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MICHELAU: Ein Natur-Zauber für eine Nacht

MICHELAU

Ein Natur-Zauber für eine Nacht

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    Schönheit nur für wenige Stunden: Die „Königin der Nacht“ hängt in ihrem Blührhythmus vom Vollmond ab. Ihre bis zu 25 Zentimeter großen Blüten gehören zu den faszinierendsten im Pflanzenreich. In der Michelauer Gärtnerei Nemmert konnte man das Naturwunder bestaunen.
    Schönheit nur für wenige Stunden: Die „Königin der Nacht“ hängt in ihrem Blührhythmus vom Vollmond ab. Ihre bis zu 25 Zentimeter großen Blüten gehören zu den faszinierendsten im Pflanzenreich. In der Michelauer Gärtnerei Nemmert konnte man das Naturwunder bestaunen. Foto: Klaus Gagel

    Wenn die „Königin der Nacht“ zur Audienz bittet, dann gibt es kein Zaudern. Denn ihre beeindruckende Schönheit offenbart sie nur in einer Vollmondnacht für wenige Stunden. Schon gegen Mitternacht ist ihr Charme dahin und ihr betörender Duft verflogen.

    Die „Königin der Nacht“ ist ein Kaktus, der in der Gärtnerei Nemmert zehn Jahre lang ein so unscheinbares Dasein fristete, dass das „Gestrüpp“ versehentlich schon auf dem Kompost landete, von wo es der Gärtnermeister Karl Nemmert schleunigst ins Gewächshaus zurückholte.

    In der Vollmondnacht von Samstag auf Sonntag dankte es ihm Selenicereus grandiflorus mit mehreren wunderschönen Blüten. Der botanische Name der Pflanze leitet sich von Selene, der Mondgöttin aus der griechischen Mythologie ab und nimmt auf die in der Nacht geöffneten Blüten Bezug. Grandiflorus steht ebenso bezeichnend für die rund zwanzig Zentimeter große Blüten, deren Schönheit man den schlanken, schwach bedornten Trieben nicht zugetraut hätte.

    Über den Boden kriechend

    Im blütenlosen Zustand erinnern die Triebe, die im Gewächshaus eine Länge von über drei Metern erreicht haben, an unordentlich aufgewickelte Gartenschläuche. Am Wildstandort in Mexiko oder Mittelamerika kriechen die Triebe über den Boden, schlingen sich ins Gebüsch oder ranken an einem Baum hoch, wie dies bei uns Brombeeren und vor allem die Waldrebe tut. Der Bodenkontakt kann sogar abreißen: dann wächst die Pflanze als sogenannter Epiphyt (Aufsitzerpflanze).

    Das Erblühen der Pflanze ist ein einzigartiges Naturschauspiel. Im Frühsommer erscheinen zunächst wenige Blütenknospen. Die erinnern an einen kleinen Wattebausch. Folgen ab Juni einige helle und heiße Tage so wachsen die Knospen schnell auf eine Länge von etwa zehn Zentimetern heran. Dennoch kann man immer noch nicht vorhersagen, wann sich die Blüte öffnet.

    Sicheres Zeichen

    Ein sicheres Zeichen ist es, wenn sich am Nachmittag die Spitze der braunen Knospe gelblich verfärbt. Die Blütenblätter strecken sich und beginnen sich etwa ab 20 Uhr voneinander zu lösen. Innerhalb von zwei bis drei Stunden entfalten sie sich zu einer der prächtigsten Blüten des Pflanzenreichs, die ihren vollen Durchmesser von 20 bis 25 Zentimeter bei Einbruch der Dunkelheit erreicht. Es ist ein Trichter aus weit über 100 cremefarbenen Kronblättern und leuchtenden Blütenblättern, in denen eine Wolke an Staubblättern schwebt.

    Spätestens nach Mitternacht welkt die Blüte und wer den Höhepunkt verpasst hat, entdeckt am nächsten Morgen nur einen schlaff an der Pflanze hängenden Blütenrest. Die duftenden Blüten, die leuchtenden Blütenblätter und die ungewöhnliche Blütezeit sind ein Hinweis darauf, dass die „Mondgöttin“ in ihrer Heimat offensichtlich von Fledermäusen oder anderen nachtaktiven Tieren bestäubt wird. Bis heute gibt es keine gesicherten Erkenntnisse, wer tatsächlich als Bestäuber agiert.

    Nochmal beim nächsten Vollmond?

    Wer die „Audienz“ bei der Königin der Nacht verpasst hat, darf in Michelau auf eine zweite Chance hoffen. An der Pflanze befinden sich noch viele Knospen in Wartestellung und sollten die Bedingungen stimmen, dann setzt der Michelauer Gärtnermeister Karl Nemmert darauf dass sich in der Vollmondnacht des 7. August die „Königin der Nacht“ noch einmal in ihrer vollen Schönheit zeigen wird, bevor sie möglicherweise wieder in einen jahrelangen Dornröschenschlaf verfällt.

    Selenicereus grandiflorus ist übrigens nur eine von mehreren Kakteenarten, denen man den Titel „Königin der Nacht“ gewidmet hat. Zu diesen zählen weitere Selenicereus-Arten: Epiphyllum, Peniocereus, Hylocereus und Echinopsis.

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