Obwohl weiterhin gespart werden muss, zeigten sich die Gemeinderätinnen und -räte von Marktgraitz in ihrer jüngsten Sitzung doch insgesamt sehr zufrieden. Kämmerer Tobias Grünbeck von der Verwaltungsgemeinschaft Redwitz/ Marktgraitz konnte ein Zahlenwerk präsentieren, dass sich besonders im Bereich Schuldenabbau sehen lassen kann.
Die finanziellen Auswirkungen der Covid-19-Pandemie, die im vergangenen Jahr kaum einschätzbar waren, waren bislang erfreulich milde beziehungsweise wurden durch staatliche Leistungen stark kompensiert. Der Haushalt sei nicht übermäßig von der Gewerbesteuer abhängig, erklärte der Kämmerer.
Der Verwaltungshaushalt schließt in Einnahmen und Ausgaben mit 2 096 500 Euro (Vorjahr 1 987 700 Euro), der Vermögenshaushalt mit 1 291 800 Euro (Vorjahr 1 270 650 Euro). Der Gesamthaushalt beläuft sich somit auf 3 338 300 Euro (Vorjahr 3 258 350 Euro).
Vermögenshaushalt schon seit fünf Jahren sehr stabil
Die Kreisumlage stellt mit 490 250 Euro oder etwa 23 Prozent der laufenden Ausgaben den größten Ausgabeposten im Verwaltungshaushalt dar. Gefolgt von der Betriebskostenförderung mit 375 000 Euro und der Verwaltungsgemeinschaftsumlage mit 264 900 Euro. Die höchsten Einnahmen im Verwaltungshaushalt sind der Einkommensteueranteil mit 565 000 Euro und die Schlüsselzuweisung mit 544 700 Euro.
Grundsätzlich stelle sich der Vermögenshaushalt in den vergangenen fünf Jahren sehr stabil dar, erklärte Kämmerer Grünbeck. Die wichtigsten Ausgabepositionen des Vermögenshaushaltes sind die Zuführung an Rücklagen mit 556 200 Euro, der Erwerb des Buswendeplatzes (Kirchweihplatz) mit 115 000 Euro, Kredittilgungen in Höhe von insgesamt 112 300 Euro und die Anschaffung des neuen Feuerwehrfahrzeuges mit 72 000 Euro. Die wichtigsten Einnahmepositionen sind die Entnahme bei Rücklagen von 994 800 Euro und die Investitionspauschale in Höhe von 126 500 Euro.
Die Marktgemeinde baut kräftig Schulden ab
Die Zuführung vom Verwaltungshaushalt an den Vermögenshaushalt beträgt 223 814,80 Euro. Veranschlagt waren 41 000 Euro. Der Schuldenstand des Marktes Marktgraitz betrug zu Beginn des Vorjahres 731 140 Euro. Zu Beginn des Haushaltsjahres war er auf 684 089 Euro gesunken. Zum Ende des Haushaltsjahres wird er 571 789 Euro betragen, das sind 510 Euro pro Einwohner. Zum Vergleich: Die durchschnittliche Pro-Kopf-Verschuldung im Landkreis beträgt 104 Euro.
Kreditaufnahmen für Investitionen sind in diesem Jahr keine vorgesehen. Der Kassenkreditrahmen wird auf 400 000 Euro festgelegt, um sicherzustellen, dass die Kasse Ausgaben rechtzeitig leisten kann. Dieser Kredit wurde jedoch bisher nicht benötigt. Grünbeck betonte, dass für Sanierungs- und Unterhaltsaufwand in diesem Jahr nahezu in allen Bereichen ausreichend finanzielle Mittel zur Verfügung stehen.
Covid-19 engt den Handlungsspielraum ein
Auffällig sei, dass der gemeindliche Haushalt in weiten Teilen fremdbestimmt ist. Zudem werde der in den vergangenen Jahren gewonnene Handlungsspielraum im Verwaltungshaushalt ein Stück weit durch die Covid-19-Pandemie eingeengt. Das hohe Niveau der Gewerbesteuer könne noch nicht wieder erreicht werden; die Steigerung am Einkommensteueranteil mit Einkommensteuerersatzleistungen hätten nicht mehr den Höchststand aus 2019 erreicht.

Zudem sorgten die Kreisumlage und die Kindergartenbetriebskostenförderung mit Rekordniveau dafür, dass in diesem Haushaltsjahr die Marktgemeinde Marktgraitz ihre laufenden Ausgaben nicht decken und den Verwaltungshaushalt nicht ausgleichen kann. Die für Tilgungsleistungen benötigten Finanzmittel müssten in diesem Jahr der Rücklage entnommen werden.
In den Folgejahren warten große Aufgaben
Als positiv wertete der Kämmerer, dass für anstehende Projekte beziehungsweise Pflichtaufgaben der Marktgemeinde im investiven Bereich auf Überhänge aus Vorjahren zurückgegriffen werden kann, ohne sich neu verschulden zu müssen. Ein Blick in die Zukunft zeigt jedoch, dass in den Folgejahren weitere große Ausgaben auf Marktgraitz warten, deren finanzielle Auswirkungen derzeit noch ungewiss sind.
Als Beispiele nannte Grünbeck die Neugestaltung des Marktplatzareals mit dem Haus Nummer 10, dem Outlahaus, dem Dorfladen und dem Buswendeplatz. Hierbei gelte es den Eigenanteil so gering wie möglich zu halten, um eine dauerhafte Finanzierbarkeit zu gewährleisten. Die positive Entwicklung der Haushaltsjahre 2017 bis 2020 bilde eine gute Basis für das zu bestreitende Haushaltsjahr 2021. Abzuwarten bleibe jedoch die weitere Entwicklung verschiedener Steuern und staatlicher Leistungen wie Schlüsselzuweisungen, Fördersätze und Zuschüsse. Der Haushalt wurde einstimmig angenommen.
Aus dem Gemeinderat • Die Festsetzung des Überschwemmungsgebietes an Rodach und Steinach im Bereich von Redwitz, Trainau, Mannsgereuth, Unterlangenstadt, Marktgraitz, Zettlitz, Marktzeuln stammt noch aus dem Jahr 1981. Die Landratsämter sind verpflichtet, in Hochwasserrisikogebieten die Überschwemmungsgebiete per Verordnung festzusetzen. Nun wurde das Festsetzungsverfahren aus den Jahren 2005/06, das nicht abgeschlossen wurde, mit aktualisierten Daten wieder aufgegriffen. Dazu findet am Montag, 26. Juli, eine gemeinsame öffentliche Sitzung der Gemeinderäte Redwitz und Marktgraitz in der Turnhalle Marktgraitz statt. Katrin Wagner vom Landratsamt Lichtenfels sowie Frau Meixner und Herr Pöhlmann vom Wasserwirtschaftsamt Kronach werden über die Sachlage informieren und für Fragen zur Verfügung stehen. • Die Gründungsversammlung für das Projekt Dorfladen findet am 29. Juli um 18 Uhr in der Turnhalle statt. Bürgermeister Jochen Partheymüller merkte dazu an, dass die Corona-Pandemie gezeigt habe, wie wichtig ein solcher Dorfladen für Marktgraitz wäre. Deshalb wäre es schön, wenn möglichst viele Einwohner kommen würden. • Gemeinderat Georg Bülling fragte nach dem Sachstand zu einem möglichen Funkmast im Gemeindegebiet. Laut Bürgermeister Jochen Partheymüller sei ein Treffen der Tennet (Elektromastbetreiber), der Deutschen Telekom und der Gemeinde nötig. Auch Bundestagsabgeordnete Emmi Zeulner wird sich einbringen. Die Gemeinde hat vorgeschlagen, die Funkanlage auf einen Strommast anzubringen. • Mit der 950-Jahr-Feier zeigten sich Bürgermeister Jochen Partheymüller und alle Gemeinderäte sehr zufrieden. Es sei beachtlich gewesen, was unter den gegebenen Möglichkeiten entstanden ist. Dank sagte der Bürgermeister allen Mitwirkenden.