„Kleiner Wohnen@Land Redwitz“ ist ein beispielhaftes, innovatives Alternativprojekt für einfaches, modernes Bauen. In einem Gemeinschaftsprojekt soll in Redwitz ein innerörtliches Siedlungs- und Wohn-Pilotprojekt zur Schaffung platzsparender, ressourceneffizienter und sozialer Wohnformen im ländlichen Raum entstehen. Zugleich haben die Umweltverträglichkeit und die Schaffung bezahlbaren Wohnraumes bei diesem Projekt höchste Priorität.
Architektur-Studentinnen und -Studenten der Hochschule Coburg haben hierfür Quartierskonzepte entwickelt. Ihre Ideen präsentieren sie im Rahmen einer Ausstellung im Bürgerhaus, die am Dienstagabend eröffnet wurde.
Nachfrage nach Wohnraum steigt
Bürgermeister Jürgen Gäbelein freute sich, dass viele Interessierte der Einladung zur Vernissage gefolgt sind. Er stellte heraus, dass sich Redwitz zu einer immer beliebteren Wohngemeinde entwickelt. Mit dem zukünftigen Autobahnanschluss, der Fortsetzung der Ortskernsanierung, der Sanierung der Freizeiteinrichtungen und der Verbesserung von Infrastruktur und Grundversorgung werde die Nachfrage nach Wohnraum weiter steigen. Im Gemeinderat sei man sich einig, dass man den anstehenden Entwicklungen gerecht werden möchte.
In vielen Gesprächen, die mit jungen Menschen aus der Gemeinde geführt wurden, wurde deutlich, dass bezahlbarer Wohnraum mit einer vernünftigen Wohnqualität in Redwitz fehlt. Dieses Problem soll angepackt werden. Doch sei die Gemeinde eingeschränkt in ihrer Ausbreitung nach außen, weswegen man sich verstärkt nach innen entwickeln müsse. Hier ergebe sich nun die Chance, eine große innerörtliche Brachfläche zu nutzen.
Sehr interessante Lage
Dieses 15.000 bis 20.000 Quadratmeter große Areal sei durch seine Lage am nordöstlichen Ortsrand zwischen Wohngebiet, Kirche, Friedhof, Schule, Sportplätzen, Freibad und durch seine Nähe zu den Industrieansiedelungen sehr interessant. Aufgrund der Nähe zur Natur mit Gewässern, Wiesen und Landwirtschaft ergebe sich für die Entwicklung der derzeitigen Grünfläche ein heterogenes Spannungsfeld, das im Rahmen der Beplanung zu berücksichtigen sei.
Gemeinsam mit den Partnern, der Raab Baugesellschaft mbH & CoKG, Ebensfeld und der Hochschule Coburg arbeitet die Gemeinde seit geraumer Zeit an dem innovativen Projekt „Kleiner Wohnen@Land Redwitz“. „Ein normales Baugebiet kann das nicht werden“ erinnerte sich Gisela Raab von der Raab-Baugesellschaft an die Erkenntnis aus der ersten Besichtigung.
„Hier muss man etwas Neues entwickeln, das im Einklang mit der Natur entsteht“, formulierte sie das Ziel. Wenn es eine Kommune gibt, wo so etwas klappen kann, dann in Redwitz, zeigte sie sich überzeugt. Redwitz sei offen für Neues und biete gute Voraussetzungen. Heutzutage werde immer größer gebaut, stellte sie fest. Oft werde der viele Wohnraum aber nur für einen überschaubaren Lebensabschnitt benötigt und falle später eher zur Last. Wohnraum werde auch stetig teurer. Was bisher lange funktioniert habe, befinde sich jetzt am Scheidepunkt. Daher solle in Redwitz ein Konzept entstehen, das flexibel auf den zukünftigen Wohnraumbedarf der Menschen reagieren kann.
Für das zu beplanende Grundstück liege der Fokus zudem auf dem Motto „im Einklang mit der Natur“. Unter anderem sollten alle vorhandenen Bäume erhalten werden. Auch werde geprüft, welche alternativen Baustoffe einsetzbar sind.
Das Genossenschaftsmodell
„Die Planung ist unter den gegebenen Umständen ein Kraftakt, der geschlossen und gesamt angegangen werden muss“, stellte Prof. Dr. Rainer Hirth von der Hochschule Coburg fest. Im zurückliegenden Wintersemester hätten sich die Studierenden des Studiengangs Architektur im Rahmen einer Semesterarbeit mit den Herausforderungen des Vorhabens intensiv auseinandergesetzt. Die dabei entstandenen innovativen Bebauungslösungen sind nun im Bürgerhaus ausgestellt. Einen Teil der Entwürfe und 3D-Modelle der Studierenden stellte Prof. Hirth vor und erläuterten deren jeweilige Schwerpunkte.
Im Anschluss ging er auf ein innovatives Finanzierungsmodell in Form einer Bewohnergenossenschaft ein, die angesichts hoher Baupreise und Bauzinsen sehr attraktiv gestaltet werden könne. Letztlich müsse Wohnraum auch bezahlbar sein. Schnell war zu spüren, dass das Genossenschaftsmodell unter den Besuchern großes Interesse weckte. In Einzelgesprächen mit den Studierenden konnten sie sich näher zu den unterschiedlichen Entwürfen informieren.
Nun gilt es, so die Initiatoren, Menschen zu finden, die bei dem Projekt mitmachen wollen. Bürgermeister Gäbelein warb abschließend nochmals für einen Besuch der interessanten Ausstellung.
Öffnungszeiten: Die Schau ist noch bis Sonntag, 23. Juni, täglich von 17 bis 20 Uhr im Bürgerhaus Redwitz zugänglich.