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MITWITZ: Raubmord in Mitwitz: Ein „Cold Case“ wird wieder heiß

MITWITZ

Raubmord in Mitwitz: Ein „Cold Case“ wird wieder heiß

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    Der Supermarkt in Mitwitz kurz nach der Tat im November 2006.
    Der Supermarkt in Mitwitz kurz nach der Tat im November 2006. Foto: Kripo Coburg

    Die Tat erschütterte die Menschen der Region: Am 13. November 2006 wurde der damals 61-jährige Norbert Ottinger in seinem Einkaufsmarkt in Mitwitz von einem bislang Unbekannten getötet. Zudem erbeutete der Täter aus dem Tresor mehr als 30 000 Euro Bargeld. Trotz intensiver und lang andauernder Ermittlungen konnten die Beamten das Verbrechen damals nicht aufklären.

    Nun arbeiten erneut Spezialisten der Kriminalpolizei Coburg zusammen mit der Staatsanwaltschaft intensiv an dem „Cold Case“. Seit Dezember 2018 rollen sieben Beamte der Kripo im Rahmen des Cold-Case-Managements das schwere Gewaltverbrechen erneut auf. Dabei setzen die Polizisten auf neue Ermittlungsansätze, die sich vorwiegend aus der Weiterentwicklung forensischer Methoden, insbesondere im DNA-Bereich, ergeben sowie auf Hinweise aus der Bevölkerung.

    Gleich nach Bekanntwerden des schweren Verbrechens an dem damals 61-Jährigen, der an dem kalten und regnerischen Montagabend des 13. November 2006 in dem Supermarkt durch Messerstiche und Schläge auf den Kopf getötet worden war, leitete die Polizei umfassende Fahndungs- und Ermittlungsmaßnahmen sowie eine umfangreiche Spurensicherung ein. Die Sonderkommission (SOKO) „Kreisel“ nahm mit zahlreichen Beamten die Ermittlungen auf.

    730 Spuren verfolgt

    Allein im Tatobjekt sicherten Spezialisten der Kripo Coburg und die Tatortgruppe Oberfranken mehrere Tage lang rund 730 Spuren, insbesondere daktyloskopische Spuren, DNA-Spuren und Faserspuren.Weiterhin beschäftigten sich die Kriminalbeamten intensiv mit rund 400 Hinweisen zum möglichen Tatgeschehen. Die Befragungen und Vernehmungen wie auch die Fahndungs- und Suchmaßnahmen führten jedoch bisher zu keiner „heißen Spur“.

    Beamte der Operativen Fallanalyse, sogenannte Profiler, des Polizeipräsidiums München unterstützen die Kriminalbeamten bei den umfassenden Ermittlungen.

    Die Untersuchung der gesicherten Spuren erfolgte beim Bayerischen Landeskriminalamt und der Rechtsmedizin. Hierbei konnten Fragmente der Täter-DNA, sein genetischer Fingerabdruck, festgestellt werden.

    Noch neu im nordbayerischen Raum war die im Frühjahr 2007 erfolgte DNA-Reihenuntersuchung, die die SOKO-Beamten mit Unterstützung weiterer Einsatzkräfte vorgenommen hatten. Zum einmaligen Abgleich mit der am Tatort gesicherten DNA-Spur des Täters entnahmen geschulte Beamten bei über 2300 Männer im Alter von 18 bis 45 Jahren Speichelproben.

    Um Mithilfe gebeten

    Die Bevölkerung stellte bereits damals einen wichtigen Part bei den Ermittlungen zur Aufklärung des Verbrechens dar. So wurde die Öffentlichkeit über die Medien zeitnah und fortlaufend über den Ermittlungsstand informiert und um Mithilfe gebeten. Auch in den Fernsehsendungen „Aktenzeichen XY-ungelöst“ und „Kripo Live“ wurde das Verbrechen dargestellt und mit einem Zeugenaufruf verbunden.

    Der Verbleib eines orangefarbenen Softballschlägers und der fünf Kasseneinsätze, die der Täter aus dem Tresor entwendet hatten, ist nach wie vor ungeklärt. Das noch ungelöste Gewaltverbrechen lässt der Kripo Coburg bis heute keine Ruhe. Seit Dezember 2018 arbeiten mehrere Ermittler im Rahmen der Ermittlungskommission (EKO) „Kreisel - Cold Case“ in enger Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft erneut intensiv an der Aufklärung der Tat.

    In diesem Zusammenhang wurden die Ermittlungsakten der damaligen SOKO „Kreisel“ in den vergangenen Monaten im gesamten Umfang von den Kriminalbeamten zunächst digitalisiert und die rund 400 Ermittlungsansätze einer nochmaligen Bewertung unterzogen. Hierunter befanden sich auch die zahlreichen Hinweise aus der Bevölkerung. Die Beamten sichteten und priorisierten außerdem erneut alle der rund 730 am Tatort gesicherten Spuren. Aufgrund der inzwischen fortgeschrittenen forensischen Methoden erfolgt derzeit eine nochmalige Untersuchung der priorisierten Spuren beim Bayerischen Landeskriminalamt und der Rechtsmedizin. Es ist mittlerweile möglich, auch sehr schwach ausgeprägte DNA-Mengen aus einer molekularbiologischen Spur herauszufiltern. Anhand der Bewertung der Tatortsituation und der Auffindesituation des Opfers bestätigten die Profiler das bereits zur DNA-Reihenuntersuchung erstellte Täterprofil, auch ein zur Tatzeit jüngerer, nicht volljähriger Täter, wäre denkbar.

    Damals Jugendliche im Fokus

    Die Cold-Case Ermittler legen daher einen Ermittlungsschwerpunkt auf die Abklärung der damals Jugendlichen und Heranwachsenden, die heute demnach etwa Ende 20, Anfang 30 Jahre alt sind. Zudem ist denkbar, dass der Täter nicht von Beginn an die Tötung des Nobert Ottinger geplant hat, sondern die Zielrichtung zunächst eine Raubhandlung war. Im Rahmen ihrer umfangreichen Ermittlungen werden die Coburger Kriminalbeamten auch erneut Befragungen in der Bevölkerung durchführen. Des Weiteren ist auch die Entnahme von DNA bei Personen, insbesondere bei damals Jugendlichen und Heranwachsenden vorgesehen.

    Die bisher festgesetzte Belohnung in Höhe von 5000 Euro für Hinweise, die zur Aufklärung der Tat oder zur Ergreifung des Täters führen, wurde zwischenzeitlich auf 10 000 Euro erhöht.

    Hinweise nehmen die Cold-Case-Ermittler der Kripo Coburg unter Tel. (09561) 645640 entgegen. Die Angaben werden vertraulich behandelt.

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