Vor wenigen Tagen ist Klaus Riedel auf der Heimfahrt auf der Kreisstraße 12 von Kulmbach in Richtung Fischbach, als plötzlich vor seinem Auto ein Reh über die Fahrbahn läuft. Der Koordinator des Projektteams „Wild und Straße“ ist aufgrund seiner Erfahrungen in bestimmten Bereichen immer ein bisschen vorsichtiger unterwegs. Hinter ihm fährt kein Auto, er bremst. Und schon taucht ein Rehkitz auf. Meist sind Rehe nicht allein unterwegs. Allzu oft gehen solche Begegnungen nicht so glimpflich aus.
Trotz vielfältiger Maßnahmen zum Schutz vor Wildunfällen registrierten die Polizei-Inspektionen Kronach und Ludwigsstadt im vergangenen Jagdjahram, das bis 30. April dauerte, 615 Wildunfälle (Vorjahr: 595). Dabei fällt ein eklatanter Unterschied auf: Ereigneten sich im nördlichen Landkreis 177 Wildunfälle, waren es im südlichen Bereich 438.
Im nördlichen Landkreis waren es 177 Wildunfälle im südlichen 438
Gerade im nördlichen Bereich fanden zuletzt viele Maßnahmen statt. Insbesondere der Einsatz des Multiwildschutz-Warnreflektors hat sich bewährt. So konnten die Wildunfallschwerpunkte an den Kreisstraßen KC 17 Teuschnitz-Marienroth, KC 04 Marienroth-Posseck, KC 28 Eibenberg-Birnbaum und KC 35 Windheim-Buchbach wesentlich entschärft werden. Hier dankte Klaus Riedel den Jägern und Landrat Klaus Löffler, der die Anschaffung der wirksamen Wildschutzwarner unterstützte.

Vom Forstbetrieb Rothenkirchen wurde die Kreisstraße 09 zwischen Rothenkirchen und Buchbach mit den Wildwarnern ausgestattet. Der Erfolg mit null Unfällen an vielen ehemaligen Schwerpunkten des Vorjahrs hat sich leider nicht wiederholt. Immer wird auch nach Ursachen geforscht. Der geringere Fahrzeugverkehr aufgrund der Corona-Pandemie wurde durch ein verändertes Freizeitverhalten mit viel Bewegung in der Natur mehr als ausgeglichen. Mehr Unruhe trieb das Wild zu mehr Wildwechseln.
„Die landesweit steigenden Wildunfälle haben wir in unserem Landkreis trotz vieler Aktivitäten nicht entscheidend reduzieren können“, erklärte Klaus Riedel. Von den 594 gemeldeten Wildunfällen betrafen 508 Rehe – eine erhebliche Steigerung. Dazu kam es zu Unfällen mit Schwarzwild (39), Füchsen (45), Dachsen (fünf) und Hasen (23). Die starke Bejagung der Wildschweine beginnt sich in hier sinkenden Wildunfallzahlen bemerkbar zu machen.
Erfreut wurde festgehalten, dass die Polizei begonnen hat, Wildunfallstellen durch das Anbringen von Absperrband am nächstgelegenen Begrenzungspfosten zu markieren. Der hinzu gerufene Jäger sieht dann sofort, wo der Wildunfall sich ereignet hat und kann verletzt geflüchtetes Wild leicht mit seinem Hund finden oder das verendete Tier gleich mitnehmen. Auch erlöst oft die Polizei schwer verletzte Wildtiere von ihrem Leiden. Gerade bei Rotwild und Schwarzwild ist es auch schon vorgekommen, dass schwer verletzte Tiere sich plötzlich noch einmal aufbäumen und den vorüber fahrenden Verkehr in Gefahr bringen.
Autofahrer sollten auf Bewegungen am Straßenrand achten
„Man kann nicht oft genug über die Gefahren von und Bemühungen gegen Wildunfälle berichten“, appelliert Forstbetriebsleiter Peter Hagemann (Pressig-Rothenkirchen) auf Vorsicht im Straßenverkehr gerade bei besonders wildunfallgefährdeten Straßenabschnitten. Gerade bei Waldlücken sollte besonders auf das Geschehen am Straßenrand geachtet werden. Alle Jäger und Forstleute im ganzen Land haben mit dem Problem „Wildunfälle“ zu tun, sagte er. „Aber nicht jeder hat einen Klaus Riedel“, lobte er dessen unermüdlichen Einsatz über Jahrzehnte, dass kontinuierlich für mehr Sicherheit gearbeitet wird.

„Ich bin völlig überrascht, wie viel Ersatzbedarf wir nach diesem Winter an Multiwildwarnern haben“, zeigte Klaus Riedel. Etliche Warngeräte waren locker oder vom Begrenzungspfosten heruntergefallen. Geschehen ist dies erst in den schneereichen und kalten Anfangsmonaten des Jahres. An der Kreisstraße KC 17 zwischen Teuschnitz und Marienroth zeigte Jagdpächter Reinhard Rüger einerseits die Entwicklung zur Rennstrecke, aber auch etliche beschädigte Multiwarnreflektoren. Klaus Riedel sprach mit dem Lieferanten, der sich an den Hersteller wandte und es wurde auch gleich reagiert. Jetzt gibt es auch Befestigungsmöglichkeiten in der stabileren Mitte des Geräts. Es wurden 100 Ersatzgeräte bestellt, weitere 30 spendiert der Hersteller. Damit kann die Verkehrssicherheit wieder ein Stück gesteigert werden.
Wildunfallschwerpunkte Schwerpunkt „Raum Mitwitz“: B 303 Schneckenlohe-Beikheim (15 Unfälle), B 303 Mitwitz- Burgstall (17 Unfälle), ST 2208 Mitwitz-Leutendorf (22 Unfälle), ST 2708 Mitwitz-Haig (zehn Unfälle), Schwerpunkt Kronach Süd: B 173 Küps-Johannisthal (zehn Unfälle), B 173 NeusesSüd-Johannisthal (zwölf Unfälle), B 85 Weißenbrunn-Friedrichsburg (zehn Unfälle), B 85 Rucksmühle-Weißenbrunn (13 Unfälle), ST 2200 Theisenort-Beikheim (zehn Unfälle).