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HOCHSTADT: Hochstadts Bürgermeister Thomas Kneipp zieht Bilanz

HOCHSTADT

Hochstadts Bürgermeister Thomas Kneipp zieht Bilanz

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    So ein Wanderurlaub in den Südtiroler Bergen schweißt zusammen, quer durch alle Gemeinderatsfraktionen. Dies bewiesen im Juli 2014 Arno Schnapp, Markus Pfadenhauer, Armin Hauer, Michael Stöcker, Bürgermeister Thomas Kneipp und Udo Stöcker (v. li.).
    So ein Wanderurlaub in den Südtiroler Bergen schweißt zusammen, quer durch alle Gemeinderatsfraktionen. Dies bewiesen im Juli 2014 Arno Schnapp, Markus Pfadenhauer, Armin Hauer, Michael Stöcker, Bürgermeister Thomas Kneipp und Udo Stöcker (v. li.). Foto: red

    Das Jahr 1996 hat nicht weniger als sein komplettes bisheriges Leben auf den Kopf gestellt. „Plötzlich war ich, gerade frisch und zum ersten Mal als Gemeinderat gewählt, von null auf hundert der Chef im Rathaus“, formuliert es Thomas Kneipp heute. Dass er über 23 Jahre Bürgermeister bleiben sollte, wusste der gebürtige Burgkunstadter da natürlich noch nicht. Dass mit der Kommunalwahl im kommenden März eine Ära enden wird, ist dagegen schon jetzt bekannt. Eine Bilanz.

    Thomas Kneipp ist seit 23 Jahren Bürgermeister der Gemeinde Hochstadt. In März stellt er sich allerdings nicht mehr zur Wahl.
    Thomas Kneipp ist seit 23 Jahren Bürgermeister der Gemeinde Hochstadt. In März stellt er sich allerdings nicht mehr zur Wahl. Foto: Markus Drossel

    1996. Thomas Kneipp war damals Finanzbeamter, sein Beruf forderte ihn bis aus Äußerste. Das Haus war frisch gebaut, die Tochter und Sohn im Alter von zehn und neun Jahren forderten die junge Familie zusätzlich. Und dennoch schaffte es der damalige Zweite Bürgermeister Josef Bram, dem damals 38-Jährigen die Kommunalpolitik in seiner Wahlheimat Hochstadt schmackhaft zu machen. „Es waren die Grundwerte, für die die CSU steht, die mich in diesem Jahr in die Partei eintreten ließen“, sagt er rückblickend. Kneipp sollte nicht nur einen guten Platz auf der Wahllliste bekommen, sondern auch, im Falle der Wahl, Zweiter Bürgermeister werden. Ehrenamtlich. So der Plan.

    Die Verwaltungsmitarbeiter halfen dem politischen Neuling

    „Schon bald darauf fiel der Erste Bürgermeister Theo Raab krankheitsbedingt aus, und das letztlich über Monate.“ Der junge Thomas Kneipp wurde von jetzt auf gleich ins kalte Wasser geworfen, hatte als politischer Neuling mal eben eine 1700-Einwohner-Gemeinde mit sieben Ortsteilen zu managen.

    Bürgermeister Thomas Kneipp (re.) und die Gemeinderäte (v. li.) Joachim Schlesinger, Johannes Will, Markus Pfadenhauer, der Wolfslocher Ortssprecher Oswald Tempel sowie die Zweiter Bürgermeister Max Zeulner und Gemeinderat Gerald Löffler genießen den Panoramablick in den Sextener Dolomiten.
    Bürgermeister Thomas Kneipp (re.) und die Gemeinderäte (v. li.) Joachim Schlesinger, Johannes Will, Markus Pfadenhauer, der Wolfslocher Ortssprecher Oswald Tempel sowie die Zweiter Bürgermeister Max Zeulner und Gemeinderat Gerald Löffler genießen den Panoramablick in den Sextener Dolomiten. Foto: red

    „Es waren die Mitarbeiter der Verwaltung, die mir in meinen Beruf halfen und denen ich zutiefst dankbar bin“, betont er. „Sie halfen, mich einzufinden und zu entwickeln, allen voran meine Vorzimmerdamen sowie Manfred Schütz, der frühere Bauamtsleiter und spätere Geschäftsleiter.“ Gerade zu Schütz hatte Kneipp „ein enges, ja freundschaftliches Verhältnis“. Der Bürgermeister hält beim Erzählen inne. „… leider mussten wir ihn vor drei Jahren zu Grabe tragen.“

    Überhaupt: „Auf meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter halte ich große Stücke.“ Doch nicht nur auf diese. „Die Zusammenarbeit im Gemeinderat war seit 1998 ausnahmslos hervorragend, harmonisch und vertrauensvoll, quer durch alle Fraktionen.“ Kneipp moderierte und motivierte, überwand durch seine humorige und herzliche Art so manchen Graben. „Das würde ich auch meinem Nachfolger raten: Offen sollte er an die Sache herangehen, niemals mit Missmut oder gar Argwohn.“ Mit seinen Gemeinderäten verbindet Kneipp eine Fülle an tollen Erlebnissen. Das gipfelte zuletzt in der jährlichen Mehrtagesfahrt nach Südtirol, die natürlich nicht die Gemeinde zahlte, wohl aber das Wir-Gefühl immens stärkte.

    Nach den genannten zwei Jahren Interimszeit wurde Kneipp 1998 offiziell Rathaus-Chef. Seit 2008 ist er zudem Vorsitzender der Verwaltungsgemeinschaft Hochstadt-Marktzeuln, in deren Gebiet über 3200 Einwohner leben. Hochstadt, das ist für den gebürtigen Burgkunstadter längst seine Heimat geworden. Wenn er von Hochstadt, seinen Bürgern und den Vorzügen der Gemeinde spricht, gerät er gar ins Schwärmen:

    Der Bau der Kläranlage war eine der Mammutaufgaben in Bürgermeister Thomas Kneipps Amtszeit.
    Der Bau der Kläranlage war eine der Mammutaufgaben in Bürgermeister Thomas Kneipps Amtszeit. Foto: red

    „In Hochstadt lässt es sich sehr gut Leben. Allgemeinärztin, Lebensmittelmarkt, Metzgerei, landwirtschaftliche Selbstvermarkter sowie ein Bahnhof mit hervorragender Anbindung sind wichtige Faktoren für die Lebensqualität in unserer Gemeinde. Hochstadt ist, darauf sind wir stolz, eine sehr selbstständige Gemeinde, mit eigener Kläranlage, eigener Wasserversorgung, eigener Kindertagesstätte, einer Grundschule und einem sehr leistungsfähigen Bauhof.“

    Und ganz eigenen Problemen, wie beispielsweise dem immensen Durchgangsverkehr, da die B173 mitten durch den Hauptort führt. Und auf der sich schon so manch tödlicher Unfall ereignet hat. Die Umgehung, das war „eine der großen Enttäuschungen für mich. Alle, außer den Naturschützern, wollten die Bahntrasse, letztlich waren wir sogar gezwungen, zu klagen. Und nun bekommen wir eine Trasse, die niemand gut findet.“ Als „großes Wunder“ dagegen bezeichnet Kneipp die Sanierung der Ortsdurchgangsstraße. „Keine sechs Monate, nachdem wir diese beim Staatlichen Bauamt beantragten, wurde sie auch schon ausgeführt.“

    Genannte Kläranlage wurde übrigens Anfang der 2000er-Jahre unter Kneipps Regie für einen Millionenbetrag neu gebaut, alle Ortsteile wurden angeschlossen. „Das war ein erheblicher finanzieller Aufwand, aber auch ein enormer Beitrag zum Umweltschutz, da fortan das Abwasser nicht mehr in die Bäche geleitet wurde.“ Im Jahr 2006 eröffnete Hochstadt dann, als einer der ersten Orte im Landkreis, eine Kinderkrippe. „Träger der Kindertageseinrichtung ist die Gemeinde. Wir beschäftigen 18 Personen, haben also einen richtigen Kleinbetrieb.“

    Was zu kurz kommt beim Beruf des Bürgermeisters, ist die Freizeit. Früher hatte Thomas Kneipp einen Hund und war Mitglied im Schäferhundeverein Wolfsloch. Früher engagierte er sich für die Spielvereinigung Obersdorf und war dort sogar Vorstandsmitglied. Diese Zeiten sind vorbei. Geblieben ist die Leidenschaft zum Tischtennissport. Einst trat er für den TTV Altenkunstadt im Ligabetrieb an die Platte, heute ist er eine der Stützen der Mannschaft beim TTC Obersdorf. „Leider schaffte ich es in den vergangenen Jahren kaum zum Training“, bedauert er. Umso größer war die Freude, als er bei der jüngsten Vereinsmeisterschaft mal eben den Titel holte.

    Als Bürgermeister, der in Sichtweite zum Rathaus wohnt, ist Kneipp eigentlich immer im Dienst gewesen. Nah dran sein, das war und ist für ihn keine Bürde, sondern ein Muss. „Die Nähe am Menschen ist einer der ganz großen Vorzüge der Kommunalpolitik. Hier werden Entscheidungen schnell umgesetzt, und das gefällt mir“, sagt er.

    Das „Schmiedswäldla“ ist einer der Lieblingsplätze des gebürtigen Burgkunstadters.
    Das „Schmiedswäldla“ ist einer der Lieblingsplätze des gebürtigen Burgkunstadters. Foto: Markus Drossel

    Politische Vorbilder nennt Thomas Kneipp keine, wohl aber Weggefährten, die ihn beeindruckten. „Reinhard Leutner ist einer dieser prägenden Weggenossen“, sagt er. „Dazu gehören aber auch die langjährigen Gemeinderäte Michael Stöcker, Georg Zethner, und Uli Brähler, die mir immer mit Rat und Tat zur Seite standen. Jeder von ihnen war auf seine Art sehr wichtig für mich.“

    Der Spagat zwischen Wunsch und Finanzierbarkeit

    Im Frühjahr dann ist Schluss mit dem Bürgermeistersein. „Es ist der richtige Moment. Es wurden prima Kandidaten gefunden und man muss auch loslassen können“, findet Kneipp. „Ich hinterlasse meinem Nachfolger keinen aufgeräumten Schreibtisch, wohl aber eine geordnete Gemeinde.“ Zu tun wird es auch weiter viel geben: Die Feuerwehr braucht ein neues Domizil. Die Bahnhofstraße sollte saniert werden. Für die Kita wäre ein neues Gebäude wünschenswert. Und bei alldem dürfen die Finanzen der mit knapp zwei Millionen Euro verschuldeten Kommune nicht aus den Augen verloren werden.

    Doch was wünscht er sich persönlich für den Ruhestand? „Schönes Wetter in Südtirol“, antwortet er und lacht. In den Sextener Dolomiten rund um die Drei Zinnen wandern und die wunderschöne Natur genießen, das ist ganz nach Kneipps Geschmack. Er hat sich vorgenommen, noch so einige Male das dortige Bergpanorama zu genießen.

    Weitere Artikel zur Kommunalwahl am 15. März finden Sie unter www.obermain.de/kommunalwahlen.

    Thomas Kneipp • Geburtstag: 2. November 1958 • Erlernter Beruf: Finanzbeamter • Partei: seit 1996 in der CSU • Politik: Zweiter Bürgermeister seit 1996, Erster Bürgermeister seit 1998, Kreisrat seit 2002, Kreisvorsitzender des Bayerischen Gemeindetags seit 2008, Mitglied des Regionalen Planungsausschusses Oberfranken-West seit 2008 • Hobby: Tischtennis, Wandern (mdr)

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