Ende April 2020 gibt Christian Mrosek den Staffelstab weiter. Nach 18 Jahren als Bürgermeister der Gemeinde Redwitz räumt der 66-Jährige seinen Schreibtisch im Rathaus und verabschiedet sich in den Ruhestand. Die Vorfreude auf das „Leben ohne Terminkalender“ ist ihm anzusehen, aber auch ein bisschen Wehmut und der Stolz auf das Erreichte. Vor allem zu spüren, als er durch das im Juli 2019 eingeweihte Bürgerhaus führt. „Ganz besonders freut mich, dass es sehr gut angenommen wird. Trotz der vielen Unkenrufe in den vergangenen Jahren!“
„Ganz besonders freut mich, dass es sehr gut angenommen wird. Trotz der vielen Unkenrufe!“
Wahrlich, das Bürgerhaus ist ein Schmuckstück. Der OT-Reporter staunt über Größe, Ausstattung und Funktionalität. Das Gebäude passt sich sehr schön in den Platz „Am Markt“ ein, weil es dem früheren Gutmann-Haus gleicht. Eine Perle, innen wie außen. Hier können sich die Bürger wohlfühlen. Im Sommer wird noch das Außengelände angelegt. Dann ist der Traum vom Treffpunkt für Jung und Alt endgültig wahr geworden.

n diesem Projekt steckt viel Herzblut des scheidenden Gemeindeoberhaupts. Er ist sichtlich erleichtert, dass es in den letzten Zügen steckt. Schließlich haben die Planungen vor rund zehn Jahren begonnen. Viel Vorlaufzeit, in der Mrosek und sein Team um Realisierung, Förderung und Akzeptanz kämpfen mussten. Die Kosten belaufen sich auf rund 2,9 Millionen Euro. Das ist viel Geld, aber bei Zuschüssen von 80 bis 90 Prozent ist der Gewinn für Redwitz, das unter dem Wirtshaussterben genauso leidet wie viele andere kleinere Orte, unermesslich. Zumal der Laden brummt. Der Jugendtreff ist gut besucht, die Vereine nutzen Saal und Konferenzraum für zahlreiche Veranstaltungen und für private Feiern bietet das Bürgerhaus ebenfalls die ideale Umgebung.
Der Industriepark ist ein Pfund, mit dem die Gemeinde wuchern kann
Nach weiterem Erreichten befragt macht der ehemalige Polizist im Interview mit unserer Redaktion nicht viel Wind um seinen Beitrag. Aber dann lässt er sich doch entlocken, dass ihn die Ansiedlung neuer Firmen (Scerox und HaRei) und vor allem die Investitionen von rund 70 Millionen Euro durch die Johnson Matthey Catalysts GmbH am Standort Redwitz besonders freuen. Der Industriepark mit Johnson Matthey, P+S Werkzeugbau, der Firma Alumina (Stromspeicher) und eigenständiger Kantine biete viele Arbeitsplätze und der Kommune finanzielle Planungssicherheit. Das sei natürlich nicht sein Verdienst, das sei auch Glück. Aber die Gemeinde könne die Wirtschaft mit den richtigen Rahmenbedingungen unterstützen. „Man muss ein offenes Auge haben, darf sich nicht wegdrehen.“

Mrosek verweist noch darauf, dass in den vergangenen drei Wahlperioden sämtliche Feuerwehren im Gemeindegebiet neu ausgestattet wurden, zum Teil neue Feuerwehrhäuser entstanden seien und fast alle FFW neue Wagen bekommen hätten. Bereits 2011 habe Redwitz als erste Gemeinde im Landkreis alle Ortsteile mit Glasfaser erschlossen.
Kommunalpolitik: Im Kleinen viel gestalten, Probleme unbürokratisch lösen
Der 66-Jährige wird die Kommunalpolitik sicherlich vermissen, weil „man im Kleinen viel gestalten und Probleme unbürokratisch lösen kann“. Er sieht seine Stärken im zwischenmenschlichen Bereich, im direkten Kontakt zu den Leuten. Wenn er im Kindergarten einen Enkel abholt, schallt es ihm aus der Kinderschar oft entgegen: „Grüß' dich Bürgermeister“. Gleiches passiert Mrosek bei Besuchen im Altenheim. Und er genießt es.

Der scheidende Bürgermeister konstatiert aber auch: „Du brauchst ein dickes Fell.“ Man müsse sich bewusst sein, es nicht jedem recht machen zu können. Er habe den Job gerne gemacht, auch wenn „es manchmal happig war“. Es sei schwer und könne belastend sein, das Wohl aller im Auge zu haben.

Der Oberkommissar a.D. lässt sich nach eigener Aussage in Bauangelegenheiten kein x für ein u vormachen. „Da kenn' ich mich aus. Ich war immer fit in der Zusammenarbeit mit dem Bauamt!“ In die Finanzen habe er sich einarbeiten müssen, aber das sei unverzichtbar. Und er betont, dass er nie das eigene Wohl im Auge gehabt habe. Ein Bürgermeister müsse immer zum Nutzen der Gemeinde und nicht gegen den Willen der Bürger handeln. „Das hat keinen Wert. Du musst auch mal Haken schlagen können.“

Diesen Leitsatz gibt er auch seinem Nachfolger mit auf den Weg. Christian Mrosek mahnt, Respekt vor dem Amt zu haben, dem Gemeinderat und den Bürgern gegenüber immer ehrlich zu sein und eine nachvollziehbare Politik für alle zu machen, insbesondere in finanzieller Hinsicht. Dem neuen Gemeindeoberhaupt wünsche er in Geldangelegenheiten ein glückliches Händchen, vor allem Realismus. Großprojekte ja, aber nur wenn es der Haushalt erlaube.

Die Weiterführung der Ortskernsanierung und die Sanierung des Kindergartens stünden bereits auf der Agenda. Die nächsten großen Herausforderungen für seinen Nachfolger und den neuen Gemeinderat seien die Sanierung des Schwimmbades (Kostenschätzung: 1,7 Millionen Euro) und der Turnhalle (2,2 Millionen).
Der frühere Landrat Reinhard Leutner hatte eine Vorbildfunktion

Christian Mroseks eigene politische Laufbahn beginnt 1983, als er in den CSU-Ortsverband eintritt. Maßgeblich dazu beigetragen hat der damalige Zweiter Bürgermeister Karl-Heinz Räthlein, der den Polizisten öfters zu politischen Veranstaltungen einlädt, die bei ihm Spuren hinterlassen. Zudem sei er vom Elternhaus her eher konservativ geprägt. Am meisten imponiert hat ihm der frühere Landrat Reinhard Leutner, ein gebürtiger Marktgraitzer, der schon mit 30 Bürgermeister von Staffelstein wurde. „Ohne ihn wäre Bad Staffelstein nie zur Kurstadt geworden!“
Als wichtige politische Wegbegleiter nennt der 66-Jährige neben Dr. Räthlein noch die Gemeinderäte Kurt Limmer und Willi Scherbel, die Landräte Leutner und Christian Meißner sowie Landtagsabgeordneten Jürgen Baumgärtner und Bundestagsabgeordnete Emmi Zeulner. Die Zusammenarbeit mit der eigenen CSU-Fraktion habe auf freundschaftlicher, ehrlicher, aber auch sachbezogener Ebene basiert. Mit den anderen Fraktionen sei sie sachlich. Er sei vielen Bürgerinnen und Bürgern zu Dank verpflichtet, die ihm den Rücken gestärkt hätten.

Zur ganzen Mannschaft der Verwaltung habe er ein gutes Verhältnis. Stellvertretend nennt er hier den Geschäftsleiter Heinrich Dinkel, den Bauamtsleiter Joachim Stefan und Sekretärin Petra Knott.
„Papa bringt den ganzen Tagesablauf durcheinander.“
Tochter Stefanie, als Vater Christian mal daheim bleibt
Ohne seine Frau Christine hätte er es aber nicht geschafft, betont Christian Mrosek. „Ich war viel unterwegs: Das geht nur, wenn die Frau einem den Rücken stärkt.“ Der Vorteil bei Amtsantritt: Die jüngste Tochter Stefanie war damals schon 14. „Ich hatte also kein kleines Taucherle mehr daheim.“ Stefanie bringt zu der Zeit aber Folgendes auf den Punkt, als der Bürgermeister mal keine Termine hat und daheim bleibt: „Papa bringt den ganzen Tagesablauf durcheinander.“
Das wird ab Mai 2020 aber nicht mehr passieren, da die Töchter aus dem Haus sind und der Ruheständler genug zu tun hat: Haus, Garten, Hobbys, Camping. Und bei der CSU wird er sicherlich auch ab und zu mal vorbeischauen. Besonders freut er sich auf mehr Zeit für die Leidenschaft „Schafkopfen“.

Als Opa freut er sich über vier Enkelkinder, die aber auch ihr Recht fordern. Die Jüngsten, Michael und Janosch, leben in Ingolstadt. „Ohne vollen Terminkalender setzt man sich schneller mal ins Auto und übernachtet auch dort.“
Das Ehepaar Mrosek hat sich kürzlich einen neuen Wohnwagen gekauft, einen mit mehr Komfort. Seit 30 Jahren ist ihr Hauptziel als Camper der Bodensee. „Das war immer unsere Ruhe-Oase“. Dort werden sie sicherlich in Zukunft noch mehr Zeit verbringen. Das eine oder andere neue Zeil lockt bestimmt auch. „Aber es ist immer besonders schön, wieder nach Hause zu kommen. Wir leben schließlich in einer wunderschönen Urlaubsregion!“
Weitere Artikel zur Kommunalwahl am 15. März finden Sie unter www.obermain.de/kommunalwahlen.
Christian Mrosek • Geboren am 25. Dezember 1953 in Füssen/Allgäu • 1955 Umzug nach Bad Rodach • 1959 Umzug nach Redwitz an der Rodach • 1971 Mittlere Reife an der Realschule Kronach • im selben Jahr Start der Ausbildung bei der Bereitschaftspolizei Nürnberg • 1973 Stadtpolizei Fürth • 1982 Versetzung zur Polizeiinspektion Lichtenfels • bis zum Amtsantritt als Bürgermeister in Redwitz am 1. Mai 2002 bei der PI Lichtenfels Teil der Ermittlergruppe; ausgeschieden als Oberkommissar • 1983 Eintritt in die CSU • ab 1990 im Gemeinderat Redwitz • ab 1996 Zweiter Bürgermeister • 2002-2020 Erster Bürgermeister • 2002-2020 Mitglied des Lichtenfelser Kreistags und des Kreisausschusses • verheiratet seit 1. Juli 1977 mit Christine Mrosek • drei Töchter: Kathrin (40), Julia (34), Stefanie (32) • vier Enkelkinder: Michael (fünf Monate), Janosch (3 Jahre), Stella (5) und Max (8)