„Wenn Matuschik die Bühne betritt, gibt es kein Halten mehr.“ Diesen Satz diktierte einer der beliebtesten Moderatoren Deutschlands dem Vertreter der „Lügenpresse“ wörtlich in seine Aufzeichnungen. Vor allem im zweiten Teil seines Programms „Entartete Gunst“ wurde er vom Publikum mit frenetischen Applaus empfangen. Da war er längst zu seiner großartigen Form aufgelaufen - mit Geistesblitzen und Wortspielen auch mal unter der Gürtellinie.
Es war am Samstag bereits das dritte Mal, dass er im Michelauer Gemeindezentrum gastierte - war nach „Heilige Scheiße“ und seinem kabarettistischen Duett mit Suanne Rohrer. Man muss seine deftige, zuweilen aggressive Art mögen, wenn er über Veganer, die Kirche und die Politprominenz herzieht.
„Jetzt kann ich als Mann endlich ein Arschloch sein.“
Matthais Matuschik zur
Amtseinführung von Donald Trump
Klar, dass seine ersten Anmerkungen dem Tag 1 nach Donald Trump galten. Sätze wie „durch die Wahl von Donald Trunk hat Gott den Vereinigten Staaten eine neue Chance gegeben“ treiben ihm die Zornesröte ins Gesicht, auch wenn er für sich konstatiert:„Jetzt kann ich als Mann endlich ein Arschloch sein.“
Mit den Händen in den Hosentaschen steht er da, greift ab und zu zu seiner Bierflasche und wirft eine kurzen Blick auf seinen Spickzettel, ehe sich ein wahrer Wortschwall über seine Zuhörer ergießt. „Wir Männer haben das Weltall erobert“, verkündet er und schildert im gleichen Atemzug die Seelennöte eines Mannes, der bei Aldi den letzten Thermomix oder die passende Matschhose für die Gattin ergattern soll. Kein Wunder, dass der derartig Geforderte auch mal übergriffig wird gegen eine weibliche Konkurrentin.
„Jeder soll nach seiner Facon selig werden.“ Dieses Credo hat er von seiner Großmutter übernommen. Das hindert ihn nicht über die Veganer herzuziehen. Schließlich kommt „vegan“ aus dem Indianischen und bedeutet übersetzt „zu blöd zum Jagen“. Vegane Bratwürste und vegane Hühnerschenkel rufen ihn auf den Plan. Immerhin hat er schon mal aus Versehen in so einen Hühnerschenkel reingebissen: „Da staubt es!“
Paradoxien
„Immer mehr Leute machen Dinge, die man nicht nachvollziehen kann“, etwa wenn eine ermattete Hummel am Wegesrand mit Zuckerwasser wieder aufgepäppelt wird. Der Veterinärrat in Köln hat seit dem 1. Januar 2016 den Putzerfisch unter Schutz gestellt, weil es den Tieren nicht zuzumuten sei, in einem Glasbecken die Schuppenflechte von den Zehen zu nagen.
Sein Exkurs über Nahrungsmittel führt ihn über das Halal-Zertifikat („Ich dachte immer Staat und Kirche sind getrennt“) und die Bioware hin zur verbotenen Schildkrötensuppe. Aber wer kümmert sich um die schwanzlosen Ochsen, die leiden mussten für die Ochsenschwanzsuppe? „Kein Mensch macht sich Gedanken darüber, wie viele Brautpaare jedes Jahr ihr Leben lassen müssen für die Hochzeitssuppe!“
Echtes Anliegen
Ein echtes Anliegen sind ihm die Flüchtlinge. Schließlich ist er ja selbst „Flüchtling in der 3. Generation.“ Aus Oberschlesien floh seine Großmutter damals nach Halle an der Saale und von dort weiter nach Weiden in der Oberpfalz. Unverständlich: „80 Millionen Menschen haben Angst vor 890 000 Flüchtlingen!“
„Merkel muss weg“ lautet der Ruf doch die Strafe folgt auf den Fuß in der Person von Ursula von der Leyen und wenn die drankommt, dann ist Schluss mit lustig. „Die wird als erstes Bodenhaltung für Männer einführen.“
„Wir sind drauf und dran uns selbst abzuschaffen“, stellt Matuschke fest und lässt sich aus über BMW mit Dreizylindermotoren oder Elektrofahrzeuge wie den i3. Für den hat er ebenso wenig übrig wie für Volvos mit Fußgängerairbag. Da fliegt die Oma zur Seite weg. „Aber stell die vor, da kommt dir ein anderer Volvo entgegen. Das gibt Rentner-Tennis.“
Am deutschen Wesen soll die Welt genesen. Der Italiener und der Grieche schreiben jetzt Quittungen! Fehlt nur noch, dass es statt des umfangreichen Frühstücksbüffets im Urlaub nur noch das Bergsteigermüsli von Seitenbacher gibt.
Aber keiner hat Geld für Flüchtlinge
Sex verkauft sich nicht mehr. Das weiß jeder Zeitschriftenhändler. Auf Platz drei der am meisten nachgefragten Zeitschriften steht „Meine Sünden“. Platz zwei belegt „Welt der Woche“ - was für ein Deutsch! Der absolute Renner aber ist „Filethäkeln leicht gemacht.“ „Wo habt ihr alle das Geld her, um so was zu kaufen?“ fragt Matuschik, aber keiner hat Geld für Flüchtlinge. Deshalb wählen sie ja auch die AfD.
„Überlegt Euch was ihr tut!“ rief Matuschik seinen Zuhörern zu. Der begeisterte Applaus war ihm sicher.