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HOCHSTADT: Baustelle der B 173 neu zwischen Redwitz und Michelau

HOCHSTADT

Baustelle der B 173 neu zwischen Redwitz und Michelau

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    In den weißen Einhausungen werden die einzelnen Stahlteile verschweißt. Der 225 Meter lange südliche Brückenabschnitt wird am Ende aus acht solchen Stahlteilen bestehen. Fotos: Annette Körber
    In den weißen Einhausungen werden die einzelnen Stahlteile verschweißt. Der 225 Meter lange südliche Brückenabschnitt wird am Ende aus acht solchen Stahlteilen bestehen. Fotos: Annette Körber Foto: Annette Körber

    Dicke Schneeflocken fallen auf die Brückenbaustelle. Woanders entlang der Trasse der B 173 neu, da, wo Erdarbeiten ausgeführt werden, geht nicht mehr viel, wenn es jetzt Winter wird. Aber da, wo nördlich von Burgstall und südwestlich von Horb die Bahnlinie den Main kreuzt, werden Stahlteile von Süden vorgeschoben, von einem Pfeiler zum nächsten. Hier entsteht eine 450 Meter lange Brücke über Fluss und Gleise.

    Es ist ein langwieriger Prozess, dieses Taktschiebeverfahren. Das wird deutlich beim Vor-Ort-Termin mit Thomas Neundörfer, Abteilungsleiter Straßenbau für den Landkreis Lichtenfels im Staatlichen Bauamt Bamberg, und Klaus Schnapp, Teilprojektleiter Brückenbau. Die Stahlteile, auf denen einmal die Straße verlaufen soll, werden in Hannover gefertigt, per Schwertransport an den Obermain gebracht und hier verschweißt.

    Langwieriges Verfahren

    Die Stahlkonstruktion ist in vier Abschnitte aufgeteilt: Pro Fahrbahn wird einer von Norden her und einer von Süden her eingeschoben. Jedes Stück wird am Ende 225 Meter lang sein. Am Ende. Auf einmal einschieben lassen sich so lange Stahlteile nicht, dafür würde es auch an Platz fehlen. Schnapp erklärt: Vier bis fünf Teile werden verschweißt, dann vorgeschoben, dann werden die nächsten hinten angeschweißt.

    Pro Minute kommt der so immer länger werdende Stahlabschnitt 30 Zentimeter voran. Dazwischen müssen immer wieder Stopps eingelegt werden, um die Hydraulik umzusetzen. Pro Abschnitt rechnet der Fachmann deshalb mit vier bis fünf Monaten. Mittlerweile ist von Süden her der dritte Pfeiler erreicht.

    Autofahrer sehen davon nicht viel. Das soll sich am Wochenende ändern: In der Nacht auf den ersten Advent sollen die Stahlteile über Bahnlinie und Main nach Norden geschoben werden. Dass sich da was tut, wird dann wahrscheinlich auch von der B 289 aus erkennbar sein, vermutet Neundörfer.

    Aus der Luft ist gut erkennbar, welche Dimensionen die insgesamt 450 Meter lange Brücke über Bahnlinie und Main haben wird. Die Aufnahme ist aus dem Sommer. Mittlerweile sind die Stahlteile von oben kommend schon bis zum Pfeiler direkt vor der Kreuzung von Main und Bahnlinie vorgeschoben worden.
    Aus der Luft ist gut erkennbar, welche Dimensionen die insgesamt 450 Meter lange Brücke über Bahnlinie und Main haben wird. Die Aufnahme ist aus dem Sommer. Mittlerweile sind die Stahlteile von oben kommend schon bis zum Pfeiler direkt vor der Kreuzung von Main und Bahnlinie vorgeschoben worden. Foto: Verlag Nürnberg Luftbild/Hajo Dietz Fotografie

    Bahnlinie wird gesperrt

    In dieser Nacht vom 30. November auf 1. Dezember wird die Bahnstrecke komplett gesperrt. Punktgenau muss bis dahin alles so weit vorbereitet sein, dass das Zeitfenster voll genutzt werden kann. Darauf arbeitet das Staatliche Bauamt mit den beauftragten Firmen schon seit zwei Jahren hin. So lange im Voraus muss eine Streckensperrung beantragt werden, und zwar auf die Stunde genau, samt Begründung und detaillierter Beschreibung des Bauprojekts. „Die schwierigste Abstimmung war die mit der Deutschen Bahn“, betont Schnapp. Zumal die Planer mit einigen unvorhersehbaren Ereignissen zu kämpfen hatten, die die Bauabläufe verzögert haben. „Der Baubeginn startete 2020, zeitgleich mit Corona“: Daran erinnerte Neundörfer. Die Reisebeschränkungen führten zu Personalmangel bei den beauftragten Firmen.

    In der Nacht zum ersten Advent wird der südliche Teil der Brücke, auf der die Fahrbahn Richtung Kronach verlaufen wird, über Bahn und Main geschoben.
    In der Nacht zum ersten Advent wird der südliche Teil der Brücke, auf der die Fahrbahn Richtung Kronach verlaufen wird, über Bahn und Main geschoben. Foto: Annette Körber

    Mangel an Personal und Material

    Der russische Überfall auf die Ukraine 2022, der den Krieg auf die Gesamtukraine ausweitete, hatte ebenfalls Auswirkungen. „Normal arbeitete Personal aus der Ukraine in Polen und Bauarbeiter aus Polen bei uns“, beschrieb der Abteilungsleiter die Ausgangslage. Das funktionierte nun nicht mehr. In der Konsequenz bedeutete das wieder Personalmangel. Und Materialengpässe. Damals wurde gerade an der Querung zweier Baggerseen bei Michelau gearbeitet. Um einen Streifen trocken zu legen, brauchte es Kalk und Rohre. Beides kommt oftmals aus der Ukraine und Russland.

    Dann der Starkregen im Sommer 2024. Die Überschwemmungen zerstörten gerade errichtete Dämme. An weiteren Verzögerungen ist eine alte Bahnlinie bei Redwitz schuld, die mit Industrieabfällen verfüllt wurde. Weil dort die Trasse in den Boden eingegraben wird, müssen die Altlasten in diesem Bereich entsorgt werden.

    Letztlich bedeutet das, dass für die Fertigstellung des Bauabschnitts zwischen Michelau und Redwitz nun 2029 statt 2026 anvisiert wird. Danach wird Richtung Lichtenfels weitergebaut. Klar ist, dass das Projekt teurer wird als ursprünglich veranschlagt. Belastbare Zahlen lassen sich aber jetzt noch nicht nennen: Die Kosten werden mit dem Baufortschritt fortgeschrieben.

    Das Fundament der Brücke nördlich von Burgstall wird im Taktschiebeverfahren von beiden Seiten über Main und Bahnlinie geschoben. Von Süden her reichen die Stahlelemente schon bis zum dritten Pfeiler.
    Das Fundament der Brücke nördlich von Burgstall wird im Taktschiebeverfahren von beiden Seiten über Main und Bahnlinie geschoben. Von Süden her reichen die Stahlelemente schon bis zum dritten Pfeiler. Foto: Annette Körber

    Ein Mammutprojekt auf acht Kilometern Länge. Es kommt noch das Doppelte an untergeordneten Straßen dazu, von der Kreisstraße bis zum Feldweg. Das macht die Planung komplex. Beispiel Hochstadt: Während der Arbeiten an der Trasse, die südlich des Kernorts verläuft, müssen Querverbindungen offen bleiben. Sonst wären die Bewohnerinnen und Bewohner von Anger, Obersdorf, Reuth und Burgstall von Hochstadt abgeschnitten, Landwirte und Landwirtinnen kämen nicht mehr auf ihre Felder.

    Gas, Wasser, Internet

    Im Vorfeld waren Bodenerkundungen nötig, Untersuchungen, ob Kampfmittel im Boden liegen, ein Grundwassermonitoring und Leitungsverlegungen. Auch diese mussten genau getimt sein: Gas darf nur im Sommer verlegt werden, Wasser nur im Winter. Und die Telekom-Leitungen nur gestaffelt, nicht, dass bei den Kundinnen und Kunden das Internet ausfällt. „Der hauptsächliche Teil ist erledigt“, freute sich Neundörfer.

    Eines wird bei seiner Präsentation deutlich: Die Landschaft wird sich verändern, und zwar nicht nur, weil eine neue Straße sie durchschneiden wird. Das Staatliche Baumt hat Grund kaufen müssen, für die Straße, aber auch als Tauschland für Landwirte. Und für Ausgleichsflächen für den Naturschutz: Schilfflächen für die Rohrweihe, einen Extensivacker für die Feldlerche, Feuchtwiesen für den Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläuling, zudem Hochstaudenfluren an Stillgewässern, natürliche Stillgewässer, Auwälder und Flachlandmähwiesen. Auch Retentionsflächen für den Main mussten neu angelegt werden.

    Eine besondere Herausforderung stellte die Querung zweier Baggerseen bei Michelau dar: Der Betrieb des Kieswerks Schramm durfte nicht gestört werden.
    Eine besondere Herausforderung stellte die Querung zweier Baggerseen bei Michelau dar: Der Betrieb des Kieswerks Schramm durfte nicht gestört werden. Foto: Verlag Nürnberg Luftbild /Hajo Dietz Fotografie

    „Nadelöhr“ bei Michelau

    Bei Michelau mussten Mitarbeiter sogar mit Kescher und Eimer Kaulquappen umsetzen, sonst hätte nicht weitergebaut werden können. Die dortige Einmündung der Lif 13 in die B 173 neu bezeichnet Neundörfer als „das Nadelöhr, wo alles zusammenkommt“.

    Auch hier warten Herausforderungen: Was am Ende wie eine Autobahnanschlussstelle ausschauen soll, wird unter laufendem Verkehr gebaut. 2025 werden Autofahrer auf die künftige Bundesstraße umgelenkt, damit die Kreisstraße auf ihre geplante Höhe aufgeschüttet werden kann. 2026 muss die Kreisstraße für ein halbes Jahr komplett gesperrt werden, um die Bahnbrücke abreißen zu können.

    Auch wieder so ein fixer Termin. Die Bahn will Streckensperrungen ja zwei Jahre im Voraus wissen.

    Weitere Luftbilder finden Interessierte auf www.obermain.de.

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