Zum Bauanfang SO IV zwischen Michelau und Neuensee:
„Ähnlich dem Zitat des früheren Bundeskanzlers Willy Brandt, ,Jetzt wächst zusammen, was zusammengehört‘ (am 10. November 1989 zum Mauerfall), könnte man das Umdenken des Gemeinderates der Gemeinde Michelau deuten, der in mehrheitlichem Beschluss, ohne Bedenken, das einst auf Eis gelegte Areal Nord IV zwischen Michelau und Neuensee aufgehoben und als Sondergebiet Nord IV für die Bebauung frei gemacht hat.
Die vorhandene Fläche, in einem vorausgehenden Flächennutzungsplan noch als Außenbereich und als Fläche für die Landwirtschaft bezeichnet, erfährt wegen vertaner Alternativen die Geburt eines Einkaufzentrums. Nachdem die Anliegen von Interessenten, Planer, Gemeinderat nun mit dem Beginn von Tiefbauarbeiten in Erfüllung gehen, ist damit auch der Startschuss für den nicht mehr aufzuhaltenden Lückenschluss zwischen den vorbezeichneten Ortsteilen gefallen.
In meiner Wahrnehmung, in Anbetracht einer vollkommen unklaren Nutzung, was das alte Rewe-Gebäude anbetrifft, ist es ein unseliger Akt in der Entscheidung des Gemeinderates, – außer einigen Aufrechten – dem den Schein nach wenig Einfallsreichtum in Bezug auf Eigenstrukturen der Ortsteile vorausgegangen ist. Einzig und allein die Behörde Landratsamt Lichtenfels erkennt und möchte, dass Michelau und Neuensee nicht zusammenwachsen. Und der Planer versichert, auf dem verbliebenen Rest an Ackerfläche zwischen dem Einkaufzentrum und Neuensee genügend Grün eingeplant zu haben? Bravourös! (Siehe OT vom 26. Juli 2024, ,Abbiegespur auch für alten Rewe-Markt‘).
Die Botschaft höre ich wohl, allein mir fehlt der Glaube, weil jetzt schon der Lückenschluss, das Zusammenwachsen der Ortsteile, zementiert und vollzogen wird. Für das im Moment noch übrig gebliebene Stückchen Natur (eingeplantes Grün – wer wird es pflegen?) wird es nur eine Frage der Zeit sein, bis man dem gierigen Verlangen weiterer Investoren nachgeben wird, sich den Rest einzuverleiben.
Mit Blick auf die in Jahrzehnten oder gar in Hunderten von Jahren gewachsenen Ortsteile werden in ihrem Fall Ortsteil-erkenntlicher Anfang beziehungsweise Ende bewusst miteinander vermischt. Dabei bekleckerten sich das Gemeinderatsgremium und hauptsächlich die Ortsteil-Mandatsträger in ihrer Haltung dazu kaum mit Ruhm.
Während innerorts – außer Handwerksgeschäften – gähnende Leere herrscht, wurde sozusagen ein Filetstück nicht nur zwischen Michelau und Neuensee, sondern weiträumig gesehen zwischen Biberbach und Landwehrgraben an der stark vom Durchgangsverkehr betroffenen Kreisstraße geopfert, in der Fläche als Einkaufszentrum zugepflastert zu werden, weil der irrsinnigen eklatanten Gleichgültigkeit eines Gemeinderates das Geschäftsgebaren und Begehren von Betreibern viel wichtiger erschien, als der Erhalt exponierter Freiräume beziehungsweise Ortsteilabstände. Im Sinne von Bürgerinnen und Bürgern als Konsumenten/Kunde vielleicht erfreulich, wünschenswert, auf vorheriger grüner Wiese weitere Einkaufs-Kapazitäten vorzufinden. Dem Stolz auf abgegrenztes, herausstechendes heimatliches Ortsgefilde dient es jedenfalls nicht.“
Georg Kremer,
Neuensee
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