Die Maßnahmen des Integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzepts (ISEK) ist in Marktzeuln und seinen Ortsteilen am vergangenen Donnerstag angelaufen. Bei einer Bürgerversammlung in der Turnhalle stellten Architekten und Ingenieure das Projekt vor. Bürgermeister Gregor Friedlein-Zech unterstrich: „Die Bevölkerung soll von Anfang an in die Planung einbezogen werden“.
Grundsätzlich gehe es um langfristig wirksame und vor allem lokal abgestimmte Lösungen für eine Vielzahl von Aufgabengebieten wie zum Beispiel städtebauliche, funktionale oder sozialräumliche Defizite und um die Erhaltung und Sanierung des denkmalgeschützten Ortskerns. Im Aufnahmeantrag seien die Schaffung eines Dorfladens und die Sanierung des Marktareals vorgesehen. Alle ISEK-Maßnahmen würden von der Städtebauförderung mit 80 Prozent gefördert.
Livia Maria Andreas vom Sachgebiet Städtebauförderung bei der Regierung von Oberfranken bat die Anwesenden um Anregungen. „Nur mit der Unterstützung der Einwohner können wir Projekte fördern“, sagte sie. Die Marktzeulner ließen sich nicht lange bitten und brachten eine Reihe von Wünschen vor, wie sie sich ihren Ort in Zukunft vorstellen. Dagmar Rose, Helge Reul und Pia Löffler prangerten einen Schandfleck mit leerstehenden und heruntergekommenen Gebäuden zwischen Marktstraße und Hauptstraße an. Das „Zech“-Anwesen sollte mit ISEK-Mitteln verschwinden oder saniert werden. Dagmar Rose konnte sich dort Wohnungen vorstellen und die Eröffnung eines gastronomischen Betriebes.
Klaus Stiefler vom Planungsbüro RSP aus Bayreuth versprach, das Areal in Augenschein zu nehmen. Erhaltenswerte Gebäude könnten saniert, andere angerissen werden.
Leerstehendes Gebäude nutzen
Toni Stark erinnerte daran, dass in Marktzeuln unterhalb des Rathauses ein Brauhaus gestanden hatte. Er wünschte sich im Rahmen der ISEK-Förderung die Errichtung eines Kommune-Brauhauses. Stiefler hatte Bedenken hinsichtlich eines Neubaus. Er könne sich nur ein einziges ISEK-Projekt erinnern, das neu gebaut wurde. Die Idee des Brauhauses fand er aber gut. Vielleicht könne man ein leerstehendes Gebäude dafür umbauen.
Maria Gahn war ein leerstehendes Anwesen im Ostaring ein Dorn im Auge. Es verschandele die Wohngegend, der Eigentümer sollte es in Ordnung bringen. Bürgermeister Friedlein-Zech bedauerte, dass die Gemeinde nichts tun könne da das Gebäude in Privatbesitz sei. „Wir haben bereits vergeblich ein Bußgeld angedroht“, sagte er.
Angesichts der Schulsanierung befürchtete Pfarrer i.R. Wolfgang Scherbel um den Standort des Kinderhorts. Der Bürgermeister versicherte, dass dadurch der Hort nicht gefährdet sei. Josef Stark, langjähriges Gemeinderatsmitglied und Bürgermeister, brachte den geplanten Dorfladen im alten Schulhaus „Am Flecken“ ins Gespräch. „Wir dürfen den Laden nicht als einzigen Aspekt betrachten“, wünschte er sich.
Ein Gemeindezentrum sollte dort entstehen, eine Begegnungsstätte der Bürger, sagte er unter dem Beifall der Versammlungsteilnehmer. Die Unterhaltung festige soziale Kontakte. Auch an einen Seniorenstammtisch dachte der Altbürgermeister. Dem pflichtete Friedlein-Zech bei: „Es fehlt manchmal an Solidarität in unserer Gemeinde“, bedauerte er.
„Mitfahrbänkla“ gewünscht
Diane Gruber machte den Vorschlag, so genannte „Mitfahrbänkla“ in Marktzeuln aufzustellen. Dieses Mitfahrangebot werde in Deutschland in vielen Gemeinden erfolgreich praktiziert. Wer auf dem „Mitfahrbänkla“ sitze, signalisiere: „Ich möchte gerne mitgenommen werden“.
Das RSP-Team stellte den Fahrplan für das ISEK-Programm vor. Das erste Treffen einer Lenkungsgruppe finde im Februar statt. Bis Mai würden fünf Arbeitskreise die Themen Dorfladen, Soziales, Verkehr, Freizeit und Ortsgestaltung behandeln. Die erste Zwischenpräsentationen sei im Juni oder Juli und die zweite im September geplant. Dabei würden die Ergebnisse der Arbeitskreise vorgestellt. Die Endpräsentation soll im Dezember 2019 stattfinden und im Januar 2020 der Gemeinderat darüber befinden. Um die Wünsche der Bevölkerung auszuloten, werde zunächst an alle Haushalte ein Fragebogen verschickt.
In einer kurzen Zusammenfassung beleuchtete Bürgermeister Gregor Friedlein Zech das vergangene Jahr. Die Gemeinde beteiligte sich an der Protestaktion gegen neue Stromtrassen. Ein neues Feuerwehrfahrzeug wurde bestellt und wird im kommenden Mai eingeweiht. Die Umrüstung der Straßenbeleuchtung auf LED wurde beschlossen. Die Breitbandverkabelung ist mit mindestens 30 Megabits in der Sekunde abgeschlossen. Für die Verbesserung der Trinkwasserversorgung in Höhe von 1,227 Millionen Euro werden keine Kosten mehr für die Haueigentümer anfallen.
Die Verschuldung wurde zum Ende des Jahres 2018 auf 522 Euro pro Kopf verringert. Die Brandschutzsanierung der Schule wurde beschlossen. Messungen der Raumluft ergaben keine Beanstandungen. Allerdings müssen im Zuge der Sanierung krebserregende Stoffe entfernt werden.
Bauschuttdeponie schließt 2025
Die Bauschuttdeponie wird nicht, wie bisher angenommen bis zum Jahre 2046 in Betrieb sein, sondern schon 2025 schließen. Damit entfalle der Schwerlastverkehr in Marktzeuln und den umliegenden Orten. Im neuen Baugebiet „Sandersgarten Nord“ kann voraussichtlich ab Herbst gebaut werden. Zum ersten Mal findet eine Veranstaltung des Fränkischen Theatersommers in Marktzeuln statt. Sie ist auf dem Freischießenplatz am Rodachufer geplant.