„Wir machen alle unseren Job, und nebenher müssen wir auch noch unsere eigenen Kinder beschulen.“ Petra Leppelt ist die Elternbeiratsvorsitzende für die Grundschule an der Johann-Puppert-Schule in Michelau. Ihre Tochter Jana besucht die zweite Klasse. Wie alle Schüler befindet die sich aktuell im Home-Schooling. Eine Situation, die an keiner Familie spurlos vorübergeht, zumal die Rahmenbedingungen im Einzelfall sehr unterschiedlich sind.
Dabei ist die kleine Jana aktuell sogar in einer recht komfortablen Situation. Ihre Mutter ist selbst Lehrerin, weiß also worauf es ankommt. Doch es gibt auch alleinerziehende Mütter mit drei oder mehr Kindern. Und da sieht es mit der Belastung um einiges anders aus.
Dennoch zieht Petra Leppelt, die in diesen schweren Zeiten den Kontakt zu ihren Elternbeiratskollegen und den anderen Eltern sucht, für alle Eltern eine erfreulich positive Bilanz. Sie erkennt, ebenso wie ihr Pendant aus der Mittelstufe, Georg-Alexander Benos, das Engagement der Schulleitung und der Lehrer voll an. Gegenüber dem Lockdown im Frühjahr 2020 haben alle Beteiligten dazu gelernt.
Einführung des Schulmanagers ein Erfolg
„Gut finden wird die Einführung des Schulmanagers, den gab es vorher noch nicht“, verrät Geog-Alexander Benos. Die Software bringt deutliche Verbesserung hinsichtlich des Downloads von Unterrichtsmaterialien und des Uploads der bearbeiteten Aufgaben.
Schule- und Sachaufwandsträger, die Gemeinde Michelau, haben sich mächtig ins Zeug gelegt, um für die Michelauer Schüler im Distanzunterricht die besten Voraussetzungen zu schaffen.

„Die Eltern merken alle, dass die Lehrer sich in Michelau viel Mühe geben, alles so aufzubereiten und mit den Kindern in den Videokonferenzen so zu besprechen, dass kein Kind auf der Strecke bleibt“, freut sich Petra Leppelt.
Im Vorfeld wurde durch die Schule abgefragt, wie es um die technische Voraussetzung in den einzelnen Elternhäusern bestellt ist. Im Bedarfsfall wurden Leihgeräte zur Verfügung gestellt. Das einzige, worum sich die Eltern kümmern mussten ist der Anschluss ans und der Zugang ins Internet.
Die nötige Software JITSI für die Videokonferenzen konnten sich die Schüler als App im Internet herunterladen. Die Eltern bekamen per E–Mail einen Link zugeschickt. Durch das Anklicken dieses Links wurde und wird die Verbindung zur Schule hergestellt.
In der Regel beginnt der tägliche Online-Unterricht um 8.30 Uhr. Dann sitzen auch die jüngeren Schuler zuhause bereits am Computer. An jedem Schultag gibt es eine mindestens einstündige Videokonferenz. In der Abschlussklasse verlängert sich diese Zeit auf bis zu drei Stunden. Für einzelne Schüler, die noch Fragen haben, kann diese Zeit ebenfalls verlängert werden. Die Kinder können ihre Lehrer/-in und sich untereinander sehen. Jedes Kind kann Fragen stellen oder die Fragen der Lehrkraft beantworten.
Unterrichtsmaterial wird heruntergeladen
Das Unterrichtsmaterial, welches die Kinder brauchen, kann bereits am Vortag herunter geladen und ausgedruckt werden. Für Schüler, die keinen eigenen Drucker besitzen, stellt die Schule ausgedruckte Unterrichtsmaterialien in der Eingangshalle zur Verfügung.
Immer am Montag müssen die Schüler die von ihnen bearbeiteten Aufgabenblätter in einem Umschlag in den Briefkasten der Schule werfen. Die Lehrkräfte nehmen dann Kontakt zu den Eltern auf, falls die Aufgaben fehlerhaft oder gar nicht erledigt wurden.
Trotz der ungewohnten Situation sehen sich die Eltern, so Georg-Alexander Benos, nicht als „Aushilfslehrer“ sondern mehr als Motivatoren. Nicht immer ist es ganz einfach das eigene Kind neu zu motivieren. Das Feedback durch die Lehrer ist da sehr wichtig. Im Bereich der Mittelschule kommt auch die Jugendsozialarbeiterin im Bedarfsfall in die Familien.
Das ändert allerdings nichts daran, dass vor allem die Schüler der Übertritts- und Abschlussklassen sehr selbstorganisiert arbeiten müssen. Der jeweilige Wochenplan muss abgearbeitet werden.
Dennoch zieht auch die Tochter von Georg-Alexander Benos, Katharina Benos, für sich selbst eine positive Bilanz: „Natürlich kann man in der Schule vor Ort besser lernen“, erklärt sie. „Doch mir persönlich geht es ganz gut mit dem Unterricht zuhause. Klar, das ist natürlich beim Jedem etwas anders.“ Den sozialen Kontakt zu ihren Klassenkameraden und Freundinnen hält sie altersgemäß übers Telefon oder über WhatsApp.
Eine Ausnahmesituation für die ganze Familie
Die vordergründige Zufriedenheit kann allerdings nicht darüber hinweg täuschen, dass Schule und Elternhaus in einer Ausnahmesituation leben, die möglichst nicht zulange anhalten sollte. Schon immer waren Kinder aus bildungsfernen Elternhäusern gegenüber Elternhäusern, in denen Eltern selbst Akademiker sind oder sich stark für die Schule engagieren, benachteiligt. So steht zu befürchten dass sich diese Schere im Lockdown, der auch die Schulen trifft, noch weiter öffnen wird.
So gesehen sind alle Beteiligten bemüht, das Beste aus der momentan schwierigen Situation zu machen. Sie agieren, so wie eine Mutter es formulierte: „Auch ich habe zwei Kids im Home-Schooling, inklusive komplett Home-Office, und damit sehr viel um die Ohren. Aber ich denke, das ist eine Zeit in der wir alle viel mehr Kraft und Nerven brauchen, denn die Kids können am wenigsten dafür.“