Zum 21. Mal hat die Bezirksklinik Hochstadt zu den jährlich stattfindenden „Hochstadter Gesprächen“ in die benachbarte Katzogel-Halle eingeladen. Das Thema heuer: die Facetten der Suchtbehandlung. Das interessierte am Mittwoch Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus ganz Deutschland.
165 Ärzte, Psychologinnen, Beschäftigte von Klinken, Sucht- und Drogenberatungsstellen, aber auch von Jugendämtern und der Polizei hatten sich zur ganztägigen Fachtagung eingefunden. Kein Wunder: Die Themen reichten von der Teil-Legalisierung von Cannabis über die Unterbringung in einer Entziehungsanstalt bis zum gemeinsamen Behandlungsansatz für suchtkranke Frauen und ihre Kinder.
Der Praxisbezug
Auch die Praxis kam nicht zu kurz: Sozialtherapeut Wilfried Schneider aus Ahrensberg/Hamburg stellte nach der Mittagspause und einer optionalen Klinikführung die Arbeit mit „Symbolen“ vor. Danach lud Wilfried Schneider die Teilnehmer zur aktiven Mitarbeit im ersten Workshop ein. Im zweiten Workshop präsentierte Daniel Kraus das therapeutische Bogenschießen.
Prof. Thomas Kallert, Leitender Ärztlicher Direktor, nahm sich gerne Zeit für die Pressefragen. Auf das Thema des Vortrags zu Cannabis angesprochen, äußerte der Mediziner die Haltung der GeBO, der Gesundheitseinrichtungen Bezirk Oberfranken: „Es gab sehr viele Stimmen aus unserem Fach, die versucht haben klarzumachen, dass das keine gute Idee ist. Wir sehen die negativen Folgen: Cannabis ist die zentrale Einstiegsdroge. Es gibt dann eine noch leichtere Verfügbarkeit, als es ohnehin schon war.“
Viele ungeklärte Fragen
Cannabiskonsum und Cannabisabhängigkeit – das mache auch die Therapie anspruchsvoller. Viele Fragen seien noch gar nicht geklärt: Was ist mit Cannabis-freien Zonen wie Spielplätzen? Was macht man als Beifahrer, wenn der Fahrer kifft? Gibt es einen Sichtschutz für Kifferbereiche, wenn sich Kinder in der Nähe aufhalten?

„Die Politik lässt einen da im Stich.“ Bernhardt Gehringer, Standortleiter der Klinik in Hochstadt, schloss: „Ändern kann nur die Politik etwas, der Gesetzgeber. Der wird sich in einiger Zeit die Frage stellen müssen: Treffen die Erwartungen der Politik zu, oder treffen die Befürchtungen der Fachleute zu?“
Gehringers Klinik kann mit vielen Vorzügen punkten, vor allem mit einem vielfältigen und modernen Konzept in der stationären Therapie. Die Patienten gehören immer einer der drei Gruppen an: erstens „Ich will aufhören!“, zweitens „Ich bin hier, weil jemand aus Familie oder dem Umfeld sagt: Du musst damit aufhören“ und drittens „Ich bin lieber hier als in Haft“.
Therapeutisches Bogenschießen
Einen beachtlichen Erfolg erreichten die Fachpfleger und Therapeuten Daniel Kraus und Kay Adams mit dem therapeutischen Bogenschießen als zusätzliches Angebot. Teils würden die Bögen dafür in der hauseigenen Schreinerei von den Patienten selbst angefertigt. Der Parcours der Klinik solle sogar erweitert werden.
Angebote für Mutter und Kind
Und ein Kind, ein junger Mensch, der selbst zum Opfer geworden ist? Denjenigen versucht der Therapeut Wilfried Schneider behutsam mit Symbolarbeit zu „öffnen“. Seine kleinen verschlossenen Therapie-Stoffbeutelchen hat er mit Steinen, Federn, Watte und vielerlei mehr gefüllt. Über Symbole zum Reden kommen – das sei ein erfolgversprechendes Mittel in der Therapie.
Leider müssen auch immer mehr Kinder und Jugendliche betreut werden: nicht als Drogenabhängige, sondern als minderjährige Begleitpersonen von ihren suchtkranken Müttern. Den „gemeinsamen Behandlungsansatz für suchtkranke Frauen und ihre Kinder“ stellte Dr. Volker Barth aus der niederbayerischen Fachklink Schlehreuth vor. Mit Struktur zurück ins Leben, zurück in den Alltag und vor allem in ein enthaltsames Leben.
„Die Klinik Schlehreut steht mit uns in keinem vertraglichen Verhältnis. Sie ist ein Akteur unter vielen, aber eben mit einem besonderen Angebot (Mutter und Kind), das für unser Programm sehr interessant erschien.“
Insofern sei es einfach auch gut zu wissen, wohin man sich bei speziellen Konstellationen wenden könne, freute sich Dietmar Hagel von der Öffentlichkeitsarbeit GeBO über den Gastredner Dr. Barth, der zugleich Psychotherapeut, Geschäftsführer und Klinikleiter der Fachklinik Schlehreut ist.