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MARKTZEULN: Die Geschichte des Gasthauses „Drei Kronen“ in Marktzeuln

MARKTZEULN

Die Geschichte des Gasthauses „Drei Kronen“ in Marktzeuln

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    Das ehemalige Gasthaus „Zu den drei Kronen“ im unteren Ort von Marktzeuln.
    Das ehemalige Gasthaus „Zu den drei Kronen“ im unteren Ort von Marktzeuln. Foto: Heinz Fischer

    Vieles gab und gibt es über die Gasthaus- und Brauereitradition in Marktzeuln zu berichten. Eine Immobilie in war bislang im Nebel der Geschichte verschwunden, rückt aber aufgrund neuester Entwicklungen im Ort wieder in den Fokus. Es handelt sich dabei um eines der wohl ältesten erhaltenen Fachwerkhäuser im Ensemble, das ehemalige Gasthaus „Zu den drei Kronen“ im unteren Teil des Ortes.

    Johann Stöcker (1835-1913). Repro: Heinz Fischer
    Johann Stöcker (1835-1913). Repro: Heinz Fischer Foto: Repro: Heinz Fischer

    Erbaut wurde es nachweislich 1548, Näheres über seine Geschichte weiß man erst seit dem Ende des 19. Jahrhunderts, als es in Besitz des Brauers und Gastwirts Johann Stöcker kam. In seiner Blütezeit war der Gasthof untrennbar mit diesem Namen verbunden. Johann Stöcker wurde am 23. Juli 1853 in Steinwiesen geboren. Nach der Schule lernte er in Kronach als Kellner und Brauer. Danach ging er, wie damals üblich, auf Wanderschaft und vertiefte in dieser Zeit in ganz Deutschland und darüber hinaus seine Kenntnisse im Brauereiwesen.

    Der Anfang war schwer

    Heimgekehrt heiratete Stöcker 1862 die Tochter des Eigentümers des Gasthauses „Zu den drei Kronen“, Therese Pabstmann. Diese verstarb bereits im ersten Jahr der Ehe, so dass dem Ehemann nur ein nicht unbedeutender Berg Schulden und eine Menge Arbeit in Gasthof, Brauerei und Landwirtschaft blieb. Dies konnte er alleine nicht bewältigen, und so ehelichte Johann Stöcker bald darauf Kunigunda Kraus, die Tochter des benachbarten Gastwirtes vom „Weißen Lamm“. Die Hochzeit fand am 15. September 1863 statt.

    Zeugen aus vergangener Zeit im Schulweg 1 in Marktzeuln.
    Zeugen aus vergangener Zeit im Schulweg 1 in Marktzeuln. Foto: Heinz Fischer

    Durch Fleiß gelang es den beiden nicht nur, die hohen Schulden abzutragen. Stöcker konnte sein Eigentum von Jahr zu Jahr mehren, indem er Ländereien, vornehmlich Wald, dazukaufte. Daneben verbesserte er ständig den Brauereibetrieb. Der Umsatz in Brauerei und Gastwirtschaft stieg ständig, die Wirtshäuser in näherer und weiterer Umgebung waren seine Abnehmer. Der Gasthof genoss in ganz Franken hohes Ansehen, und so kamen auch viele Gäste auf der Durchreise zu den „Drei Kronen“.

    Heimliches Glücksspiel

    Man gab sich auch des Öfteren dem damals verbotenen „Hasard-Spiel“ hin, ein Glückspiel, das mit zwei Würfeln gespielt wurde. Nicht selten verlor dabei ein Gast „Hose und Wams“ und musste das Geld für Übernachtung und Verzehr schuldig bleiben. Doch auch Einheimische suchten zur Unterhaltung die Wirtschaft auf. Darunter die sogenannten Honoratioren des Ortes wie Pfarrer, Lehrer, Arzt und Apotheker. Darüber berichtet Heimatdichter Georg Hofmann in Versform, zu lesen in „Zeulner Gschichtla und Gedichtla“ von Heinz Fischer.

    „Zu den drei Kronen“ war Anfang des 20. Jahrhunderts eine hoch geschätzte Einkehr.
    „Zu den drei Kronen“ war Anfang des 20. Jahrhunderts eine hoch geschätzte Einkehr. Foto: Repro: Heinz Fischer

    Zu höchsten Ehren gelangte Johann Stöcker, als ihn das Vertrauen der Bevölkerung des einheimischen Wahlkreises für die Wahlperiode 1893 bis 1898 als Reichstagsabgeordneten in den Reichstag berufen hatte. Dies war damals eine große Auszeichnung, aber auch ein materielles Opfer, hatten die Abgeordneten außer den baren Auslagen doch keinerlei Bezüge, im Gegensatz zu heute.

    Tradition wird gebrochen

    Fünf Kinder gingen aus der Ehe von Stöcker hervor, darunter Sohn Baptist, der, 1869 geboren, als Erbe des elterlichen Anwesens von vorne herein auserkoren war. Auch er erlernte daheim und in München das Brauereiwesen und übernahm 1902 als Braumeister Brauerei und Gasthof, während sich Johann und Kunigunda Stöcker auf das Altenteil zurückzogen. Johann Stöcker verstarb am 23. Juni 1913. Schon viel früher, 1905 verstarb sein Sohn Baptist, und seine Witwe verkaufte das gesamte Anwesen an die Familie Schmitt aus Weismain. Diese verstand es allerdings nicht, den guten Ruf der „Drei Kronen“ zu erhalten, geschweige denn zu mehren. Es ging bergab mit Brauerei und Gasthof, und schließlich war man gezwungen zu verkaufen. Das Anwesen ging in den Besitz von Kommerzienrat Johann Andreas Ruckdeschel aus Kulmbach über. Dieser zerschlug das Besitztum. Den Hauptteil mit Brauereirecht und Brauereieinrichtung übernahm die ehemalige Klosterlangheimer Brauerei, die spätere Bürgerbräu von Lichtenfels.

    Die Gebäude wurden einzeln verkauft, ebenso der Grundbesitz. Das stattliche Fachwerkhaus im Schulweg 1 in Marktzeuln ging später in den Besitz von Geo Zech über, der im Areal dahinter bis hinauf zur Marktstraße eine Korbwarenfabrikation betrieb. Im ehemaligen Gasthaus, von Familie Zech 1982 komplett renoviert, waren einige Mietwohnungen untergebracht.

    Nach dem Tod der Eheleute Zech konnte die Gemeinde Marktzeuln das gesamte Gelände inklusive des Fachwerkhauses der ehemaligen Gaststätte „Drei Kronen“ erwerben. Wie bekannt, soll auf dem großen Areal hinter dem Haus bis zur Marktstraße eine großzügige Parkanlage entstehen. Das Gebäude selbst steht, wie der gesamte Ensemblebereich in Marktzeuln, unter Denkmalschutz. In seiner Substanz noch recht gut erhalten, harrt es nun seiner weiteren Verwendung. Wer weiß, vielleicht gibt es einen unternehmungslustigen Menschen, der das traditionsträchtige Gebäude wieder zu einem Tempel fränkischer Gastronomie macht?

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