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MARKTGRAITZ: Marktgraitz: Es klappert die Mühle an der Steinach

MARKTGRAITZ

Marktgraitz: Es klappert die Mühle an der Steinach

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    Heiko Partheymüller (Mi.) mit seinen Mitarbeitern im Sägewerk.
    Heiko Partheymüller (Mi.) mit seinen Mitarbeitern im Sägewerk. Foto: Heinz Fischer

    Wenn man von Marktzeuln aus durch das sogenannte „Püeblgässla“ nach Marktgraitz wandert, fühlt man sich irgendwann in die Zeit der Romantik ins 19. Jahrhundert versetzt. Ein Mühlrad dreht sich hier verträumt am Fluss – von Bäumen, Sträuchern und bunten Blumen umsäumt. Doch in Wahrheit befinden wir uns in der Gegenwart und in der Schneidmühle herrscht rege Betriebsamkeit, und das seit 170 Jahren und noch viel länger.

    Der Holzlagerplatz an der Schneidmühle.
    Der Holzlagerplatz an der Schneidmühle. Foto: Heinz Fischer

    Damals wie heute werden Baumstämme in die Mühle verbracht und dort zu allerlei Schnittholz verarbeitet. Bis vor kurzem wurden die Stämme noch vom etwa 250 Meter entfernten Lagerplatz über die Steinach ins Sägewerk geflößt, heute geht dies mittels eines Transportwagens.

    Doch zurück zu den Anfängen: Bereits im Jahre 1316 gab es in Graitz, etwas oberhalb der heutigen Mühle eine sogenannte Lehensmühle, betrieben von einer Familie Bankmann, schon damals als Sägewerk. Anfang des 19. Jahrhunderts entstand dann die neue, untere Mühle. Ein Beleg von 1838 besagt, dass es eine Beschwerde an die Gemeinde gab, weil das Gras an der unteren Mühle von den Besuchern zertreten worden war.

    1852 wird als Besitzer der Mühle Pankraz Partheymüller genannt, 1855 gibt es einen Grundsteuer-Katastereintrag auf den Namen Georg Partheymüller. Wobei die Partheymüllers schon 1733 von Marktzeuln kommend in Marktgraitz eingeheiratet hatten. Der Name Partheymüller könnte aus dem Böhmischen stammen, hier gibt es einen kleinen Fluss mit Namen „Parthey“, es sei aber dahingestellt, ob diese Lesart die richtige ist.

    Wie in alter Zeit dreht sich das Mühlrad an der Steinach.
    Wie in alter Zeit dreht sich das Mühlrad an der Steinach. Foto: Heinz Fischer

    Über viele Generationen bleibt die Mühle im Besitz der Familie Partheymüller. Bis nach dem zweiten Weltkrieg wurde die Sägeanlage direkt vom Mühlrad über Transmissionsriemen, Wellen und Zahnrad angetrieben, was über ein sogenanntes Stockgetriebe verschiedene Betriebsmöglichkeiten ergab. Die Geschwindigkeit des Mühlrades und damit des Schneidwerks wurde nur durch Heben und Senken des Schütz am Wehr der Steinach gesteuert. 1946 wurde dann gründlich modernisiert, heute ist das Mühlrad mit einem Getriebe verbunden, welches zunächst Strom für einen Generator erzeugt, der die Säge antreibt. Der Überschuss aus der Stromerzeugung geht ins öffentliche Netz.

    Den Betrieb kontinuierlich modernisiert

    Chefin Viola Partheymüller im modern eingerichteten Büro.
    Chefin Viola Partheymüller im modern eingerichteten Büro. Foto: Heinz Fischer

    Im Jahre 1962 schließlich übernimmt Hans Partheymüller (geboren 1940) das Sägewerk von seinem Vater Heinrich. 1965 heiratete der „Schneidmüller“ seine Heidi und seit dieser Zeit wurde der Betrieb kontinuierlich verbessert und modernisiert, was auch bis heute gilt. Seit 2005 leitet Sohn Heiko mit seiner Gattin Viola das Unternehmen. Er führte auch „Hightech“ in der Schneidmühle ein mit moderner, computer- und netzwerkgestützten Verwaltung und viel Automation in der Anlage. So wird auch der Durchfluss des Stauwehrs über Sonden elektronisch gesteuert.

    Senior Hans Partheymüller (82) kennt viele Geschichten von der Mühle.
    Senior Hans Partheymüller (82) kennt viele Geschichten von der Mühle. Foto: Heinz Fischer

    Senior Hans sitzt gern auf seiner Bank vor dem schmucken Fachwerkhaus und erinnert sich: „Im Winter 1944, ich war ein Knirps mit vier Jahren, führte die Steinach Hochwasser, was mich nicht hinderte, mit Papierschiffchen am reißenden Gewässer zu spielen. Der Hofhund, ein mächtiger Bernhardiner, spielte aufgeregt mit und so bekam ich einen Stups von ihm und fiel kopfüber in die tosende Flut. Schnell wurde ich abgetrieben, allein, meine beiden Brüder, die das Unglück bemerkten, waren des Schwimmens nicht mächtig und riefen laut um Hilfe. Gut 100 Meter war ich schon abgetrieben, heftig mit den Armen rudernd hielt ich den Kopf über Wasser. Schließlich eilten mein Vater Heinrich und ein polnischer Kriegsgefangener, der bei uns Dienst tat, herbei und zogen mich aus den Fluten. Seit diesem Tag konnte ich schwimmen.“

    Poldi, der Wächter mit Erziehungsproblemen

    Mischling „Lennox“ ist fester Bestandteil der Belegschaft in der Schneidmühle.
    Mischling „Lennox“ ist fester Bestandteil der Belegschaft in der Schneidmühle. Foto: Heinz Fischer

    Hunde, so berichtet der Schneidmüller weiter, haben im Hause Partheymüller schon immer eine Rolle gespielt, als Wach- und Hofhunde. Nur mit der Erziehung habe es nicht immer geklappt. So in den 1970er Jahren war es ein Neufundländer namens „Poldi“, der Haus und Hof bewachen sollte. Jener Wächter machte sich jedoch eines schönen Sonntags, anstatt seinen Dienst zu versehen, auf den Weg durch das „Püeblgässla“ nach Marktzeuln, wo er just auf ein laufendes Fußballspiel des TSV Marktzeuln stieß. Voller Freude rannte der Poldi auf den Platz und tat es den 22 Akteuren gleich, indem er dem Ball nachjagte. Der Schiedsrichter musste daraufhin das Spiel unterbrechen, und ein Zuschauer, der den Hund wohl erkannte, informierte telefonisch den Eigentümer, der den Ausreißer dann in Zeuln abholte.

    Schwierige Zeiten sind es heute für die Mühle: Holzschädlinge, Rohstoffmangel, Ausfälle von Handwerkern und Dienstleistern und nicht zuletzt die Folgen der Pandemie machen dem Chef zu schaffen. Doch er ist zuversichtlich: „Die Mühle hat Kriege, Pest und Hungersnöte überstanden, wir werden auch mit der heutigen Situation fertig“.

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