Landwirt Harald Schilling betreibt eine Biogasanlage, die ihn unabhängig macht und mit der er immerzu Strom erzeugt. Biogas ist speicherbar und kann abgerufen werden, wenn der Strom benötigt wird – dies ist einer der größten Vorteile von Biogas gegenüber anderen erneuerbaren Energien, wie beispielsweise Windkraft und Photovoltaik. Im Rahmen des Aktionstags „Energiewende vor Ort“ stellte er seine Anlage interessierten Besuchern vor.
Die Bakterien im Fermenter wandeln Biomasse wie Rindergülle, Mais- und Grassilage in Biogas und das Gärprodukt (auch Substrat genannt) um. Dazu muss die Biomasse im 750 Kubikmeter großen Fermenter auf 40 Grad Celsius erwärmt werden. Zwei Rührwerken sorgen für ständige Bewegung. Der Fermenter ist ein kuppelförmiges Gebilde, besteht aus Edelstahl und hat ein Doppelmembrandach.
Schilling füttert den Fermenter täglich mit rund 7000 Kilogramm Biomasse. Daraus entstehen etwa 1700 Kubikmeter Biogas pro Tag. Zuführen darf der Obristfelder nur nachwachsende Rohstoffe. Ungefähr 50 Tage bleibt die Biomasse im Fermenter und ist nach diesem Gärprozess in etwa so flüssig wie Rindergülle. Die vergorene Biomasse ist nahezu geruchsneutral. So erspart sie dem Landwirt und der Umwelt teure und energieintensive erzeugte Mineraldünger.
Fernwärmeleitung
Das Biogas wird auf dem Betrieb der Familie Schilling gleichzeitig zur Strom- und Wärmeproduktion durch ein Blockheizkraftwerk (BHKW) genutzt. Dieses erzeugt stündlich 150 Kilowatt elektrische und 220 Kilowatt thermische Energie. Im Maschinenraum wird das Gas verdichtet und in einem Motor verbrannt. Mit der Motorabwärme werden per Fernwärmeleitung sechs Häuser in der Nachbarschaft beheizt und mit Warmwasser versorgt. Die mechanische Leistung wird mit Hilfe eines Generators in Strom umgewandelt und ins Stromnetz eingespeist. Dieser Strom ist ausreichend für rund 250 Haushalte. Das Restprodukt aus dem Fermenter wird als hochwertiger Dünger auf den landwirtschaftlichen Flächen ausgebracht. Pro Jahr sind dies ungefähr 4000 Kubikmeter.
Sein eigener Lieferant
Harald Schilling weiß um den Vorteil, den er als Landwirt und zugleich Betreiber einer Biogasanlage hat. In seinem Stall stehen etwa 60 Rinder. Er betreibt Ackerbau mit verschiedenen Getreidesorten, vor allem aber Mais. Die Gülle stammt aus seinem Kuhstall. Die Mais- und Grassilage, die er für die Fütterung der Biogasanlage benötigt, ist dasselbe Futter wie für die Rinder und ist in den Silos auf dem Betrieb gelagert.
Rückblickend ist Harald Schilling zufrieden, damals den „Sprung“ gewagt zu haben und einer der ersten Landwirte im Landkreis gewesen zu sein, der eine Biogasanlage gebaut hat. Der Getreideanbau war nicht mehr kostendeckend. Auch seien heute die Maschinen und Geräte um ein Vielfaches teurer als früher. Mit der Biogasanlage hat sich der Landwirt eine zusätzliche Einnahmequelle erschlossen