An Ende des Abends war die Freude groß. Mit der Gründung des Dorfladens ist ein „Herzensanliegen“ von Bürgermeister Gregor Friedlein-Zech und weiterer Zeulner Bürger zustande gekommen. Wie der Bürgermeister betonte, habe auch der spontan nach einer Bürgerversammlung vor zwei Jahren gegründete Arbeitskreis einen erheblichen Anteil an der Realisierung dieses Vorhabens. Der Marktzeulner Dorfladen soll künftig in der Rechtsform einer Unternehmergesellschaft (UG) und Still (Bürgergemeinschaft) betrieben werden.
Gut 120 Interessierte waren zur Gründungsversammlung in die TSV-Turnhalle gekommen. Neben der Gründung wurde auch ein Gesellschafterrat gewählt, das Aufsichtsgremium dieser Rechtsform. Doch bis es soweit war, wurde Grundsätzliches besprochen und über jeden Paragraphen des Vertragswerks einzeln abgestimmt.
Achtsamer Umgang mit regionalen Ressourcen statt Gewinnmaximierung
Oberstes Ziel der Bürgerläden sei nicht die Gewinnmaximierung, sondern der achtsame Umgang mit regionalen Ressourcen und die Einbindung aller Bürger vor Ort, erläuterte Wolfgang Gröll vom Dorfladen-Netzwerk „newway“. Zudem haften die Gesellschafter nur begrenzt mit ihrer Einlage. Darüberhinausgehende Haftungen seien ausgeschlossen. Die Mindesteinlage beträgt 250 Euro. Sie beinhaltet ein Stimmrecht, das auch übertragen werden kann, was aber der Zustimmung der Geschäftsführung bedarf.
Die Stimmberechtigung erfolgt nach „Köpfen“ und nicht nach Höhe der Einlage. Wer beispielsweise zwei Einlagen zeichnet, verfügt trotzdem nur über eine Stimme. „Die Zahlungsfähigkeit des Dorfladens steht im Vordergrund“, erklärt Wolfgang Gröll die „Auszahlungssperre“. Im Ernstfall kann ein Auszahlungsplan vereinbart werden. Nach vielen Einzelpunkten wurde das Gesamtvertragswerk einstimmig angenommen. Jetzt muss der Vertrag nur noch von einem Notar beurkundet werden.
„Gerade für die älteren Herrschaften, die über keine Fahrmöglichkeiten verfügen, ist so ein Laden wichtig.“
Alexander Klaus, Marktzeulner Neubürger
Bei der Verkündung der gezeichneten Summe machte es Wolfgang Gröll besonders spannend. Er tastete sich von 30 150 Euro bis zu endgültigen Summe in Zehntausender-Schritten vor. Dass an diesem Abend schon 50 150 Euro gezeichnet wurden, hatte sicher niemand erwartet. Insgesamt wurden 142 Anteile gezeichnet. Darunter auch von Bürgern, die nicht zur Versammlung kommen konnten. Wie Bürgermeister Gregor Friedlein Zech eingangs erklärte, hatten einige Zeulner einen entsprechenden Antrag im Vorfeld der Versammlung im Rathaus abgegeben.

Wie ernst es den Zeulnern mit ihren Dorfladen ist, dafür steht Alexander Klaus exemplarisch. Gemeinsam mit Ines Lampe-Klaus wohnt der Neubürger seit Juli vergangenen Jahres in Marktzeuln. „Gerade für die älteren Herrschaften, die über keine Fahrmöglichkeiten verfügen, ist so ein Laden wichtig“, erklärt der junge Mann. Auch für sich sieht Alexander Klaus nur Vorteile. „Wenn man etwas braucht, dann kann man auch zu Fuß hinlaufen“, sagt er. Früher habe es in jedem Dorf einen Laden gegeben, der auch als Treffpunkt im sozialen Gefüge diente und als Ort für den Meinungsaustausch.
Die bauliche Untersuchung der ehemaligen Schule läuft
Bis die Zeulner in ihrem neuen Dorfladen einkaufen können, wird noch einiges an Wasser die Rodach hinunterfließen. Gerade läuft die bauliche Untersuchung am denkmalgeschützten Gebäude, der ehemaligen Schule am Flecken. Die Vorplanungen sind abgeschlossen, die Pläne wurden auf der Informationsveranstaltung Ende Januar vorgestellt. Und das Wichtigste: „Wir haben einen guten Grundstock“, freut sich Elisabet Zipfel vom Arbeitskreis „Dorfladen Marktzeuln“.
Der neue Aufsichtsrat Dem neu gewählten Aufsichtsrat gehören Dr. Peter Zimmerman, Monika Gehrlich, Heinrich Fischer, Elisabeth Zipfel, Heiko Bezold, Petra Niechziol, Eva Ahles und Gregor Friedlein-Zech an. Die Amtsdauer beträgt drei Jahre.