Der Geschichtsverein Colloquium Historicum Wirsbergense (CHW) hatte eingeladen und über 160 interessierte Gäste fanden sich in der Hochstadter Kirche Mariä Himmelfahrt ein, herzlich begrüßt von CHW-Kreisvorsitzendem Ulrich Sünkel. Ausgewählte und ganz besondere Gebäude wollte Bezirksheimatpfleger Prof. Günter Dippold vorstellen.
Vor der Führung durch den Ort ging er im Gotteshaus auf die Geschichte des lange Zeit vom Zisterzienserkloster Langheim geprägten Ortes ein. Die Ersterwähnung von Hochstadt datiert wohl auf das Jahr 1182, als Bischof Otto II. von Bamberg den Ort erwarb und als Schenkung an Langheim gab.
Bedrohung für die Bischöfe

Im 15. Jahrhundert gab es in Hochstadt nahe der heutigen Schule sogar eine burgartige Befestigungsanlage, die aber auf Betreiben der Bamberger Bischöfe, die hierin eine Bedrohung sahen, wieder abgerissen wurde. Reste dieser Anlage sind noch an der Schule zu sehen. Eine Schule gibt es hier seit 1897, vorher wurden die Hochstadter Kinder in Wolfsloch unterrichtet. Das heutige Schulhaus stammt von 1954.
Das Gotteshaus war im Jahr der ersten Erwähnung 1426 eine Kapelle. Das Altarbild, eine Mariendarstellung, ist eine Kopie aus der römischen Borghese-Kapelle, wohl aus dem Jahr 1612. Hochstadt gehörte zunächst zur Pfarrei Isling, ab 1820 dann zu Marktzeuln. Doch wollten die Hochstadter eine eigene Pfarrei haben. Deshalb gründete sich 1910 ein Kirchenbauverein. 1912 gingen Pläne für einen Kirchenneubau an den Verein für Volkskunst und Volkskunde in München, Baubeginn war im April 1921. Die neue Kirche wurde im Mai 1922 geweiht. 1938 wurde Hochstadt eine eigene Pfarrei. Erster Pfarrer war bis 1966 Karl Zaschka.
Von der Schenkstatt zur Klinik

Der historische Weg führte zum Gebäude der Bezirksklinik für Suchterkrankungen. Dieses war seit 1447 ein Wirtshaus, eine so genannte „Schenkstatt“. Dies gefiel den Lichtenfelsern nicht, die hier Konkurrenz zu ihren Gaststätten wähnten. 1512 entschied ein Schiedsgericht, dass in Hochstadt weiterhin Gäste bewirtet werden dürften. Das Wirtshaus wurde jeweils auf drei Jahre verpachtet, jedoch musste sich der Wirt verpflichten, das Bier ausschließlich vom Kloster Langheim zu beziehen.
1816 wird das Gebäude an Franz Wagner verkauft, Joseph Brückner und Oskar Hotter waren weitere Besitzer, ehe es um 1900 zum Krankenhaus umfunktioniert wurde. Leitender Arzt war bis 1954 Dr. Alfons Hug aus Marktzeuln. Das Kreiskrankenhaus wurde 1973 durch den Neubau in Lichtenfels abgelöst, seit 1976 beherbergt das Haus die Bezirksdrogenklinik. Weiter führte der Weg zum Bahnhof.
Aufschwung dank Bahnhof

Einen fulminanten wirtschaftlichen Aufschwung erlebte Hochstadt, als 1846 die Bahnlinie Lichtenfels-Neuenmarkt eröffnet wurde und Hochstadt einen Bahnhof bekam. Architekt Gottfried Neureuther, ein Verwandter der Skirennfahrer-Familie, legte die Pläne vor. 1948 bis 1949 wurde das Bahnhofsgebäude errichtet, der dreiteilige Bau, wie man ihn heute noch kennt.
Hatte Hochstadt um 1818 gerade mal 130 Einwohner, waren es 1890 schon 499. Ab 1887 hieß der Bahnhof offiziell „Hochstadt-Marktzeuln“. Hiervon versprachen sich die Zeulner Geschäftsleute einen gewissen Vorteil. Nach und nach kamen weitere Gebäude hinzu, so zwei Dienstwohnungen, ein Waaghäuschen, eine Lokomotivremise, Güterhallen und Bahnwärterhäuser. Bis heute ist der Bahnhof Hochstadt-Marktzeuln ein Knotenpunkt an der Strecke München-Berlin.
Bereits 1901 ein Elektrizitätswerk
Weitere prägnante und geschichtsträchtige Häuser wurden von Professor Dippold vorgestellt, so das so genannte Pfretzschner-Haus, das Schrauthsche Haus sowie das Anwesen Reuther und die Mühle. Letztere gab es wohl seit 1258 als Getreide- und Schneidmühle. 1891 kaufte sie der Trieber Landwirt Walter Benecke. Er ersetzte das Mühlrad durch Turbinen und betrieb bereits 1901 mit der Wasserkraft des Mains ein erstes Elektrizitätswerk. Dieses versorgte nicht nur Hochstadt, sondern auch die umliegenden Dörfer mit Strom.

Von den Fabrikgebäuden am Ortsausgang berichtete der Heimatpfleger beim letzten Stopp. 1901 von William Beck aus Nauendorf bei Gotha auf dem Gelände eines ehemaligen Steinbruchs gegründet, wurden in der Porzellanfabrik unter anderem Figuren, Tiere, Vasen, Blumentöpfe und Nippes hergestellt. Im Mai 1920 übernahm Kommerzienrat Johann Andreas Ruckdeschel die Fabrik, um elektrotechnische Artikel aus Porzellan zu produzieren. Er baute die Villa auf dem Grundstück der Fabrik. Später übernahmen die Porzellanfabrik Tettau und dann die Siemens-Schuckert-Werke. Heute ist das Gelände im Besitz der Firma Gutmann aus Redwitz.
Fünfbogige Steinbrücke
Zum Abschluss ging Dippold auf die Mainbrücke am Ortsende ein. Diese wurde im 13. Jahrhundert als fünfbogige Steinbrücke errichtet. Die Brücke wurde vom Kloster baulich unterhalten, als Gegenleistung hatten die Bischöfe das alleinige Recht, beidseits der Brücke im Main zu fischen. Für den Bahnbau musste die Brücke um 1844 abgebrochen und neu gebaut werden. In den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges 1945 wurde sie gesprengt und 1951 neu errichtet. Die letzte Renovierung fand 2018 und 2019 statt.