Man musste ihn schon zu nehmen wissen, diesen Luther. Er war nicht nur der ehemalige Augustinermönch, bedeutender Theologieprofessor und Kirchenrebell, sondern auch ein Genussmensch, beheimatet in der teilweise recht derben Sprache seiner Zeit. Keine kannte ihn wohl besser, in all seinen Facetten, als seine Ehefrau Katharina von Bora.
Ihr widmete der Chor „Cantica Nova“ am Freitagabend in der Michelauer Johanneskirche sein Kirchenkonzert zum Lutherjahr. Schon in ihrer Begrüßung der zahlreichen Gottesdienstbesucher würdigte die Chorleiterin Monika Schilkowski die Persönlichkeit und die Leistungen des „Herrn Käthe“, wie Luther seine Käthe liebevoll nannte.
Katharina hatte im Kloster und im Haushalt des Malers Lucas Cranach Kochen, Backen und sogar das Brauen gelernt. Sie verfügte über Erfahrung und ein große Organisationstalent, was sie wohl auch brauchte angesichts der sechs Kinder die sie Luther schenkte.
Vor allem konnte sie besser als ihr 16 Jahre älterer, sehr großzügiger Mann mit Geld umgehen. Um die vielen Menschen im Hause Luther zu verköstigen, bewirtschaftete sie Ländereien, betrieb Viehzucht und sie braute Bier.
Sie war eben eine starke und außergewöhnliche Frau an der Seite des Reformators, der lange Zeit sogar für „vogelfrei“ erklärt worden war. Für Luther war sie eine unentbehrliche Gefährtin und Beraterin. Somit war es längst an der Zeit, angesichts von Luther-Bier, Luther-Socken und eines Playmobil-Luthers Katharina von Bora zu würdigen. Wer wäre besser dazu geeignet, als ein Chor aus lauter Frauen?
„Gott ist ein glühender Backofen voller Liebe.“
Katharina von Bora, Ehefrau von Martin Luther
Musikalisch und in kurzen Texten zeichnete der Chor ein Bild der Lutherin. Ihr Gottvertrauen kam zum Ausdruck im rockigen „Jesus my salvation“ und im getragenen „Herr wir beten dich an“. „Gott ist ein glühender Backofen voller Liebe“ lautete das Zitat, das man Katharina in den Mund gelegt hatte, musikalisch ausgedrückt im „Hosianna – wir wollen dir danken“.
Ihre Sorge um das Wohlergehen aller Tischgenossen wurde deutlich in dem Lied „Ein freundlicher Blick“ und dem Lobpreis „Come let us sing“. Hinweise auf die Probleme unserer Zeit lieferten Katharinas Gebete um das Gedeihen der Früchte auf dem Feld: „Lass die Früchte nicht vergiftet werden“ eingebettet in das einfühlsame Lied „Look at the world – schau auf die Welt wie schön sie ist.“
Unterschied zwischen Mann und Frau
Kritisch, fast schon ironisch, charakterisiert Katharina von Bora den Unterschied zwischen Mann und Frau. „Der Mensch sei von Natur aus ein Nachbedenker und kein Vorbedenker“ hatte ihr Mann Martin gesagt. Süffisant merkt Katharina von Bora an, dass Luther mit Mensch eigentlich den Mann gemeint habe. Frauen seien anders, die blicken voraus und weniger zurück. „Du wirst aus Schaden klüger und ich aus Vorsicht“, gibt sie ihrem Ehemann zu bedenken.
„Vater wir treten vor dein Angesicht, um deinen Namen zu ehren“ erklang es im Englischen Song „Father, we enter your presence to lift up your name.“ „Hier stehe ich in der Kraft die Christus mir gibt“ verkündete Katharina von Barbara der Barbara Nehling eindrucksvoll Stimme verlieh. Und diese Kraft benötigte Katharina von Bora auch angesichts von nicht weniger als 37 hungrigen Mäulern am Tisch und eines selbstbezogenen Ehemanns, der nur von „mein Sohn“ und „Mein Gott“ redete. Aber war es nicht ihr gemeinsamer Sohn und der Gott aller Menschen, die Luther da meinte?
Saltatorisch leitet das frohgelaunte Lied „Lobtanzen und Lobsingen“ zum positiven Ausblick über. „Wieso sollten wir Frieden nicht schon zu Lebzeiten finden, sondern erst im Grabe?“ „Frieden muss man stiften.
Frieden in jedem Haus
Um Frieden muss man kämpfen und ringen. Wenn Frieden in jedem Haus ist, ist Frieden im ganzen Land,“ lautet das Schlusswort von Katharina von Bora am Ende eines einfühlsamen Kirchenkonzerts für das sich die Besucher mit lang anhaltenden stehenden Ovationen bedankten. Mit dem Wunsch auf eine gute Heimkehr stellte der Chor Cantica Nova am Ende mit dem „Bewana, U sehemu Yangu“ die Verbindung zum Partnerdekanat in Tansania her und schloss mit dem Lobpreis „Come on let's celebrate and give God all the glory!“
Der herzliche Dank des Publikums galt den Mitwirkenden des Chors Cantica Nova mit seiner Leiterin Monika Schilkowski, dem Pianisten Eduard Herold und dem Mann an der Technik Ullrich Nehling.