Weg von der Standard-Einfamilienhaus-Siedlung: „Kleiner Wohnen Redwitz“ ist ein innovatives Projekt für einfaches Bauen auf eine Energie und Ressourcen schonende, klimafreundliche Weise. Ziel ist ein naturnahes Wohnen auf kleinen Grundrissen: ohne Zäune, kostengünstig und optimiert mit Gemeinschaftseinrichtungen. Wohnideen für Redwitz von Architektur-Studierenden der Fakultät Design der Hochschule Coburg werden von Dienstag, 18. Juni, bis Sonntag, 23. Juni, im Bürgerhaus in Redwitz gezeigt, kündigt eine Pressemitteilung der Hochschule an.
Hoher Energie- und Ressourcenverbrauch, aber auch CO2-Emissionen, Abfallbelastung und Flächenversiegelung: Der Bau- und Wohnsektor ist eine Herausforderung für Mensch und Umwelt. Gebäude werden zwar konstruktiv besser, steigende Komfortansprüche und wachsende Wohnflächen machen diese Errungenschaften aber wieder zunichte. Gleichzeitig steigen Bau-, Betriebs- und Immobilienkosten stark an, was den Erwerb von Wohneigentum, gerade für Familien ohne finanzielle Grundlage, fast unmöglich macht. Hier setzt „Kleiner Wohnen Redwitz“ als beispielhaftes, innovatives Projekt für einfaches Bauen an.
Forschungsprojekt
Bei dem innerörtlichen Siedlungs- und Wohn-Pilotprojekt zur Schaffung alternativer, platzsparender, ressourceneffizienter und sozialer Wohnformen (Baugenossenschaft) im ländlichen Raum hat auch die Umweltverträglichkeit beim Bauen höchste Priorität. Das Projekt der Gemeinde Redwitz und der Raab Baugesellschaft (Ebensfeld) wird durch ein Forschungsprojekt der Hochschule Coburg von Prof. Dr. Rainer Hirth zwei Jahre lang begleitet und unterstützt und gefördert durch das Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz.
Ein Naturgrundstück von etwa 15.000 Quadratmetern im Ort liegt in der Nähe von Industrie, Wohngebiet, Kirche, Friedhof, Schule, Sportplätzen und Freibad. Hier möchte die Gemeinde ein neues Wohngebiet realisieren. Die Ziele: Die Naturräume im Projektgebiet werden möglichst nicht geschädigt, sondern bereichern die Wohnnutzung. Die innerörtliche Naturbrache mit revitalisiertem Gewässer wird zur Klima- und Naturoase. Es profitieren die Bewohnerinnen und Bewohner des ganzen Ortes durch Resilienz gegen Überhitzung oder Überschwemmungen (Schwammstadt). Das Wohngebiet bleibt autofrei, nachhaltige Mobilität wird gefördert.
Beim Planen findet der Naturraum in enger Zusammenarbeit mit Zoologen, Biologen und Geoökologen besondere Berücksichtigung. Auf betonierte Keller und Fundamente wird verzichtet, die Gebäude sollen die Erde kaum berühren, bei den Baustoffen wird auf Ökologie gesetzt.
Quartier als Klimaoase
„Einfaches Bauen“ kommt auf kleiner, aber effektiv genutzter Wohnfläche mit wenig, aber suffizienter Haustechnik aus. Die Bewohnerinnen und Bewohner lassen sich zugunsten des Klimaschutzkonzeptes auf gewisse Komfortanpassungen ein.

Durch das sozial verträgliche, gemeinschaftliche, genossenschaftliche Baukonzept und eine kostengünstige Umsetzung soll der entstandene Wohnraum auch für einkommensschwache Personen oder Familien finanziell erschwinglich sein. Das zu beplanende Stück Natur mitten in Redwitz mit ausgetrocknetem Teich soll bewusst nicht werden wie gängige Einfamilienhaussiedlungen: keine Standard-Bebauung mit großen und teuren Einfamilienhäusern mit Ziergärten auf privaten Einzelparzelle. Es wird keine große Straßen- und Flächenversiegelung durch autogerechte Planung geben und keine herkömmliche Bauweise mit hohem CO2-Fußabdruck und großem Flächenverbrauch.
Angestrebt wird einfaches Bauen (Gebäudeklasse E) und dadurch kostengünstiges, optimiertes Wohnen auf kleinen Grundrissen. Es soll einen zentralen Parkplatz statt Zufahrtsstraßen und Parkflächen im Wohngebiet geben. Bei der Planung wird auf das Grundstück, die Natur und die Tierwelt eingegangen, der ehemalige Teich wird wieder hergestellt. Als Klimaoase werden das Quartier und die Umgebung aufgewertet.
Ausstellung von 18. bis 23. Juni
Unter diesen Vorgaben entwickelten Studierende des Studiengangs Architektur der Hochschule Coburg im Wintersemester 2023/24 Quartierskonzepte für das Projektgebiet in Redwitz. Eine Auswahl der Bachelor- und Semesterprojekte ist von Dienstag, 18. Juni, bis Sonntag, 23. Juni, im Bürgerhaus in Redwitz zu sehen. Die Eröffnung findet am Dienstag um 18 Uhr statt, die Ausstellung ist täglich von 17 bis 20 Uhr geöffnet. Zudem dient die Ausstellung als Infoveranstaltung für Interessierte an der Bewohnergenossenschaft „Kleiner Wohnen Redwitz“.
Ansprechpersonen
Bewohner, Unternehmen, Investoren oder sonstige Interessierte am Projekt und Konzept Bewohnergenossenschaft „Kleiner Wohnen Redwitz“ melden sich bei Gisela Raab, Tel. (09573) 338-15, g.raab@raab-bau.de, Raab Baugesellschaft (Ebensfeld), Prof. Dr. Rainer Hirth, Tel. (09561) 317-352, rainer.hirth@hs-coburg.de, Hochschule Coburg, Bürgermeister Jürgen Gäbelein, Tel. (09574) 6224-0, rathaus@redwitz.de. (red)