwei einen Ruck: „Komm, das versuchen wir jetzt miteinander zu verbinden!“, stupste Brigitte ihren Gemahl an. Gesagt, getan. Die Bewerbungsunterlagen wurden online verschickt und schon einen Tag später flatterte die Zusage auf den PC der Herolds. Beim Drehtag Ende Mai im oberbayerischen Sauerlach zeigte der Frühling den Komparsen aus Markgraitz seine kalte Schulter. „Wir zitterten wie Espenlaub, doch der erlebnisreiche Drehtag entschädigte für das schlechte Wetter.“

    Aus dem Musikduo „Wir sind Wir – Gitti und Frank“ hatte das Drehbuch die „Zwei Dröselthaler“ gemacht. „Auf einem Volksfest mussten wir passend zur Serie, die in den 80-er Jahren spielt, Lieder aus diesem Jahrzehnt von ,Abba', ,Nena' und der ,Münchner Freiheit' interpretieren. Da es in der Komödie bunt zugeht, durften wir unsere Faschingsklamotten anziehen“, erinnert sich Frank Herold.

    „Ein sechsstündiges Konzert ist nicht so nervenaufreibend, wie zehn Minuten Film in den Kasten zu bekommen.“

    Immer wieder ertönte an diesem Tag das Wort „Klappe!“. Bis zu 20 Mal wurde aus einer bestimmten Perspektive gedreht, ehe dann eine andere Richtung an der Reihe war. Ob Maskenbildnerin, Tontechniker oder Regisseur - ständig wuselte irgendjemand um sie herum. „Als Komparse kann man so richtig ermessen, wie viel Arbeit und Engagement hinter einem Filmdreh steckt. Für eine zehnminütige Szene brauchte das rund 50-köpfige Filmteam neun Stunden. Ein sechsstündiges Konzert ist nicht so nervenaufreibend, wie zehn Minuten Film in den Kasten zu bekommen“, schildert und kommentiert Frank Herold die Erlebnisse am Drehort.

    Seine Ehefrau gibt zu, am Lampenfieber erkrankt gewesen zu sein. „Normalerweise kann ich ,I Have A Dream‘ von ,Abba‘ im Schlaf singen. Aber an diesem Tag versang ich mich vor lauter Aufregung und drei Riesenkameras.“ Musste die Szene wiederholt werden? „Nein, da ich natürlich rüberkommen sollte. Außerdem wird ja hinterher geschnitten und dabei das Malheur entfernt.“

    Erst „Tannbach“ im ZDF, jetzt „Sedwitz“ in der ARD – was halten die Marktgraitzer Musiker vom Trend, die Teilung Deutschlands anhand von geteilten Orten in Nordbayern filmisch aufzuarbeiten? „Wir finden es gut. Es ist wichtig, jungen Leuten, die nach der Wende geboren wurden, einen Einblick in die deutsch-deutsche Geschichte zu geben“, meint Frank Herold und seine Ehefrau nickt ihm zu.

    Sie hat ihre ganz eigenen Erfahrungen mit der Teilung Deutschlands gemacht. „Ich habe Verwandtschaft im Osten Deutschlands. Schon als vierjähriges Kind war ich zu Besuch in der DDR.“ Langwierige Grenzkontrollen mit grimmigen Beamten und die Mangelwirtschaft im sozialistischen Teil Deutschlands sind ihr in Erinnerung geblieben. Und ein ganz persönliches Erlebnis: „Meine Cousine aus Spremberg im Spreewald hatte mir einst meine roten Plateauschuhe mit grüner Sohle abgeluchst, die ich so liebte.“

    „Wir können es kaum erwarten, das fertige Produkt zu sehen“, fiebern die beiden dem Ausstrahlungstermin am 17. September entgegen. Noch spielt die Musik im Leben von Brigitte und Frank Herold die erste Geige. Die beiden würden es sich allerdings zutrauen, auch einmal eine richtige Rolle zu spielen. „Auf der Musikbühne ist man in gewisser Weise ein Schauspieler, wenn man mit Gestik und Mimik arbeitet. Texte muss man sowohl als Musiker als auch als Schauspieler auswendig lernen“, sagt Brigitte Herold.

    Dass es dazu einmal kommen könnte, ist nicht ganz von der Hand zu weisen, schließlich hat der Produktionsleiter im Gespräch mit Frank Herold ein Hintertürchen offengelassen: „Sedwitz ist eine offene Serie. Wenn die Einschaltquote passt, dann wird weitergedreht“, dringt es aus dem Fernsprecher. Die Herolds hoffen, wieder als die „2 Dröselthaler“ mit von der Partie zu sein. Ob nur mit Gesang oder erstmals auch in einer Sprechrolle ist ihnen egal…

    Hintergrund

    Was Leander Haußmann mit Filmen wie Sonnenallee und NVA startete, setzt nun die ARD in Form einer Serie fort. In dem TV-Sechsteiler „Sedwitz“ wird die DDR-Vergangenheit auf humorvolle Weise an einem fiktiven Schauplatz thematisiert. Das Jahr 1988. Ralle Pietzsch, ein DDR-Grenzoffizier, lebt in dem geteilten Ort Sedwitz an der innerdeutschen Grenze, irgendwo zwischen Franken und Thüringen. Eines Tages erhält er von einem sterbenden Stasi-Agentenführer den Schlüssel zu einem hoch geheimen Tunnel unter der Grenze. Eigentlich will er diesen, wie versprochen, abgeben, aber sein Sohn wünscht sich zum Geburtstag einen Zauberwürfel, den es nur im Westen gibt. Er macht sich auf in den westlichen Teil und steckt schon bald steckt in einem Geflecht aus Schmuggel, Korruption und Geheimdiensten. In den Hauptrollen zu sehen sind der ostdeutsche Charakterdarsteller Thorsten Merten, bekannt aus zahlreichen Tatort-Filmen, und die Münchner Schauspielerin Judith Richter, bekannt aus Fernsehserien wie die „Landärtzin“ oder „Der Bulle von Tölz“. Regie bei der sechsteiligen Fernsehserie führte der Wiener Regisseur Paul Harather. Bekannt wurde er unter anderem durch den Film „Die Gottesanbeterin“, der auf der Biografie der österreichischen Giftmörderin Elfriede Blauensteiner, die auch als „Schwarze Witwe“ bezeichnet wurde, basiert. Ausgestrahlt wird die Serie ab dem 3. September, jeweils donnerstags um 22.45 Uhr nach den Tagesthemen. Brigitte und Frank Herold sind in der dritten Folge am 17. September zu sehen. Quelle: Moviepilot/Bayerisches Fernsehen.

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