Manche Kommunen in Bayern starten derzeit mit der Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners. Auch die Gemeinde Michelau hatte für vergangenen Donnerstag einen entsprechenden Einsatz angekündigt. Der Bund Naturschutz in Bayern (BN) kritisiert den Einsatz von Bioziden, weil hier oft Gifte „vorbeugend“ in die Umwelt geblasen werden, ohne dass zuvor ein starker Befall festgestellt und Alternativen geprüft wurden. Der Bund Naturschutz lehnt den Gifteinsatz gegen den Eichenprozessionsspinner ab.
„Die Auslöschung unserer Frühlings- und Sommerboten, der Schmetterlinge und vieler anderer Insekten geht weiter, wenn das nicht gestoppt wird. Gerade Eichen gelten als besonders artenreicher Lebensraum, mehr als 2000 Insektenarten sind auf Eichen nachgewiesen“, so Anton Reinhardt, BN-Kreisvorsitzender.
„Gerade Eichen gelten als besonders artenreicher Lebensraum, mehr als 2000 Insektenarten sind auf Eichen nachgewiesen.“
Anton Reinhardt, BN-Kreisvorsitzender
Der Eichenprozessionsspinner ist eine in Deutschland heimische Schmetterlingsart, ein Nachtfalter. Die Raupen bilden ab dem dritten Entwicklungsstadium Brennhaare aus, die ein Nesselgift enthalten. Dieses könne beim Kontakt mit Menschen Hautausschläge verursachen oder Allergikern Probleme bereiten.
Der Gifteinsatz sei jedoch genau das Gegenteil von Insektenschutz: Auch biologische Insektizide, wie sie eine Spezialfirma im Auftrag der Gemeinde Michelau bereits einige Jahre eingesetzt hat, treffen nicht nur den Eichenprozessionsspinner, sondern alle Insekten töten, deren Raupen an Blättern fressen. Bei Befall sollten daher mechanische Bekämpfungsmaßnahmen – zum Beispiel das Absaugen von Raupen und Gespinsten oder zeitweise Sperrungen von betroffenen Gebieten – in Betracht gezogen werden.
Negative Auswirkungen auch für Vögel und Fledermäuse
„Wir fordern die Kommunen auf, die vorbeugenden Giftspritzungen einzustellen, weil das nach den Anwendungsbestimmungen verboten ist“, mahnte Tom Konopka, BN-Regionalreferent für Mittel- und Oberfranken. „Wir fordern zudem die Gewerbeaufsichtsämter als Kontrollbehörden auf, hier endlich tätig zu werden. Es ist ein Skandal, dass hier seit vielen Jahren offenbar weggeschaut wird.“

Das gesundheitliche Problem werde völlig überschätzt. Verglichen mit Gefahren des täglichen Lebens sei der Eichenprozessionsspinner ein eher geringes Übel. Anton Reinhardt warnte: „Das eingesetzte Mittel ist auch ein Fraßgift für viele andere Raupen, nicht nur des Eichenprozessionsspinners; vor allem für etliche Vogel- und Fledermausarten kann das sehr negative Auswirkungen haben. Außerdem gelangen die eingesetzten Insektizide nicht nur auf die befallenen Eichen, sondern auch auf andere Pflanzen und angrenzende Flächen, die eigentlich nicht behandelt werden sollten.“
Gemeinde Michelau sagt Gefährdungsbeurteilung zu
Das Umweltbundesamt konstatiere deshalb, dass die Ausbringung von Biozidprodukten im Freiland zu einem erheblichen Eingriff in den Naturhaushalt führen könne. Ohne dabei für den Gesundheitsschutz von ausreichendem Nutzen zu sein.
Nach Rücksprache des BN mit der Michelauer Gemeindeverwaltung erklärte man sich zumindest bereit, vor einem möglichen Einsatz des Insektizids eine Gefährdungsbeurteilung der in Frage kommenden Bäume vornehmen zu lassen. Das Problem betreffe nicht nur die Gemeinde Michelau, sondern auch andere Kommunen im Landkreis. (red)