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MICHELAU: Katharina-von-Bora-Seniorenwohnheim wird geschlossen

MICHELAU

Katharina-von-Bora-Seniorenwohnheim wird geschlossen

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    Eine gute Versorgung der Bewohnerinnen und Bewohner des Katharina-von-Bora-Seniorenwohnheims konnte wegen des sehr hohen Krankenstands des Pflegepersonals nicht mehr gewährleistet werden. Die Diakonie musste Maßnahmen ergreifen, die in Michelau für Gesprächsstoff sorgten. Symbol
    Eine gute Versorgung der Bewohnerinnen und Bewohner des Katharina-von-Bora-Seniorenwohnheims konnte wegen des sehr hohen Krankenstands des Pflegepersonals nicht mehr gewährleistet werden. Die Diakonie musste Maßnahmen ergreifen, die in Michelau für Gesprächsstoff sorgten. Symbol Foto: Symbolfoto: Marijan Murat/dpa

    Schon seit längerer Zeit ist das Katharina-von-Bora-Seniorenwohnhaus am Limit. Der sehr hohe Krankenstand beim Pflegepersonal hat im Sommer dazu geführt, dass eine Abteilung geschlossen werden musste. Besser geworden ist es seitdem nicht, im Gegenteil. Nun kam noch ein Corona-Ausbruch hinzu. In der vergangenen Woche wurden schon 22 Bewohnerinnen und Bewohner in andere Heime verlegt, um die Versorgung der übrigen 33 gewährleisten zu können. Am Donnerstag nun die Hiobsbotschaft: Das Heim muss komplett geräumt werden.

    Darüber informierten Karin Pfadenhauer, Geschäftsführende Vorständin des Diakonischen Werks der Evangelisch-Lutherischen Dekanatsbezirke Kronach-Ludwigsstadt/Michelau, Dekanin Stefanie Ott-Frühwald, Aufsichtsratsvorsitzende des Diakonischen Werks, und Daniel Wagner, Pressesprecher der Diakonie Bayern, in einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz.

    Keine Alternative zur Schließung des Heims

    Eines wird schnell klar: Es gibt keine Alternative zur Schließung. Der Entscheidung waren Gespräche mit den Pflegekassen und der Heimaufsicht im Landratsamt vorausgegangen. Letztere habe am Mittwoch angeordnet, das Heim zu räumen. „Eine Versorgung, wie wir sie uns wünschen, nach den Werten, die die Diakonie vertritt, ist nicht mehr möglich“, betont Wagner.

    Pfadenhauer weist auf die Verpflichtung des Wohlfahrtsverbands hin, sofort zu handeln, auch durch Unterbringung von Bewohnern in anderen Einrichtungen des Diakonischen Werkes und gegebenenfalls auch bei anderen Trägern. Es dürfe auf keinen Fall passieren, dass ein ihnen Anvertrauter unversorgt bleibt. Das könnte lebensgefährlich sein.

    die Bewohnerinnen und Bewohner des Katharina-von-Bora-Seniorenheims müssen in andere Heime umziehen.
    die Bewohnerinnen und Bewohner des Katharina-von-Bora-Seniorenheims müssen in andere Heime umziehen. Foto: Annette Körber

    Am Mittwochabend wurden die Angehörigen informiert. Die Vorständin spricht von großem Verständnis. Die Angehörigen wüssten, mit wie viel Herzblut dieses Heim betrieben werde. Am Donnerstagmorgen waren es noch zwölf Bewohner, für die dringend ein Platz in einem anderen Heim gesucht wurde. Wenn auch sie untergebracht sind, wird in Michelau zugesperrt.

    „Was wir hier erleben, mag uns wie ein Einzelfall vorkommen, ist es aber nicht. Es ist die Spitze des Eisbergs“, betont Wagner. „Die Träger warnen davor seit Jahrzehnten. Es kann keiner sagen, dass er überrascht ist.“

    Der Fachkräftemangel in der Pflege ist lange bekannt. Nun ist der Notstand da, auch infolge von zweieinhalb Jahren Pandemie. Das Katharina-von-Bora-Heim bot vor drei Jahren noch 84 Plätze und beschäftigte 80 Mitarbeitende in der Pflege, Betreuung, Reinigung und Küche, zählt Pfadenhauer auf. Während der Pandemie hätten Plätze frei gehalten werden müssen, um eine Quarantäne zu ermöglichen. In dieser Zeit habe ein Aufnahmestopp gegolten. Es hätten noch 60 Plätze zur Verfügung gestanden. Auch danach seien kaum neue Bewohner aufgenommen worden. Das habe der Personalschlüssel nicht hergegeben, auch weil nun Mitarbeitende erkrankt seien. Nicht nur an Covid-19, sondern auch an anderen Krankheiten in Folge der hohen Dauerbelastung.

    „Was wir hier erleben, mag uns wie ein Einzelfall vorkommen, ist es aber nicht. Es ist die Spitze des Eisbergs.“

    Daniel Wagner, Pressesprecher der Diakonie Bayern

    Eine gute Versorgung der Bewohnerinnen und Bewohner des Katharina-von-Bora-Seniorenwohnheims konnte wegen des sehr hohen Krankenstands des Pflegepersonals nicht mehr gewährleistet werden. Die Diakonie musste Maßnahmen ergreifen, die in Michelau für Gesprächsstoff sorgten. Symbol
    Eine gute Versorgung der Bewohnerinnen und Bewohner des Katharina-von-Bora-Seniorenwohnheims konnte wegen des sehr hohen Krankenstands des Pflegepersonals nicht mehr gewährleistet werden. Die Diakonie musste Maßnahmen ergreifen, die in Michelau für Gesprächsstoff sorgten. Symbol Foto: Symbolfoto: Marijan Murat/dpa

    Dazu kamen Kündigungen, allein im vergangenen Jahr mit sechs ungewöhnlich viele, wie die Vorständin sagt. Früher seien Pflegekräfte zu anderen Arbeitgebern gewechselt. Heute kehrten sie der Pflege den Rücken. Am Geld liege es nicht. Bei der Diakonie würden als Anfangsbruttogehalt 2900 bis 3000 Euro gezahlt. Zulagen und eine beitragsfreie Altersvorsorge kämen hinzu. Problematisch seien eher die Schicht- und Wochenenddienste. Und da auch andere Branchen Personal suchen, wechselten die Leute lieber in einen Beruf mit angenehmeren Arbeitsbedingungen.

    Übrig geblieben seien 30 Beschäftigte, die meisten kein Pflegepersonal. Für diejenigen, die bis zum Schluss den Betrieb aufrecht erhalten haben, sei die Schließung sehr hart, sagt Dekanin Ott-Frühwald. „Zu wissen, jetzt geben wir die Leute woanders hin, die wir hier umsorgt haben – das beschäftigt sie.“

    Auch die Michelauer werde das beschäftigen. Das Katharina-von-Bora-Heim war ideal gelegen, um nach der Arbeit noch bei Angehörigen vorbeizuschauen, und auch für Besucher leicht erreichbar, die selbst nicht mehr so gut zu Fuß sind. Für sie alle wird es künftig schwieriger, Verwandte und Freunde so oft zu sehen wie bisher.

    Große personelle Probleme hat derzeit das Katharina-von-Bora-Seniorenwohnheim.
    Große personelle Probleme hat derzeit das Katharina-von-Bora-Seniorenwohnheim. Foto: Annette Körber

    Auch wenn es gelungen sei, die Bewohnerinnen und Bewohner in Heimen im Landkreis Lichtenfels und in Nachbarlandkreisen unterzubringen. „Wir stehen alle zusammen, auch mit den anderen Trägern. Es gibt keine Konkurrenz mehr, wir unterstützen uns alle gegenseitig“, erklärt Pfadenhauer. Es habe in den Pandemiejahren schon mehrere Notsituationen gegeben, in denen auch sie eingesprungen seien.

    Wie geht es nun am Standort Michelau weiter?

    Im Katharina-von-Bora-Heim sind in den vergangenen Wochen auch Kolleginnen und Kollegen anderer Einrichtungen der Diakonie eingesprungen. Die Vorständin ist sehr dankbar für die große Bereitschaft, den Pflegekräften in Michelau in dieser schwierigen Situation unter die Arme zu greifen.

    Wie es nun in Michelau weitergeht? Die Pflege soll an diesem Standort auf jeden Fall ein Schwerpunkt des Diakonischen Werks bleiben, betont Ott-Frühwald. Auch wenn die Umstände schwierig sind: Die Diakonie sucht seit Jahren nach einem Grundstück für einen Neubau, weil die gesetzlichen Anforderungen im alten Gebäude nicht mehr erfüllt werden können. „Wir suchen weiter, da wir am Standort Michelau festhalten möchten“, bekräftigt Pfadenhauer. Geprüft werde auch, ob eigene Immobilien dafür saniert oder ertüchtigt werden können. Bis 2025 soll es eine Lösung geben. Ob vorher der Betrieb noch einmal im bisherigen Haus hochgefahren wird?

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