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MICHELAU: Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm zu Gast in Michelau

MICHELAU

Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm zu Gast in Michelau

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    Der Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm hielt die Festpredigt.
    Der Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm hielt die Festpredigt. Foto: Fotos: Klaus Gagel

    Sonntag, 7. Juli 2019, war ein großer Tag für die evangelische Kirchengemeinde Michelau. Gemeinsam mit dem Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm feierten die Gläubigen das Jubiläum „200 Jahre Johanneskirche“. So voll wie an diesem Festtag hatte man die Kirche schon lange nicht mehr gesehen, allenfalls am Heiligen Abend verzeichnet man ähnliche Besucherzahlen. Der Landesbischof hielt die Festpredigt und reichte den Gläubigen gemeinsam mit Dekanin Ott-Frühwald das heilige Abendmahl.

    Das Gleichnis vom verlorenen Sohn, das zuvor bereits in der Lesung erzählt worden war, bildetet den Inhalt der Predigt. Es gehört zu den bekanntesten Geschichten der Bibel. Es ist eine Geschichte mitten aus dem Leben gegriffen, und deshalb spricht sie Menschen sehr direkt an, betonte Heinrich Bedford-Strohm.

    Verlust der Selbstachtung, Eifersucht und Geschwisterstreit

    Dazu gehören Gefühle des Verlusts der Selbstachtung, die Sehnsucht nach einem bedingungslosen Angenommen-sein, die Eifersucht gegenüber dem Anderen und die Angst, selbst zu kurz zu kommen. Charakteristisch ist auch der häufig zu beobachtende Geschwisterstreit.

    Schon als kleiner Junge war Heinrich Bedford-Strohm fasziniert vom Inhalt der Geschichte. Er bangte um das weitere Schicksal des verlorenen Sohns als Schweinehirten, doch dann wendet sich alles zum Guten in den offenen Armen des Vaters.

    Das Nesthäkchen verprasst sein Erbe und muss die Säue hüten

    Die Familiendynamik, die da geschildert wird, ist ein echter Klassiker. Der jüngere Sohn, das Nesthäkchen, verprasst sein Erbe. Er hat nichts mehr und hütet auf dem Acker die Säue. Doch er darf sich nicht einmal am Saufutter bedienen. Und da besinnt er sich auf die Eltern.

    Dann geschieht das Unglaubliche. Die Arme des Vaters sind offen. „Mehr Vergebung, mehr bedingungslose Liebe und Annahme gehen nicht.“ Aber die Geschichte ist noch nicht zu Ende. Der ältere Bruder ist tief gekränkt. Es ist nachvollziehbar, dass er sich darüber beklagt, dass er so viele Jahre seinem Vater treu gedient hat, aber keinen Dank dafür bekommen hat.

    „Ich denke heute an all die Menschen, die in den 200 Jahren des Bestehens dieser Kirche so treu gedient haben wie dieser ältere Bruder.“

    Heinrich Bedford-Strohm, Landesbischof

    „Warum hat es der Vater ihm nie gedankt, dass er ihm so treu gedient hat? Warum nimmt es der ältere Sohn so persönlich, dass sein Bruder nur das bekommt, was er sich offensichtlich auch immer gewünscht hat?“, fragte der Landesbischof in die Runde.

    „Ich denke heute an all die Menschen, die in den 200 Jahren des Bestehens dieser Kirche so treu gedient haben wie dieser ältere Bruder. Die Johanneskirche steht für eine Gemeinde, die durch die Zeiten hindurch die Botschaft des Evangeliums weitergegeben hat.“

    Ein Dank für jeden Beitrag dafür, dass die Gemeinde lebt

    „Viele sitzen heute hier“, so Bedford-Strohm, „die da sind, wenn sie gebraucht werden. Das war und ist nur möglich, weil sie Verantwortung übernommen haben. Deswegen will ich heute all denen in der Gemeinde einmal ausdrücklich danken, die jeden Tag ihren Beitrag dazu leisten, dass die Gemeinde lebt.“

    Dieser Dank ist vielleicht die beste Voraussetzung dafür, die Worte zu hören, die der Vater seinem älteren Sohn erwidert: „Mein Sohn, du bist allezeit bei mir, und alles, was mein ist, das ist dein.“ Und bezogen auf den zurückgekehrten Sohn äußert er: „Er war verloren und ist wiedergefunden.“

    „Lasst uns mit Freude auf die zugehen, die anders sind als wir. Niemand nimmt uns etwas weg, sondern unser Freude wird umso größer, wenn man sie teilt.“

    Heinrich Bedford-Strohm, Landesbischof

    „Für mich ist dieser Satz“, so Bedford Strohm, „die Einladung zu einer fröhlichen, barmherzigen Kirche, die die radikale Liebe Christi selbst ausstrahlt. Lasst uns aus dem tiefsten Wissen, dass wir bei Gott zuhause sind, die Arme weit ausbreiten gegenüber all jenen, die zweifeln, ob sie sich auf diese Botschaft wirklich einlassen sollen.“ Und weiter: „Lasst uns mit Freude auf die zugehen, die anders sind als wir. Niemand nimmt uns etwas weg, sondern unser Freude wird umso größer, wenn man sie teilt.“

    „Wir wollen das Fest des Lebens im Geiste Jesu Christi mit allen feiern, die sich darauf einlassen wollen, egal, woher sie kommen. Heute dürfen wir 200 Jahres Johanneskirche in Michelau feiern. Ein gemästetes Kalb gibt es vermutlich nicht, aber Coburger Bratwürste! Die zieh`ich jedem gemästeten Kalb vor!“ verriet der Landesbischof. „Lasst uns die Liebe Gottes feiern, die wir erfahren, um sie gegenüber den anderen selbst auszustrahlen.“

    Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm und Dekanin Stefanie Ot-Frühwald luden gemeinsam zum Abendmahl ein.
    Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm und Dekanin Stefanie Ot-Frühwald luden gemeinsam zum Abendmahl ein.

    Den Dank an die weiteren Mitwirkenden am Gottesdienst, den Kirchenmusikdirektor Klaus Bormann an der Orgel, den Chor Cantica Nova und den Posaunenchor stattet Ute Herold vom Kirchenvorstand ab. Herzlich begrüßte sie auch die zahlreichen Ehrengäste aus der Kirche und der Kommunalpolitik.

    Bürgermeister Fischers persönlicher Bezug zur Johanneskirche

    Stellvertretend für diese ergriff Bürgermeister Helmut Fischer das Wort. Er überbrachte Grüße aus dem Landkreis und aus dem Gemeinderat. Fischer erinnerte an seinen persönlichen Bezug zur Johanneskirche. Gleichzeitig lobte er die hervorragende Zusammenarbeit zwischen den kommunalen und kirchlichen Einrichtungen im gesamten Landkreis. Er erinnerte an die Trägerschaften der Kirche im Bereich der Kindergärten, der Horte und der eCn-Klassen. Umgekehrt wird die Kirche vor Ort großzügig unterstützt. Gut gepflegt wird laut Fischer auch das ökumenische Miteinander zwischen den beiden Konfessionen.

    Sorge bereite ihm, so Fischer, die Entwicklung der Kirchenzugehörigkeit in den Gemeinden. Bekannten sich 1978 noch 99,13 Prozent der Bevölkerung zum Christentum so sind es aktuell nur mehr 82,7 Prozent Christen. Dabei fiel der Rückgang bei den evangelischen Christen mit fast 30 Prozent deutlich höher aus als bei den katholischen mit rund zehn Prozent. „Für mich ist das erschreckend und bedauerlich“, so Fischer. Auch wies er darauf hin, dass die Kirchweih in Michelau eigentlich nicht Anfang Juli, sondern am ersten Sonntag im August gefeiert wird. (Anm.: dieser Termin war auf Grund des Terminkalenders des Landesbischofs jedoch nicht möglich).

    Johanneskirche als Zeichen der Glaubensstärke

    Der Vorsitzende des katholischen Dekanats Lichtenfels, Dekanatsrat Burkhard Fath, erinnerte in seinem Grußwort an die früheren Beziehungen zwischen Marktgraitz und Michelau. In der Johanneskirche zeige sich die Glaubensstärke der Michelauer. Er gratulierte im Sinn eines guten ökumenischen Miteinanders und überreichte an Dekanin Ott-Frühwald als Zeichen der Verbundenheit ein Kreuz als gemeinsames christliches Symbol.

    Das Lied „Geh aus, mein Herz, und suche Freud“ leitete über zum gemeinsamen Abendmahl, das von der Dekanin Stephanie Ott-Frühwald und dem Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm gereicht wurde. Am Nachmittag feierte die gesamte Gemeinde.

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