Es sind Frauen, die fest im Leben stehen und gestandene Mannsbilder. Diejenigen, die vor 25 Jahren mit staunenden Augen und voller Vorfreude als erste den neuen Kindergarten am Nordrand der Marktgemeinde besuchten, sind inzwischen erwachsen. Ein viertel Jahrhundert ist vergangen und viele der ersten Jahrgänge schicken heute selbst ihre Kinder in den Kindergarten oder die Krippe. Ein Grund zum Feiern, wenn auch – wegen der Pandemie– nur im kleinen Rahmen.

Bereits im Juli fand in der Pfarrkirche ein Dankgottesdienst zum Jubiläum statt, den die Vorschulkinder mitgestalteten. Pfarrer i.R. Wolfgang Scherbel verstand es, die Kinder in Gottesdienst und Liturgie einzubinden. Von Kathy Wendler auf der Gitarre begleitet, sangen die Kleinen einige Lieder, auch die Fürbitten trugen sie vor. Am Ende des Gottesdienstes gab es Blumen für die Mitarbeiterinnen, die seit 25 Jahren in Marktzeuln wirken: Heike Rauch, Marion Schnapp und Elisabeth Thierauf.
Erster Trägerverein wird bereits 1914 gegründet
Pfarrer Scherbel erinnerte daran, dass am 1. März 1914 in Marktzeuln der „Verein für ambulante Krankenpflege, für Kleinkinderbewahranstalt und Arbeitsschule für weibliche Handarbeit“ gegründet wurde. Er könne als Vorläufer des heutigen Trägervereins betrachtet werden. Bereits 1921 gab es in Zeuln die Gemeinschaft der Niederbronner Schwestern, die ab 1927 in der Schützenstraße 1 ihr Konvent hatten und dort auch einen Kindergarten unterhielten. Zur Unterstützung der Schwestern wurde dann der „Verein für ambulante Krankenpflege und Kindergarten“ ins Leben gerufen (seit 2008 „Trägerverein des katholischen Kindergartens St. Michael“). Vorsitzender war stets der Pfarrer. Bis zu ihrem Weggang 1985 war eine der Ordensfrauen für den Kindergarten zuständig. Unvergessen sind Namen wie Schwester Glosindis oder Schwester Regina, die bis 1985 wirkte.
Bereits 1991 stellte sich die Frage, wegen der gestiegener Kinderzahlen eine dritte Gruppe einzurichten. Dies wäre in den vorhandenen Räumen nicht möglich gewesen. Bald schon formte sich der Gedanke, einen neuen, modernen Kindergarten zu bauen. Initiator und Bauherr war der Ehrenbürger Pfarrer i.R. Wolfgang Scherbel. Er ist dafür bekannt, Unternehmen wie den Kindergarten mit Elan und ohne Scheu anzugehen und voranzubringen. Architekt Rainer Michel wurde mit der Planung beauftragt, Bauträger war der Verein „Katholischer Kindergarten und Krankenpflege“.

Der Gemeinderat wies ein Baugebiet „Kindergarten“ westlich der Schule aus, die Grundstücke wurden erworben beziehungsweise als Schenkung von Frau Osta, einer ehemaligen Marktzeulnerin zur Verfügung gestellt. Der erste Spatenstich erfolgte am 27. Januar 1994. Die Kosten von rund zwei Millionen Mark teilten sich die Gemeinde, der Freistaat Bayern und die katholische Kirchenstiftung. Mit Schule, Musikhaus und Kindergarten entstand somit in Marktzeuln ein Bildungs- und Kulturviertel.
Sogar Pfarrer Scherbel hilft im Blaumann auf der Baustelle
Die Finanzierung war nicht einfach. Eine Spendenaktion, initiiert vom Musikverein, brachte 10 000 Mark. Circa 150 000 Mark mussten als Darlehen aufgenommen werden, um die Handwerker zu bezahlen, bis das Fördergeld floss. „Da war auch Geld aus meiner Privatschatulle dabei“, erzählt Pfarrer Scherbel schmunzelnd. Auch die Eigenleistung des Geistlichen sei hier erwähnt, oft sah man ihn in „Blaumann“ und mit Werkzeug auf der Baustelle.

Der katholische Kindergarten St. Michael wurde am 21. 5.1995 eröffnet. In den folgenden 25 Jahren wurden hunderte von Kindern betreut, sie lernen und spielen unter Gleichaltrigen und werden von qualifiziertem Personal auf das Schulleben vorbereitet. Bis 2018 unter Leitung von Gertrud Hühnlein, seit 2018 ist Kathi Wendler verantwortlich. Zehn Erzieherinnen und Pflegerinnen sowie zwei Praktikanten stehen ihr heute zur Seite.
Aufgrund neuer Gesetzesvorlagen wurde 2009 die Installation einer Kinderkrippe notwendig, sie entstand als Anbau an der Westseite. 2014 wurde nochmals angebaut, am Ostflügel entstand noch ein Bewegungsraum, der heute aber bereits wieder zur dritten Gruppe umfunktioniert wird. Ein an sich erfreulicher Umstand, sichert er doch durch die steigenden Kinderzahlen den Fortbestand nicht nur des Kindergartens sondern in der Folge auch den der Grundschule.
Kasperle verteilt Geschenke und der Eiswagen fährt vor

Am letzten Tag vor den Ferien, haben die Kleinen mit ihren Erzieherinnen den großen Geburtstag gefeiert. Im kleinen Kreis, aber mit viel Hingabe und Engagement. Zu den Kleinsten in der Krippe kam der Kasperle und verteilte Geschenke. Dann ging es bei herrlichem Sommerwetter hinaus in den weitläufigen Garten. Vor den Toren der Anlage hatte inzwischen ein Eis-Auto geparkt und für jedes Kind gab es eine Eistüte. Eine riesige Geburtstags-Torte aus Pappe, viel größer als die Kinder, die sie unter Aufsicht von Praktikant Oliver herbeischleppten, wurde im Garten aufgestellt.
Leider konnte die Feier wegen der Pandemie nur mit sehr wenig Publikum stattfinden. Neben Pfarrer Scherbel begrüßte Kathy Wendler noch Frau Eichenberg und Frau Schindelmann vom Elternbeirat begrüßen.
Nachdem Hände und Münder vom Eis gereinigt waren, zeigten die Kinder in den einzelnen Gruppen ihr Können: Mit Bongo-Trommeln trat die Fröschlein-Gruppe auf, gefolgt von den Eulen, die einen mystischen Dschungel-Tanz aufführten. Viel Bewegung und Körpereinsatz sah man beim Tanz der Mäusegruppe. „Jetzt fahr?n wir übern See“ war das Motto der Käfer, die die bekannte Weise aus voller Kehle sangen, immer begleitet von Kathy Wendler an der Gitarre.
Vorschulkinder stellen tanzend die Vokale dar

Zum Schluss kamen die Vorschulkinder zum Einsatz. Mit ihrem Lied zeigten sie dem Publikum, was sie schon für die Schule gelernt haben, so wurden tänzerisch „A, E, I, O, U….“ die Vokale dargestellt. Ein Dank der zukünftigen ABC-Schützen ging an die Erzieherinnen.
Nun kann man sich vorstellen, dass nach diesen Anstrengungen alle Kinder mächtig hungrig waren. Auch hier hatten die Erzieherinnen noch eine Überraschung auf Lager: Guiseppe von der örtlichen Pizzeria kam angefahren und brachte für die ganze Rasselbande leckere Pizza. Alle ließen es sich schmecken und freuten sich über das gelungene Fest. „Zum 30. Geburtstag wird aber wieder gefeiert, dann hoffentlich mit allen Mamas, Papas, Omas und Opas“, versprach die Kindergartenleiterin Kathy Wendler.