Nachdem wir in der Vergangenheit von den Wirtshäusern in Marktzeuln und Zettlitz gelesen haben, geht es dieses Mal zum anderen Zeulner Ortsteil, nach Horb am Main. Horb, mit seinen rund 200 Einwohnern, gehört seit der Gebietsreform 1977 zu Marktzeuln, vorher, seit 1818 bildeten Horb und Zettlitz eine Gemeinde. Der Ort ist eine alte fränkische Gründung des elften Jahrhunderts. Die urkundliche Ersterwähnung stammt von 1284, als Dietrich von Kunstadt „vier Güter zu Horewe“ dem Kloster in Sonnefeld übergab.
Von Richtung Zettlitz kommend, steht rechter Hand nicht zu übersehen der Gebäudekomplex der ehemaligen Brauerei Gampert. Links davon, auf der anderen Seite der Bundesstraße 289, ein schöner, alter Backsteinbau, der Gasthof „Wittelsbach“. Darüber soll heute berichtet werden.

Die Anfänge der Brauerei liegen nicht in Horb, sondern in Oberlind in Thüringen, heute Stadtteil von Sonneberg. Hier besaß schon im 17. Jahrhundert die Familie Gampert das Gasthaus „Zum Goldenen Löwen“, dem auch eine Brauerei angegliedert war. Die Chronik berichtet über das „Erbschenkhaus zum Goldenen Löwen“ als ältestes Gasthaus „vor dem Walde“ an der Heer- und Handelsstraße Nürnberg-Leipzig, mit Malzbrauerei- und Schankrecht. Durch Heirat von Johann Gampert mit Christianne Höring aus Horb am Main kam die Gampert‘sche Brauerei nach Horb. Der Vater von Johann Gampert, Conrad und später sein Enkel Carl betrieben aber die Braustätte in Oberlind weiter.
1906 verkaufte Carl Gampert seine Güter in Oberlind und erwarb in Reichelsdorf ein kleines Gut. Die Brauerei in Oberlind ist nicht mehr weitergeführt worden. Um 1960 ist der der Gasthof in Oberlind abgebrannt, nach Willen der damaligen DDR-Regierung wurde das Anwesen abgerissen, obwohl ein Neuaufbau möglich gewesen wäre. In Horb jedoch wurde in den nachfolgenden Generationen die Braukunst weiter entwickelt. Man belieferte in den Folgejahren Gaststätten im Landkreis, aber auch bis nach Nürnberg, Thüringen und sogar bis Berlin ging das Horber Bier.
Nach getaner Arbeit nach Hause mäandert
Auf Johann Gampert folgte Heinrich (er gründete 1904 die Horber Feuerwehr), Reinhold (er war lange Zeit Zweiter Bürgermeister von Horb) und schließlich Rainer, der 1992 allzu früh im Alter von 41 Jahren verstarb. Zu Zeiten von Reinhold Gampert erzählt man sich in der Familie die Episode vom Filtrieren des jungen Gerstensaftes. Der Reinhold lud dazu stets ein paar Helfer aus dem Ort ein. Die halfen fleißig beim Filtrieren, vergaßen aber auch nicht, immer wieder das köstliche Nass zu probieren. Spät abends, nach getaner Arbeit, mäanderten sie dann mehr oder weniger erschöpft nach Hause.
Das Erbe ging nach dem Tod von Rainer Gampert an seinen damals erst zwölfjährigen Sohn Markus. Es wurde ihm per Vormundschaft übertragen. Keine Frage war für den Markus, dass er in die Fußstapfen seiner Vorfahren treten wollte und so mit 15 eine Brauer- und Mälzerlehre begann und erfolgreich abschloss. Die Brauerei wurde in der Zwischenzeit von erfahrenen Braumeistern weitergeführt. An Himmelfahrt 1995 wurde das 240-jährige Bestehen unter dem Motto „Bier – Labsal der Nation“ mit einem großen Fest gefeiert, bei dem ganz Horb und die umliegenden Orte auf den Beinen waren.
Nur das Inventar ist noch geblieben

Der alten Familienverbindung wegen spielte sogar das Blasorcheser Oehrenstock aus dem Landkreis Ilmenau in Thüringen zum Fest auf. Bis 1998 wurde noch gebraut, dann kam das Ende aus wirtschaftlichen Gründen. Bis 2012 betrieb die Familie Gampert noch einen Getränkemarkt. Der Läuterbottich, der Sudkessel und viele andere Brau-Einrichtungen sind als Andenken noch im Brauereigebäude vorhanden.
Parallel zur Brautätigkeit wurde auf der gegenüberliegenden Straßenseite während der ganzen langen Zeit der Brauereigasthof „Wittelsbach“ betrieben, mit über die Jahre immer wieder wechselnden Pächtern, zeitweise mit angegliederter Metzgerei. Gerne erinnert man sich an die Pächterfamilie Ramming in den 1970er Jahren.

Die Else war berühmt für ihre Kochkunst, die „Grüna Klöß“ zur Kirchweih waren legendär. Später übernahm ein Griechisches Lokal und eine Schnitzelstube, bis um die Jahrtausendwende ein neuer Pächter Einzug hielt. Die Beleuchtung wurde da plötzlich in schummrigen Rot gehalten, die Außenwerbung versprach Unterhaltung der besonderen Art und knapp geschürzte Damen servierten hochpreisige Getränke.
Ein Aufschrei der Entrüstung ging durch das brave Horber Volk, niemand wollte solch ein ruchloses Lokal in der Nähe haben.
Ein Aufschrei der Entrüstung
Sonderbarer Weise wussten aber die meisten männlichen Einwohner über achtzehn, wie es da drin „zuging“. Auch wird berichtet, dass ab und zu zwei Horber sich in diesem Etablissement rein zufällig trafen. „Gell du bist aa dou?“. „Ich wolld bluäs amoll gugg, souch fei neggs“. Wer von den Horber Männern, wann und wie oft anwesend war bleibt ein Geheimnis. Aber auch diese Phase ging bald zu Ende. Seitdem ist dieser prächtige Backsteinbau leider verwaist und damit endet auch die jahrhundertelange Gastronomietradition in Horb.

Heute wird im Dorf an der Kirchweih und anderen Anlässen im Vereinsheim des FC Horb gefeiert, viele fleißige und freiwillige Helfer bieten dann Kirchweihspeisen an, dabei gibt es alljährlich die leckeren Schweinshaxen und das Krenfleisch. Die freiwillige Feuerwehr Horb unterhält ihre Gäste alljährlich beim Sommerfest und beim Johannisfeuer. Leider mussten diese Feste in den letzten beiden Jahren ebenfalls ausfallen. Bleibt zu hoffen, dass die Horber Vereine bald wieder ihre bei der Bevölkerung lieb gewordenen Veranstaltungen abhalten können. Tradition verpflichtet, auch wenn es heute auf den Schultern der örtlichen Vereine ruht.