Etwas Wehmut beschleicht manchen der heutigen Rentner-Generation, wenn im Radio die Hits der goldenen 1970-er und 1980-er Jahre erklingen. Bayern Eins hat sich darauf spezialisiert und fährt höchste Einschaltquoten ein. Für die heimische Nachkriegsgeneration ist dies die Zeit der legendären Bands wie die Silhouettes, Melodas, Comets, Sound City Group, Happy Jack, Playboys und viele andere. Über 30 Bands mischten die Tanzsäle Frankens auf.
Einige „Boygroups“ schrieben ein Stück lokaler Musikgeschichte
Die Jugend von heute verbindet nichts mehr mit diesen Namen. Und doch haben diese „Boygroups“ ein Stück lokaler Musikgeschichte geschrieben. Erich Schramm, der heute 66-Jährige, erinnert sich noch gut an jene Zeit, als Deutschlands Tanz-Hochburg in Franken lag. Der Sohn eines Tanzlokalbetreibers in Rossach (Landkreis Coburg) ist Mitinhaber einer großen Firma in der Unterhaltungsindustrie. Er kennt die Tanzsäle und die Bands von damals und bewundert sie noch heute.
Dies war wohl der zündende Funke für die Idee, die Gruppen von damals, heute nach rund 50 Jahren, mit einem Award auszuzeichnen. Erich Schramm organisierte in Modschiedel, beim Tanzcenter Deuber, einen Abend zu dem die Rocklegenden von damals, soweit sie noch leben, eingeladen waren. Auch die Playboys mit ihrem Bandleader Gerd Backert gehörten dazu.
Die Mädchen bekamen glänzende Augen
Die „Playboys“, die Band aus dem Lichtenfelser Landkreis, waren legendär. Die Mädchen bekamen glänzende Augen. Wo immer die Vollblutmusiker auftraten, in Michelau in der Angerturnhalle, beim Grah in Weidhausen, in der Turnhalle in Marktzeuln oder in Frohnlach, Modschiedel, Schmölz und Maineck, man musste dabei sein.
Nicht selten fuhren die Fans in einer Samstagnacht an die 100 Kilometer. Ein Glückspilz war der, der ein eigenes Auto hatte. Glücklich schätzen konnten sich auch die, die einen derartigen Chauffeur als Freund hatten. „Wo geh?n mehr denn am Samstag hi`?“ lautete die Standardfrage schon Tage vorher.
Zu Glanzzeiten mit Chris Roberts oder Drafi Deutscher aufgetreten
Aus kleinen Anfängen heraus waren die angesagten Bands wie Pilze aus dem Boden geschossen. Los ging?s bei den Playboys als Trio. Schnell bildete sich eine Fangruppe um Gerd Backert, Konrad Fischer aus Küps und Helmut Beusch aus Burgkunstadt. Als Schlagzeuger kam Norbert Backert, der Bruder von Gerd Backert, dazu. Und das vierblättrige Kleeblatt gab sich den Namen die Playboys. Auch Dieter Lache stieß zur Band.
In den Glanzzeiten traten die Playboys mit Stars wie Bata Illic, Chris Roberts, Drafi Deutscher, Peter Orloff, und dem deutschen Martin Mann auf. Die Besetzung der Band wechselte. Hans Werner an der Hammond Orgel, Richard Schöpf am Schlagzeug, Jürgen Thorandt und Peter Hofmann gehörten zur Band, die ihre Auftritte mit dem legendären Playboy-Song eröffnete.
Mit Schlaghosen, „abgefahrenen“ Hemden und langen Haaren
Die Zeiten von damals muss man erlebt haben, um diesen Hype zu begreifen. Aufgebrezelt mit „Flatterjeans“, den Schlaghosen, langen Haaren und abgefahrenen Hemden, drängten sich die Fans an den Türen der Angerturnhalle, um als erste eingelassen zu werden. Mit dabei waren die Girls in ihren Miniröckchen. Kurz und kürzer war angesagt. Bei der Elterngeneration löste dieser Mini-Boom kaum Begeisterung aus
Kurz und kürzer war angesagt bei den Miniröcken
Wer nach 20 Uhr kam, bekam keinen Platz mehr. Die Oberschlauen schlichen sich deshalb nach oben, auf die Galerie im ersten Stock, um von dort einen Mantel oder ein anderes Kleidungsstück auf einen der Tische unten fallen zu lassen, zum Zeichen dass dieser Tisch besetzt war.
Apropos Galerie, die wurde anschließend von den „Drachen“ besetzt. Ältere Damen deren beliebtester Zeitvertreib es war, das Geschehen auf der Tanzfläche unter ihnen zu beobachten. Wer mit wem, wie eng umschlungen tanzte, alles wurde peinlich genau registriert. Man brauchte ja frischen Gesprächsstoff für die Woche.
Körperkontakt war angesagt
Ja damals wurde noch richtig miteinander getanzt, nicht wie in späteren Discozeiten, als jeder solo vor sich hinrockte oder sich die Jungs nur noch an der Gaasmous festhielten, während sie die Mädchenpaare auf der Tanzfläche einer „Fleischbeschau“ unterzogen.
Körperkontakt war angesagt, und manches Paar hat sich so fürs Leben gefunden. Etliche dieser Paare sind heute noch zusammen.
An die 1000 Autos standen vor dem Tanzcenter Deuber in Modschiedel

Den Tanz-Boom der 1960-er bis 1980-er Jahre kann man sich heute kaum mehr vorstellen. Im kleinen Modschiedel gab es beim Tanzcenter Deuber Platz für 2000 Tanzwütige. Man traf sich mitten in der Pampa. An die 1000 Autos standen vor der Tür. Die Parkflächen waren krachend voll. Man muss es live erlebt haben, um es zu begreifen.
Zurück zu den Playboys: Mitte der 1980-er Jahre löste sich die Band auf. Jeder der Bandmitglieder hatte einen Beruf und eine Familie. Und die Auftritte an den Wochenenden, die Proben kosteten unheimlich Zeit und Energie. Tränen gab?s bei den Fans, doch die Playboy-Ära war definitiv vorbei. Einzelne Musiker wie Gerd Backert oder Peter Hofmann starteten als Alleinunterhalter eine Solokarriere.
Erinnerung an „goldene Jahre“ bei der Preisübergabe
Was bleibt ist die Erinnerung an „goldene Jahre“. So war es für die vier, Hans Werner, Jürgen Dorand, Peter Hofmann und Gerd Backert, ein besonderes Erlebnis als sie sich vor kurzem mit Erich Schramm trafen, um ihren Award persönlich entgegenzunehmen. Auch die nicht anwesenden Bandmitglieder der Playboys erhielten diese Auszeichnung.