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SCHMÖLZ: Schmölzer Bluestage: Zwischen Ohrwürmern und Lärmorgie

SCHMÖLZ

Schmölzer Bluestage: Zwischen Ohrwürmern und Lärmorgie

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    Auf dem Rücken: So spielte Mal Barclay von den „Cadillac Kings“ seine Gitarre.
    Auf dem Rücken: So spielte Mal Barclay von den „Cadillac Kings“ seine Gitarre. Foto: Fotos: Stephan Stöckel

    Ein „Halli-Hallo“ macht die Runde. Uwe Angermüller klopft auf den Tisch. „Na alles gut?“, begrüßt er die Stammgäste ganz informell. „Aber selbstverständlich!“, hallt es ihm entgegen. Zusammen mit seinem „Bluesbrother“ Thomas Karger hat er vor 25 Jahren die Schmölzer Bluestage in dem Küpser Ortsteil aus der Taufe gehoben.

    „Blues tut gut“, lautete einst das Motto. Ob Bad Staffelstein, Wien, Marktrodach oder Konstanz am Bodensee – den Fans aus nah und fern, die dem Festival seit Jahrzehnten die Treue halten, scheint es gut getan zu haben. Stolz trägt Werner Strätz, ein Anhänger der ersten Stunde, das Festival-T-Shirt aus dem Jahr 1993 zur Schau, dem der Grauschleier schon ordentlich zugesetzt hat.

    „Hier herrscht eine warme, menschliche Atmosphäre. Man ist mit den Musikern per du. Dazu kommt die Stimmung, die immer wieder genial ist.“

    Werner Strätz, Bluesliebhaber aus Kirchlauter

    „Vor lauter Freude hatte ich mir damals zwei Stück gekauft. Das eine ist bereits abgetragen, das andere dürfte noch ein paar Jahre halten“, erzählt der Bluesliebhaber aus Kirchlauter. Was er an dem Zeltfestival schätzt? Strätz muss nicht lange überleben: „Hier herrscht eine warme, menschliche Atmosphäre. Man ist mit den Musikern per du. Dazu kommt die Stimmung, die immer wieder genial ist.“

    Für eine solche sorgt beim Jubiläumsfestival am vergangenen Wochenende, zu dem sich Hunderte von Fans an drei Tagen im Festzelt unweit des Schmölzer Schlosses versammelt haben, gleich zu Beginn am Freitagabend der sympathische Gitarrist und Sänger Jimmy Reiter aus Hannover. Lässig schüttelt er entspannte Songs mit Ohrwurmcharakter zum Mittanzen aus dem Ärmel, die gute Laune in die Herzen der Zuhörer zaubern.

    Zwischen ihm und seinen Mitspielern Nico Dreier (Hammond-Orgel und Keyboard), Jasper Mortier (Bass) und Björn Puls (Schlagzeug), herrscht eitel Sonnenschein.

    Das Songformat wird aufgelockert durch improvisatorische Einschübe, bei denen das harmonische Zusammenspiel der vier Akteure ständig im Fluss ist.

    Das ist Leidenschaft

    Auf die eingängige Eleganz folgt die schroffe Rustikalität des amerikanischen Altmeisters Ron Hacker. Der Künstler aus New Orleans klingt wie eine Mischung aus Tom Waits und Seasick Steve. Die Stimme des 74-Jährigen, krächzend wie ein Rabe und verwaschen wie am Ende einer durchzechten Nacht, gepaart mit einem ungestümen Slide-Gitarrenspiel, entführt die Zuhörer zu den Ursprüngen des Blues. Zuckungen durchströmen seinen Körper, bei denen man spürt: Hier liebt, leidet und lebt einer den Blues – und das seit 50 Jahren. Allerdings ist der gewöhnungsbedürftige Sound des Amerikaners nicht nach jedermanns Geschmack.

    Das kann man von der englischen Band „The Cadillac Kings“ nicht behaupten. Sie mutiert tags darauf zu jedermanns Liebling. Kein Wunder bei einem facettenreich schillernden, leidenschaftlich vorgetragenen Sound zwischen Texas-Blues, Ragtime und Rock?n‘Roll, der für die Musikliebhaber im Zelt keine Wünsche offen lässt. Herrlich, wie es Quetschkommodenspieler Tim Penn versteht, seinem Instrument die pure Lebenslust zu entlocken, die sogleich in die Herzen der Zuhörer einzieht.

    Wuchtiger Sound

    Nach der ausgelassenen Tanz-Party von der Themse zündet die belgische Band „The Blues Bones“ ein erstklassiges Bluesrockfeuerwerk, das durch seinen wuchtigen Sound beeindruckt. Dabei ragt einer besonders hervor: Gitarrist Stef Paglia, der es meisterhaft versteht, zwischen den Extremen hin- und herzupendeln. Seine leisen Töne entfalten in dem Stück „I Try“ eine geradezu meditative Stimmung, um ein paar Sekunden später in eine Lärmorgie auszuarten, die den Besuchern durch Mark und Bein fährt.

    Mit einem extralangen Bluesrockfrühschoppen, bei dem Ron Hacker sowie die „Tone Wheels“ aus Franken das Publikum unterhalten, findet ein gelungenes Jubiläumsfestival am Sonntag sein Ende.

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