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MARKTZEULN: Eine Reise durch die Zeulner Schulgeschichte

MARKTZEULN

Eine Reise durch die Zeulner Schulgeschichte

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    Das ehemalige Schulhaus „Karg“ beherbergt heute den Dorfladen „Flecken 47“. Fotos: Heinz Fischer
    Das ehemalige Schulhaus „Karg“ beherbergt heute den Dorfladen „Flecken 47“. Fotos: Heinz Fischer

    Die Anfänge des Schulsystems im Bistum Bamberg, zu dem Marktzeuln bis zur Säkularisation 1803 gehörte, reichen bis ins 16. Jahrhundert zurück. Damals gab es meist religiöse Unterweisungen der Schüler mit vier Hauptteilen, „Glaubensbekenntnis“, „Sakramente“, „Dekalog“ und „Vater-unser“.

    Die ersten Lehrer waren dementsprechend die jeweiligen Ortspfarrer, die ihren jungen Pfarrangehörigen regelmäßig Katechismus-Unterricht erteilten und sie in Lesen und Schreiben, später auch im Rechnen, unterrichteten. Der Unterricht fand normalerweise in der Kirche, im Rathaus oder in eigens errichteten Schulhäusern statt. 1770 gründete Fürstbischof Adam Friedrich von Seinsheim das erste Lehrerseminar zur einheitlichen Ausbildung der Schulmeister. 1774 erließ er eine ausführliche Schulordnung mit Schulpflicht und einer sechsjährigen Schulzeit.

    Schulhaus brannte einst ab

    In Marktzeuln erteilte wohl um 1575 der protestantische Pfarrer Johann Haselmann den ersten Schulunterricht. Das erste Schulhaus stand an der Stelle der heutigen „Alten Schule“ neben der Kirche, erbaut um 1615. Dies wurde im März 1646 Opfer des großen Brandes in Marktzeuln. 1692 wurde es neu errichtet, bereits 1788 wegen Baufälligkeit wieder abgerissen. An gleicher Stelle baute man zwei Jahre später das Schulhaus, wie es heute noch steht. Bis 1970 wurde hier unterrichtet, heute beherbergt es nach der Generalsanierung 2019 zwei Wohnungen.

    Die ehemalige „Alte Schule“ ist heute grundsaniert und beherbergt zwei Wohnungen.
    Die ehemalige „Alte Schule“ ist heute grundsaniert und beherbergt zwei Wohnungen.

    Das öffentliche Ansehen der Lehrer war bis zum 19. Jahrhundert gering, was an der eher schwachen Besoldung lag. Man sprach damals gern vom „armen Dorfschulmeisterlein“. Aber auch hier, wie so oft, machte Zeuln eine Ausnahme. Der Zeulner Schulmeister konnte sich rühmen, um 1825 mit einem Jahreseinkommen von 450 Gulden der bestbezahlte Lehrer im ganzen Schuldistrikt zu sein.

    Umzug ins Kargsche Haus

    Da im Laufe der Zeit die Schülerzahlen ständig stiegen, wurde 1832 eine zweite Schulstelle eingerichtet, später sogar noch eine dritte. War die zweite Schulstelle im Rathaus untergebracht, verwendete man für die dritte das sogenannte „Kargsche Haus“ am Flecken 47. Erst 1953 konnte die Rathausschule durch den großzügigen Anbau am Kargschen Schulhaus dorthin verlegt werden. Heute beherbergt dieses Gebäude den Dorfladen „Flecken 47“ sowie zwei große Vereinsräume. Von 1805 bis 1832 war Friedrich Fleischmann der letzte alleinige Schulmeister. Nebenbei hatte er noch Verpflichtungen als Messner, Organist und Gemeindeschreiber.

    Schlechtes Urteil

    Die „alte Schule“ an der Kirche um 1960. Die erste und zweite Klasse wurden hier unterrichtet.
    Die „alte Schule“ an der Kirche um 1960. Die erste und zweite Klasse wurden hier unterrichtet. Foto: Heinz Fischer

    Bei einer Schulvisitation 1807 stellte ihm der Schulinspektor ein vernichtendes Zeugnis aus. „Welcher ohn Kenntnis bey der Prüfung nur aus fünf Kindern einige Vernünftige Antworten herausbringen konnte. Die übrigen spielten entweder trefflich die Rolle der Stummen oder ihre Antworten waren baarer Unsinn.“ Weitere Visitationen aus diesen Tagen ergaben ein wesentlich besseres Bild von den Lernerfolgen der Schülerinnen und Schüler, wobei auch die „Schulzucht“ als zufriedenstellend dargestellt wurde. Gleichwohl gab es einen Eintrag über den Schüler G.S., „welcher die Schule schon vier Jahre besuche, ohne Lesen und Schreiben zu können“. 1839 gab es dann zwei Lehrer in Zeuln, Johann Martin und Matthias Wendel. Letzterer wurde aber wegen zweifacher außerehelicher Schwängerung vom Dienst suspendiert. Später gab es dann für alle Jahrgangsstufen einen eigenen Lehrer, so unterrichteten im Schuljahr 1911/1912 die Jahrgänge 1 und 2 die Lehrerin Margareta Ruppenstein, die Jahrgänge 3 und 4 Oberlehrer Johann Düsel und die Jahrgänge 5 bis 7 Lehrer Max Rosen. Dieser wurde 1919 als Hauptlehrer zum Schulleiter ernannt.

    Von 1926 bis 1937 leitete Michael Letsch die Schule. Er wurde wegen der mangelnden Zusammenarbeit mit den Nationalsozialisten 1937 nach Bamberg strafversetzt. Nachfolger bis 1945 war Hans Schneider, NSDAP- und SA-Mitglied.

    In der Nachkriegszeit stiegen die Schülerzahlen aufgrund der Flüchtlinge aus Schlesien, Ostpreußen und Sudetenland auf 206 Schüler an. Um den Zahlen gerecht zu werden wurde, wie oben erwähnt, die Schule am Kargschen Haus angebaut und die Räume im Rathaus aufgegeben.

    Die „Neue Schule“, seit 1970/71 Unterrichtsstätte für die Marktzeulner Kinder.
    Die „Neue Schule“, seit 1970/71 Unterrichtsstätte für die Marktzeulner Kinder. Foto: Heinz Fischer

    Religion gab es bei Pfarrer Georg Förtsch, Handarbeit unterrichtete Schwester Mechthild Rauh. Von Lehrer Schicker wird berichtet, dass er bei einem Vergehen oder einer Unartigkeit seiner Schüler selbige immer entscheiden ließ, ob sie eine Strafarbeit oder eine „Schellen“ wollten. Die Knaben entschieden sich stets für die Hand des Lehrers, sie tat nicht sehr weh und ging, im Gegensatz zur Strafarbeit, schnell vorbei. Mädchen hatten diese Alternative nicht, sie wurden von Schicker nie geschlagen. Zum Schuljahr 1969/70 wurde in Bayern die neunte Klasse eingeführt, eine umfassende Schulreform brachte die Schließung und Zusammenlegung kleinerer Schulen mit sich. So kamen die Kinder aus Lettenreuth nach Marktzeuln, hier wurden in einer Grund- und Teilhauptschule die Jahrgänge 1 bis 6 unterrichtet, die höheren Jahrgänge gingen nach Redwitz.

    Heute über 60 Kinder

    In dieser Zeit entstand unter Hauptlehrer Friedrich Amann die neue Schule an der Marktstraße. Nicht unerwähnt sollte in diesem Zusammenhang Heinrich Zweyer bleiben. Der Pädagoge aus Hallstadt wirkte an der Zeulner Schule von 1985 bis zu seiner Pensionierung im Jahre 2019 stolze 34 Jahre, solange wie kein Lehrer vor ihm. Sein Markenzeichen war seine ausgeprägte Liebe zu Musik und Gesang, die er auch immer wieder seinen Schützlingen vermittelte. Heute genießt er seinen Ruhestand in seinem Heimatort.

    Gegenwärtig werden unter Schulleiterin Yvonne Seeliger etwas mehr als 60 Kinder in vier Kombiklassen unterrichtet. Mit Beginn des neuen Schuljahres im September werden 15 neue ABC-Schützen vom nahen Kindergarten in die Grundschule wechseln. Die Prognosen stehen, zumindest für die nächsten Jahre, gut für den Erhalt der Zeulner Schule als wichtigen Teil der Infrastruktur des Ortes.

    Historische Quellen: „Episcopalis est Zeuln“ von Prof. Dr. Dr. Rüdiger Feulner.

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