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SONNEBERG/LICHTENFELS: CHW-Vortrag über Goldabbau im Sonneberger Land

SONNEBERG/LICHTENFELS

CHW-Vortrag über Goldabbau im Sonneberger Land

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    Die Grümpen, einst einer der goldreichsten Flüsse Deutschlands, durchfließt auch den Ort Selsendorf. Auf dieser Aufnahme von 2016 erklärt der auf dem Gebiet sehr profunde Leiter des Theuerner Goldmuseums, Dr. Markus Schade, den Vorgang des Goldwaschens.
    Die Grümpen, einst einer der goldreichsten Flüsse Deutschlands, durchfließt auch den Ort Selsendorf. Auf dieser Aufnahme von 2016 erklärt der auf dem Gebiet sehr profunde Leiter des Theuerner Goldmuseums, Dr. Markus Schade, den Vorgang des Goldwaschens. Foto: Thomas Schwämmlein

    „Heim und Herd sind Goldes wert“, „Morgenstund hat Gold im Mund“ oder „Es ist nicht alles Gold was glänzt“ – wer kennt diese Sprichwörter nicht. Die Aussicht, das rare Edelmetall in Händen zu halten, ließ schon im Mittelalter die Menschen teils große Mühen in Kauf nehmen. Mehr als 100 Zuhörer nahm Thomas Schwämmlein M.A. bei einem Online-Vortrag des Colloquium Historicum Wirsbergense (CHW) mit auf eine Zeitreise in die spannende Ära der Goldwäscherei und des Goldbergbaus im Sonneberger Land.

    Mit Reichmannsdorf, Steinheid und Goldisthal sind gleich drei der hierzulande bedeutsamsten historischen Berggoldreviere im Thüringer Wald angesiedelt. Der Vorsitzende des CHW, Prof. Dr. Günther Dippold, freute sich über die reges Interesse offenbarende Teilnehmerzahl der Online-Veranstaltung und begrüßte aufs Herzlichste den fachkundigen Referenten. Der studierte Volkskundler und in seiner Heimat auch als Kreisheimatpfleger tätige Thomas Schwämmlein sei nach seinem Dafürhalten „der wohl beste Kenner des Raumes Sonneberg“, so Dippold einleitend.

    Vom Unterschied zwischen Berggold und Seifengold

    Der Referent nutzte für seinen umfassenden Vortrag wichtige Quellen. Zu diesen zählt zweifelsohne die ausführliche Studie von Hans Hess von Wichdorff anno 1914 betreffend den Goldbergbau und die Goldwäschereien in Thüringen.
    Der Referent nutzte für seinen umfassenden Vortrag wichtige Quellen. Zu diesen zählt zweifelsohne die ausführliche Studie von Hans Hess von Wichdorff anno 1914 betreffend den Goldbergbau und die Goldwäschereien in Thüringen. Foto: Mario Deller

    Dann trat Schwämmlein ans virtuelle Pult und beleuchtete das gewählte und bei genauerem Hinsehen ausgesprochen vielschichtige Thema des Vortrags umfassend und aufschlussreich. Zu Dank verpflichtet sind die heutigen Historiker in diesem Zusammenhang Hans Hess von Wichdorff, der anno 1914 eine ausführliche Studie zu Goldvorkommen und zur Geschichte des Goldbergbaus und der Goldwäschereien in Thüringen fertigte.

    Der Referent zeigte eingangs den wichtigen Unterschied zwischen primären und sekundären Goldlagerstätten auf, also zwischen dem Berggold und dem durch Erosion aus dem Gestein herausgespülten und in Bächen und Flüssen abgelagerten Seifengold. Das althochdeutsche „seiffa/seife“ stehe seit dem Mittelalter für die technische Einrichtung zur Gewinnung von Gold, also auch für das Auswaschen des danach betitelten „Seifengolds“.

    Die Grümpen war einst einer der goldreichsten Flüsse Deutschlands

    Einige Flurnamen in Thüringen wie „Wüstes Adorf“ (früher „Adolffes siefen“) deuten auf früheren Goldbergbau oder Goldwäsche hin.
    Einige Flurnamen in Thüringen wie „Wüstes Adorf“ (früher „Adolffes siefen“) deuten auf früheren Goldbergbau oder Goldwäsche hin. Foto: Mario Deller

    Flurnamen deuteten mitunter auf früheren Goldbergbau oder Goldwäsche hin. Der Referent nannte etwa „Wüstes Adorf“ nahe des thüringischen Steinheid. In einer Grenzbeschreibung anno 1378 wurde dort, im nördlichen Teil des Grümpentals die frühere Bezeichnung „Adolffes siefen“ erwähnt. Der Fluss Grümpen, ein Nebenfluss der Itz, galt als einer der goldreichsten Flüsse Deutschlands. Im nahe gelegenen Ort Theuern ist heute ein Goldmuseum angesiedelt.

    Fundstücke aus der Zeit vor dem Beginn schriftlicher Aufzeichnungen deuteten auf Goldgewinnung beziehungsweise auf dahingehende Versuche hin. Sie seien aber rar gesät. Schwämmlein zeigte das Foto eines in Ottowind (Landkreis Coburg) in einem mittelbronzezeitlichen Hügelgrab gefundenen „Rillenschlegesl“. „Das waren grobschlächtige Geräte, quasi eine Kombination aus Vorschlaghammer und Hacke, die bei der Waschgoldgewinnung zum Einsastz gekommen sein könnten.“ In Thüringen sei das Goldwaschen wohl ab dem 14. Jahrhundert betrieben worden.

    Von Wasserhebekunst, Feuersetzen und Amalgamverfahrfen

    Die rein verbale Erläuterung des Unterschieds von primären und sekundären Goldlagerstätten hätte sehr trocken gewirkt. Doch der Referent verstand es, durch zahlreiche Fotos und (historische) Skizzen die teils komplexen Zusammenhänge verständlich und abwechslungsreich nahe zu bringen.
    Die rein verbale Erläuterung des Unterschieds von primären und sekundären Goldlagerstätten hätte sehr trocken gewirkt. Doch der Referent verstand es, durch zahlreiche Fotos und (historische) Skizzen die teils komplexen Zusammenhänge verständlich und abwechslungsreich nahe zu bringen. Foto: Mario Deller

    Die Goldwäscherei ging dem Goldbergbau voraus. Im Mittelalter gestaltete sich dieser wesentlich aufwändiger. Erste Belege hierzu gibt es in Thüringen in Neuhaus am Rennweg für das Jahr 1335. Eine Skizze zur 1581 bis 1590 betriebenen Zeche „Güte Gottes“ am Fuße des Petersberges bei Steinheid beschreibt die hier zum Einsatz gekommene Wasserhebekunst.

    Beim Goldbergbau bei Steinheid wurden aus vollem Holz gehauene Tröge verwendet, um darin die Steine ohne weitere Hilfsmittel nach unten ins Tal zu tragen. „Für die 1530er-Jahre gibt es außerdem Nachweise, dass die Technik des Feuersetzens zum Einsatz kam“, erläuterte der Referent das damalige Verfahren. Es wurde Holz aufgeschichtet und entzündet. Durch das Erhitzen wurde das zum Teil sehr harte Gestein mürbe und rissig. „Das war eine eine sehr aufwändige Sache“, betonte Schwämmlein, der anregte, diese Anstrengungen vor dem Hintergrund des damaligen technischen Standes zu sehen: „Das ringt uns Achtung vor der Leistung der Altvorderen ab“, unterstrich er.

    Aus heutiger Sicht umwelttechnisch sehr fragwürdig, aber rein technisch für die damalige Zeit sehr durchdacht war das schon in der Antike bekannte Amalgamverfahren. Hierbei wurden Goldpartikel durch Vermahlung mit Quecksilber aus dem Stein gelöst.

    „Wenn Sie viel Glück haben und viel Geduld, finden Sie vielleicht einmal ein kleines Stück.“

    Thomas Schwämmlein, Referent

    Der Eingang eines Stolles des frühneuzeitlichen Goldbergwerks „Neues Glück“ bei Goldisthal.
    Der Eingang eines Stolles des frühneuzeitlichen Goldbergwerks „Neues Glück“ bei Goldisthal. Foto: Thomas Schwämmlein

    In der Geschichtsschreibung von Steinheid im Landkreis Sonneberg hat das Jahr 1530 einen besonderen Stellenwert: Kurfürst Johann von Sachsen erhebt den Ort zur kurfürstlichen Bergstadt. „Die Bergbauhistorie von Steinheid blieb auch im bis zur Eingemeindung 2011 verwendeten Wappen lebendig“, erläuterte der Redner. Das Wappen beinhaltet neben der bildlichen Darstellung der Jungfrau Maria auch ein Schild mit Schlegel und Eisen.

    Beim „Haus der Natur“ in Goldisthal oder beim Goldmuseum in Theuern können Interessierte sich selbst an der Goldwäsche versuchen. „Wenn Sie viel Glück haben und viel Geduld, finden Sie ja vielleicht einmal ein kleines Stück. Davon, dass Sie – wie es im seltenen Falle eines glücklichen Rentners – einmal ein Goldnugget in Händen halten, können Sie aber nicht ausgehen, so leid mir das tut“, sagte Schwämmlein grinsend zu einer Teilnehmerin im Anschluss an den gelungenen Vortrag.

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