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MICHELAU: Corona und das Mehrgenerationenhaus Michelau

MICHELAU

Corona und das Mehrgenerationenhaus Michelau

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    Auch im Mehrgenerationenhaus muss jetzt vieles digital laufen, berichtet Leiter Frank Gerstner.
    Auch im Mehrgenerationenhaus muss jetzt vieles digital laufen, berichtet Leiter Frank Gerstner. Foto: Fotos: Frank Gerstner

    2008 eröffnete unter der damaligen Bundesfamilienministerin Dr. Ursula von der Leyen das BRK-Mehrgenerationenhaus Michelau. Seitdem hat sich nicht nur im Alltag der damaligen Ministerin viel verändert, sondern auch im „Rotkreuzhaus“, das damals zum „Mehrgenerationenhaus“ (MGH) wurde. Der Leiter und Mitstreiter der ersten Stunde, Dipl. Soz. Päd. (FH) Frank Gerstner erinnert sich:

    „Als der Zuschlag für das Haus in Michelau kam, war den meisten noch nicht bewusst, was einmal aus dieser Einrichtung werden sollte. Die Freude war groß, dass der Bund und der Europäische Sozialfonds für Deutschland für fünf Jahre jeweils 40 000 Euro am Standort Michelau investieren wollten. Eine enorme Summe, die gut investiert sein wollte zum Wohle der Standortkommune, aber auch für den gesamten Landkreis Lichtenfels.“

    Von der Seniorengymnastik zu einer Heimat für 20 000 Besucher im Jahr

    Auch die Senioren werden im Mehrgenerationenhaus an die Technik herangeführt.
    Auch die Senioren werden im Mehrgenerationenhaus an die Technik herangeführt.

    Bei den ersten fünf Jahren blieb es nicht. Der Bund legte ein Nachfolgeprogramm auf und die Gemeinde Michelau sowie der Landkreis Lichtenfels stiegen mit ein. „Mittlerweile sind wir im Jahr 12 unseres Bestehens und sehr dankbar dafür, dass uns der Landkreis Lichtenfels und die Gemeinde Michelau in den letzten Jahren mit ihrer ,Kofinanzierung‘ – so die offizielle Bezeichnung der Beteiligung der Kommune – unterstützt haben. Denn ohne dieses Bekenntnis zum MGH würde auch der Bund nicht weiter investieren.“

    Aus den anfänglichen Überlegungen, zu den damals bestehenden Seniorengymnastikgruppen „ein bisschen Café-Betrieb“ hinzuzunehmen, wurde eine Heimat für jährlich über 20 000 Besucher, darunter alle Generationen vom Kleinkind bis zur hochbetagten Person, Vereine, Verbände, Selbsthilfegruppen, Beratungssuchende und, und, und.

    Keine Insel, sondern eine Drehscheibe im Landkreis

    „Wir haben uns zu einer Drehscheibe im Landkreis entwickelt. Es vergeht kein Tag an dem wir nicht mit neuen Bedarfen konfrontiert werden und überlegen, wie wir sie bedienen können. Dabei kommt es uns zugute, dass wir mit so vielen unterschiedlichen Einzelpersonen und Gruppierungen zu tun haben und es oft schon ausreicht, sie miteinander bekannt zu machen und zu vernetzen“, so Gerstner weiter. Dabei liegt auch ein besonderes Augenmerk auf die Wirkung in den Landkreis und darüber hinaus: „Mir ist wichtig, dass das MGH keine Insel darstellt, sondern sich in die Sozialraumorganisation des Landkreises einfügt und sie aktiv mitgestaltet. Daher ist das Mitwirken in Arbeitskreisen für uns eine Selbstverständlichkeit.“

    Vorturnen vor der Kamera – und die Kursteilnehmer turnen zuhause mit.
    Vorturnen vor der Kamera – und die Kursteilnehmer turnen zuhause mit.

    Neben dem Café umfasst das Angebot des MGHs inzwischen auch eine Kindertagespflege inklusive einer Ersatzbetreuungsstelle, eine Fachstelle für pflegende Angehörige, eine Vielzahl an Kursen der Jugend- und Erwachsenenbildung, Kinder- und Seniorenbetreuungsmöglichkeiten und vieles mehr. „Unser Angebot wuchs so stark, dass wir bis Ende letzten Jahres ziemliche Raumprobleme bekamen und Angebote bereits teilweise an andere Standorte im Landkreis auslagern mussten“, schildert Gerstner.

    Online-Plattform für digitale Kursangebote

    Und dann kamen Corona und der erste Lockdown. Von jetzt auf gleich fiel die Grundlage eines MGHs, das menschliche Füreinander und Miteinander, weg. „Für uns waren die ersten zwei Wochen des Lockdown im März/April ein innehalten. Wir überlegten – wie so viele andere in dieser Zeit – wie wir unsere Besucherinnen und Besucher der unterschiedlichsten Altersgruppen erreichen können.“

    Das MGH wäre aber nicht das MGH, wenn es nicht eine Lösung gefunden hätte. „Wir haben als allererstes eine Online-Plattform eingerichtet, über die wir unsere Kursangebote nach und nach digitalisieren konnten. Hierbei half uns, dass wir uns bereits seit Jahren auch um die digitale Schulung älterer Besucherinnen und Besucher kümmern. So konnten wir nicht nur die junge Generation in dieser Zeit erreichen, sondern auch die Älteren.“

    Es wurden zum Beispiel Kurse wie die Rückbildungsgymnastik und die Babysitter-Ausbildung umgestellt, aber auch der PC-Kurs für Senioren lief online per Lernplattform und Videokonferenzen weiter. Auch Vorträge und Aus- und Fortbildungen, wie zum Beispiel die Qualifizierung zur Betreuungs- und Entlastungskraft oder zur Kindertagespflegeperson fanden ihr digitales Äquivalent. „Natürlich ist ein reiner Online-Betrieb kein Ersatz für das zwischenmenschliche Miteinander im realen Kontakt. Daher waren wir froh, dass wir mit vielen Hygieneauflagen und Lüftungskonzepten im Mai wieder öffnen durften.“

    Was blieb, war die Idee, alle Angebote auf ihre Möglichkeiten einer Digitalisierung zu durchleuchten. Die Frage war, welche Angebote bedürfen zwingend einer Präsenz, welche kann man mit digitalen Elementen kombinieren, und welche können komplett digital angeboten werden. „Mit dieser Erweiterung unseres klassischen Angebotes wollten wir auch die Menschen erreichen, die sich auf Grund des Infektionsgeschehens nicht persönlich ins Haus wagen.“ Zwei Beispiele aus dem aktuellen Angebot sind unter anderem die digitale Variante der Ausstellung „Senioren und Technik“ und die Vorträge zu verschiedenen Themen, die neben der Möglichkeit des Live-Besuches auch über den hauseigenen Youtube-Kanal verfolgt werden können.

    Nachbarschaftsstammtisch künftig auch digital?

    „In Zukunft möchten wir unserer Anerkennung als „MuT- Punkt“ (Menschen und Technik) gerecht werden und noch mehr Seniorinnen und Senioren dazu befähigen, sich in der digitalen Welt zurecht zu finden. Ich könnte mir vorstellen, in Zukunft auch unseren Nachbarschaftsstammtisch digital zu veranstalten, wenn es erforderlich wird.“ Dieses Erfordernis bestünde eigentlich schon jetzt durch den zweiten Lockdown.

    Bei allen Möglichkeiten der Digitalisierung bleibt natürlich trotzdem ein fader Beigeschmack: „Es ist nicht dasselbe. Menschen sind soziale Wesen und auf den persönlichen Kontakt zu anderen angewiesen. Manche Angebote können nur in Präsenz angeboten werden und fallen der Pandemie gnadenlos zum Opfer – egal, wie sehr man sich anstrengt, sie zu erhalten und die Menschen dahinter mit einzubinden. Ich hoffe inständig, dass Berichte über anstehende Impfungen die Menschen nicht dazu verleiten, leichtsinniger zu werden, so wie das schöne Wetter im Sommer schon einmal diese Wirkung hervorbrachte. Nur wenn jeder so einfache Schutzmaßnahmen wie die AHA-Regel beachtet, können weitere Lockdown vermieden werden.“

    „Natürlich ist ein reiner Online-Betrieb kein Ersatz für das zwischenmenschliche Miteinander im realen Kontakt.“

    Frank Gerstner, Leiter des Mehrgenerationenhauses

    Und wie geht es mit dem MGH weiter? „Corona war für uns nicht der große Einbruch. Die Pandemie hat aber alle gewachsene Strukturen kräftig durcheinandergeschüttelt. Positiv betrachtet bot sie uns, trotz aller Belastungen, die Möglichkeit zum Neudenken. Sicher werden manche lieb gewonnene Angebote bis auf Weiteres nicht stattfinden können, dafür wurden aber bereits neue aufgelegt, neue Zielgruppen erreicht, die nach der Pandemie das Gesamtangebot des MGHs bereichern und ergänzen werden. Wir blicken zuversichtlich in die Zukunft.“ (red)

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