Die Arbeit, die in der kirchlichen und diakonischen Verwaltung geleistet wird, diene der Verkündigung des Evangeliums, davon ist Dekan Johannes Grünwald überzeugt. Die Gesamtverwaltungsstelle Michelau für die beiden evangelischen Dekanate Kronach-Ludwigsstadt und Michelau feierte jüngst ihr 50-jähriges Bestehen. Die schon damals immer komplizierter und umfangreicher werdende Bürokratie in den Pfarrämtern führte zu Überforderungen, die auf Dauer nicht verantwortbar waren, blickte Grünwald zurück.
Es wurden Verwaltungsstellen entwickelt, die gezielt auf die Bedürfnisse der Gemeinden im ländlichen Raum zugeschnitten waren. Es sollte keine neue vorgesetzte Behörde mit Aufsichts- und Genehmigungsrechten entstehen, sondern Dienstleister für die Eigenverantwortung und Eigenverwaltung der Pfarrämter, erläuterte der Dekan. Unter diesen Voraussetzungen wurde 1965 die Verwaltungsstelle Michelau errichtet.
Unverzichtbare Hilfe
„Diese bewusst als Dienstleistungsstellen konzipierten Einrichtungen stellen eine unverzichtbare Hilfe für Gemeinden, Pfarrerinnen und Pfarrer sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dar“, erklärte Johannes Grünwald. Sie machten die Pfarrer frei für ihren eigentlichen Auftrag und geben der Verwaltung die heute unverzichtbare Professionalität, Sicherheit und Transparenz. Die Gemeinden bleiben aber unabhängig und in ihren finanziellen Entscheidungen frei. „So feiern wir heute sozusagen ein Erfolgsmodell kirchlicher Verwaltung, das sich in 50 Jahren bewährt hat und in Michelau ein besonders gut funktionierendes ,Vorzeigeexemplar‘ hervorgebracht habe“, sagte Grünwald. Seit dem Neubau des Verwaltungsgebäudes dürfe sie sich Gesamtverwaltungsstelle nennen.
Die Arbeit sei vor 50 Jahren mit dem 70-jährigen Finanzbeamten Raub begonnen worden, erinnerte die Leiterin, Karin Pfadenhauer, an die Entstehung der Verwaltungsstelle in Michelau. Heute seien 15 gut ausgebildete Fachkräfte beschäftigt. Als Vorgänger zu den Horten und Krippen wurde in Bad Staffelstein mit Pfarrer Matthias Hagen gemeinsam mit der Verwaltungsstelle 2003 die erste krippenähnliche Einrichtung im Landkreis Lichtenfels geschaffen.
Später folgten mehrere Krippen und Horte und 2008 die erste offene und die ECN-Klassen in Michelau und Lichtenfels für Schüler, die den Qualifizierenden Hauptschulabschluss aus den unterschiedlichsten Gründen nicht bestanden haben und ihn freiwillig wiederholen wollen. Es folgte der Einstieg in die Jugendsozialarbeit Ganztagsschule. 1993 wurde ein eigenes Gebäude bezogen und im vergangenen Jahr ein Neubau, der auch Sitz des Diakonischen Werkes Kronach-Ludwigsstadt/Michelau ist.
27 Krippen und Kitas
Der stellvertretende Leiter der Gesamtverwaltungsstelle, Martin Pietz, listete 43 Kirchengemeinden von Zapfendorf bis Lauenstein und von Altenkunstadt bis Gemünda auf, die betreut werden. In den beiden Dekanatsbezirken seien 550 Mitarbeiter beschäftigt. Alle 27 Krippen und Kindertagesstätten nähmen die Dienstleistung in Anspruch. Die Kirchengemeinden seien im Besitz von 170 Gebäuden, die unterhalten und instand gesetzt werden. „Aktuell begleiten wir knapp 100 Maßnahmen, vom Ideenstadium bis zur Endabrechnung. Der Umfang der Baumaßnahmen beträgt 25 Millionen Euro in beiden Dekanatsbezirken.“
Auf allen Ebenen weiterentwickeln
Das Festprogramm begann mit einem Gottesdienst mit Dekanin Dorothea Richter aus Kronach. Die Festansprache im evangelischen Gemeindehaus hielt der Direktor der Landeskirchenstelle Ansbach, Ernst Pehl. Aufgrund der zurückgehenden Gemeindemitgliederzahlen, 7,75 Prozent in Bayern und 10,93 Prozent in den beiden Dekanatsbezirken, müsse man sich auf allen Ebenen weiterentwickeln, sagte Pehl. Die dienstleitungsorientierte Ausrichtung der Arbeit in Michelau sei landeskirchlich bekannt, lobte er.
Stellvertretender Landrat und Bürgermeister Helmut Fischer machte die Notwendigkeit der Zusammenarbeit von Politik und Kirche deutlich. Christian Gunsenheimer aus Coburg wünschte, dass die Pfarrer von der Verwaltung entlastet werden. Sein Kronacher Kollege Bernd Steger hob die ehrenamtliche Arbeit in den Kirchengemeinden hervor. Grußworte sprachen die Präsidiumsmitglieder der Dekanatssynoden Michelau, Dorothea Benecke und Kronach-Ludwigsstadt Horst Moser. Bezirkskantor Klaus Bormann umrahmte den Festakt musikalisch. Als Geburtstagsgeschenke erhielten die Mitarbeiter und die „Ehemaligen“ eine Rose.