Bereits ein Jahr nach der Genehmigung wurde am Donnerstag der erste Teilabschnitt des Ersatzneubaus für den Ostbayernring in Betrieb genommen. Den symbolischen Startknopf drückten Ministerpräsident Markus Söder, Parlamentarischer Staatssekretär Stefan Wenzel vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, TenneT-COO Tim Meyerjürgens und Vorstandsvorsitzender Egon Westphal von der Bayernwerk AG.
Versorgungssicherheit und mehr Kapazität für Erneuerbare
Mit einer Planungs-, Genehmigungs- und Bauphase von rund fünf Jahren sei der nördliche Teil des Ostbayernrings Vorbild für den Netzausbau, erklärten sie. Auf den knapp 51 Leitungskilometern zwischen den beiden oberfränkischen Umspannwerken in Redwitz und Mechlenreuth werde die Transportkapazität erhöht. Das ermögliche künftig mehr Einspeisung Erneuerbarer Energien aus der Region und stärke gleichzeitig mit Blick auf den Winter die Versorgungs-, Netz und Ausfallsicherheit in Teilen Bayerns.
Die Feierlichkeiten fanden in Anwesenheit von zahlreichen Vertretern aus der regionalen Wirtschaft und Politik statt, darunter auch Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz, stellvertretende Landrätin Annika Popp (Hof) sowie Münchbergs Bürgermeister Christian Zuber.
„Wenn wir die Klimaschutzziele in Deutschland und Bayern erreichen wollen, müssen wir auf diesem Erfolgsbeispiel aufsetzen.“
Tim Meyerjürgens, Geschäftsführer TenneT
„Zuletzt hat TenneT 2015 die Frankenleitung in Bayern eingeweiht, daher ist die Inbetriebnahme der ersten 51 Kilometer des Ostbayernrings ein wichtiger Schritt für den Netzausbau und die Versorgungssicherheit in Bayern“, sagte Tim Meyerjürgens. „Diese Schnelligkeit, den Pragmatismus und die Akzeptanz benötigen wir auch bei unseren anderen neun Netzausbauprojekten in Bayern, damit wir uns und unsere Industriestandorte mit bezahlbarem, grünem Strom versorgen und uns unabhängig von fossilen Brennstoffen machen können.“ Die zeitnahe Umsetzung des Ostbayernrings sei der Möglichkeit des vorzeitigen Baubeginns parallel zum Genehmigungsverfahren zu verdanken. „Wenn wir die Klimaschutzziele in Deutschland und Bayern erreichen wollen, müssen wir auf diesem Erfolgsbeispiel aufsetzen.“
Mit Blick auf die Versorgungssituation im Winter betrachtet auch Parlamentarischer Staatssekretär Stefan Wenzel den Netzausbau als den Lösungsweg: „Beim Stromnetzausbau müssen wir deutlich schneller vorankommen. Jeder Kilometer Leitung, der in Betrieb genommen wird, trägt zu einer Stärkung der Stromversorgung und zur Stabilisierung der Netzgebühren in Deutschland bei.“ Weitere Stromrassen müssten zügig folgen.
Entfesselung der Energienetze zur Entfesselung der Erneuerbaren
„Wer die Erneuerbaren Energien entfesseln will, muss die Energienetze entfesseln“, sagte Dr. Egon Westphal, Vorstandsvorsitzender der Bayernwerk AG mit Blick auf das Verteilnetz in Bayern. Daher gehe der Ausbau des Übertragungs- und Verteilnetzes in Bayern Hand in Hand. „Mit der Bündelung unterschiedlicher Spannungsebenen auf vielen Trassenkilometern ist der Ostbayernring ein Meilenstein auf dem Weg zu einem klimaneutralen Bayern.“
Mit den Arbeiten an ausgewählten Maststandorten im Abschnitt zwischen Redwitz und Mechlenreuth durfte TenneT bereits im Juni 2021 vor der eigentlichen Genehmigung im Planfeststellungsverfahren beginnen. Dies hat die Zulassung eines sogenannten vorzeitigen Baubeginns durch die zuständige Genehmigungsbehörde ermöglicht. Nach dem Planfeststellungsbeschluss im November 2021 konnten die Bauarbeiten auch an allen übrigen Maststandorten fortgeführt werden. Der Bau dauerte nur 15 Monate.
Die gesamte Trasse soll bis 2025 fertiggestellt sein
Der Ostbayernring ist eine rund 185 Kilometer lange Höchstspannungsleitung zwischen den Umspannwerken Redwitz, Mechlenreuth, Etzenricht und Schwandorf. Die bestehende 220-/380-kV-Freileitung wird als Ersatzneubau auf 380-kV verstärkt. Die Planungen für den neuen Ostbayernring orientieren sich daher weitestgehend am Verlauf der Bestandsleitung. Nach Inbetriebnahme des Neubaus wird die Bestandsleitung zurückgebaut.
Einzelne Leitungsabschnitte des neuen Ostbayernrings befinden sich im Gemeinschaftseigentum von TenneT und Bayernwerk Netz. Im nun fertig gestellten Abschnitt zwischen Redwitz und Mechlenreuth liegt die Länge der 110-kV-Mitführung auf 53 Masten bei etwa 21 Kilometern. Dadurch würden Eingriffe in die Landschaft minimiert, so TenneT.
Nach dem Planfeststellungsbeschluss für den zweiten Abschnitt zwischen Etzenricht und Schwandorf im August 2022 befindet sich dieser Abschnitt derzeit im Bau. Die beiden Planungsabschnitte zwischen den Umspannwerken Mechlenreuth und Etzenricht befinden sich noch im Planfeststellungsverfahren. Die gesamte Trasse soll bis zum Herbst 2025 fertiggestellt sein. Der Rückbau der Bestandsleitung soll im Herbst 2026 abgeschlossen sein. (red)