„Dass Kinder die Natur kennen lernen und erleben, ist heute noch wichtiger als bei der Gründung der Neuenseer Wühlmäuse vor 20 Jahren“, sagen Sonja Warmuth und Manuela Hofmann, die Leiterinnen der Jugendgruppe . Mädchen und Jungen seien heute durch Schule und Computer weiter entfernt von Blumen und Bäumen denn je. Umso schöner sei es, das Interesse an den Abläufen im Gartenjahr zu wecken und die Begeisterung der Kleinen zu spüren, etwa wenn aus einem unscheinbaren Kürbiskern eine riesige Pflanze wächst.
Warmuth und Hofmann waren bei der „Gründungsfete“ des Gartenbau-Nachwuchses im Herbst des Jahres 1995 noch nicht dabei. Im Gegensatz zu Werner Schilling, dem damaligen Vorsitzenden des Neuenseeer Vereins für Gartenbau und Landespflege, den es bereits seit 1887 gibt. Gemeinsam mit dem rührigen Kreisfachberater Josef Schröder rief er die Jugendgruppe als eine der ersten im Lichtenfelser Landkreis ins Leben.
Gründe gab es viele, erinnert sich Schilling heute. Den Kindern im Ort eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung anzubieten, zum Beispiel. Oder etwas gegen die Überalterung im Verein zu tun. Über allem stand aber – damals wie heute: die Begeisterung wecken für die Wunder der Natur. Den Kindern das Pflanzen, die Bewirtschaftung und als Lohn die Ernte von Gemüse, Beeren und Früchten beizubringen, sei Mitte der 1990-er Jahre sein Antrieb gewesen, sagt der 58-Jährige, der 20 Jahre lang an der Spitze seines Vereins stand, bis er im März 2015 sein Amt in jüngere Hände legte.
Bei der Gründung bestand die Jugendgruppe aus 16 Kindern, während 130 Mitglieder im Gesamtverein aktiv waren. Der Zulauf in den ersten Jahren der Wühlmäuse war enorm, jedes Jahr kamen mehr als ein Dutzend weitere Kinder dazu, die „Abgänge“ wurde mehr als kompensiert. Den Höhepunkt erreichte die Jugendgruppe vor etwa zehn Jahren mit 70 Mitgliedern. Heute hat sich die Zahl bei etwa 50 Wühlmäusen eingependelt. Dem Gesamtverein gehören jetzt stolze 280 Personen an, mehr als ein Viertel der Einwohner Neuensees.
Dass Werner Schillings Konzept von 1995 aufgegangen ist, liegt auch am Ideenreichtum der Initiatoren: Ein Wildbienenhotel bauen, auf Kinder abgestimmte Baumschnittkurse veranstalten, mit einem Nachwuchs-Erste-Hilfe-Kurs über den Tellerrand blicken: Was heute zum Standard vieler Gartenbau-Jugendgruppen gehört, war im ausgehenden 20. Jahrhundert innovativ. Stolz berichtet Schilling vom Mai 1999, als das Bayerische Fernsehen auf Vermittlung von Josef Schröder für einen Tag in Neuensee drehte, um die beispielgebende Jugendarbeit zu porträtieren.
So vielfältig wie das Programm und die Herkunft – bei den „Wühlmäusen“ sind auch Kinder und Jugendlichen aus den Nachbarorten Lettenreuth, Schwürbitz und Michelau aktiv – ist auch das Alter der Mitglieder, das zwischen drei und 18 Jahren liegt.
Lea Hofmann (11) ist schon seit acht Jahren dabei. Sie lobt das Programm, das geboten wird. Von den jüngsten Aktivitäten gefielen ihr und Emma Warmuth (4) der Ausflug in den Klettergarten besonders gut. Eva Flettner (9) ist begeistert davon, wie viel sie über die Natur lernt.
Die anderen beiden jungen Wühlmäuse stimmen zu, was für ein großer Spaß es war, als sie ihr Erntegut selbst verarbeitet haben. Tomaten, Karotten und Kürbis schnippeln, und daraus eine Suppe kochen. „Kürbis ist total lecker“, sind sich die Kinder einig.
Der Altersunterschied ist überhaupt kein Problem, im Gegenteil. Der Kontakt unter Kindern, die sich sonst nicht kennenlernen, ist bereichernd für alle. Aber auch wenn die kleinen und die großen Wühlmäuse gut miteinander auskommen: Ab und zu sollen auch die Älteren separat etwas unternehmen, denken sich Sonja Warmuth und Manuela Hofmann, die erst in diesem Frühjahr diese Aufgabe übernommen haben. Deshalb sind nun vom 28. auf 29. Juli das Grillen und Übernachten am Rudufersee für die jugendlichen Wühlmäuse geplant.
Die neuen Jugendleiterinnen sorgen dafür, dass die Wühlmäuse so attraktiv bleiben wie bisher: „Wir könnten schon Jahresprogramme für die kommenden fünf Jahre erstellen, so viele Ideen haben wir“, unterstreichen sie. Bewährtes behalten oder wieder aufgreifen, neue Ideen verwirklichen – die Beiden haben sich viel vorgenommen. Den Junggärtnerausweis wollen sie wieder einführen. Der war nämlich in den Anfangsjahren der Hit. Kaum zu glauben: Die Wühlmäuse waren noch nie im Korbmuseum der Gemeinde Michelau, das wird schleunigst nachgeholt.
Krippen, Kästen und Räuberjagd
Und der Krippenbauer wird ebenfalls besucht. Das Reinigen von Nistkästen steht wie in der Vergangenheit selbstverständlich auch 2016 auf der Tagesordnung. Ein großer Erfolg war die „Räuberjagd im Zauberwald“ eigens zum 20-jährigen Bestehen.
Beinahe hätte das Jahr mit dem runden „Geburtstag“ aber mit einer Enttäuschung geendet. Da das Raiffeisenbank-Gelände verkauft wurde, müssen sie den dortigen Garten verlassen, in dem sie in der Vergangenheit säten und werkelten. Doch das ist nicht schlimm, denn die kleinen Gärtner haben schon ein neues Domizil: Auf dem Außengelände am Kulturhaus dürfen sie ihr Können vom kommenden Jahr an ausprobieren.
Der neue Garten ist zwar etwas kleiner in der Fläche, aber zentral im Dorf gelegen. Im alten Garten haben sie ihre Beete angelegt, Obstbäume abgeerntet. Der neue Garten wird im Frühling von Grund auf neu gestaltet. Kreisfachberater Michael Stromer hat schon seine Unterstützung angekündigt. Am 6. Mai werden die Wühlmäuse mit ihm gemeinsam ein Quadratbeet aufstellen.
Damit schließt sich der Kreis: Das Kulturhaus war früher die Dorfschule, in deren Garten der Lehrer mit Generationen von Schulkindern Bäume und Blumen bestimmte. Jetzt lernen dort wieder neue Generationen, wie viel in der Natur zu entdecken ist.