Kaufen oder mieten? Wenn der Traum von den eigenen vier Wänden nicht in Erfüllung gehen kann oder die Zeit noch nicht reif dafür ist, dann sind Mietwohnungen gefragt. Einkommensschwache Menschen, junge Familien, Berufseinsteiger und Senioren suchen in der Regel Wohnraum zur Miete.
Wer in Marktgraitz wohnen will, kann mit preiswerten Kaltmieten rechnen. Offizielle Angaben sind zwar rar. Aber Nettokaltmieten über sechs Euro pro Quadratmeter sind nicht verzeichnet. „Die Mietpreise im Ort sind moderat“, sagt Erster Bürgermeister Jochen Partheymüller.
Alles gut und schön. Aber: „In Marktgraitz gibt es ganz wenige Mietwohnungen“, so der Rathauschef weiter. „Das Angebot hier geht derzeit gegen Null.“ Entsprechende Immobilien seien vom Besitzer oder der Besitzerin in der Regel selbst bewohnt. In weniger Fällen werde in diesen Häusern eine Wohnung an Fremde vermietet. Mehrfamilienhäuser seien in Marktgraitz noch nie gebaut worden.
Auf der anderen Seite stellt der Rathauschef aber einen „ganz hohen“ Bedarf an Mietwohnungen in seinem Ort fest. In der Gemeinde trudelten fast wöchentlich entsprechende Anfragen ein.
Mit Förderprogramm „Innen statt außen“ neuen Wohnraum schaffen
Marktgraitz sei als Wohnort begehrt. Es liege verhältnismäßig nah zu den benachbarten Landkreisen Coburg und Kronach. Und Sonneberg sei auch nicht weit. Diese Lage mache die Marktgemeinde für wohnungssuchende Pendler sehr interessant.
„Wir versprechen uns in dieser Hinsicht auch viel vom neuen Hochschulstandort Kronach,“ so Partheymüller weiter. Marktgraitz werde zudem bald noch besser durch öffentliche Verkehrsmittel erreichbar sein. 2023 soll mit Hilfe des Verkehrsverbundes Großraum Nürnberg (VGN) der Ort busmäßig an Coburg angeschlossen werden. Dies mache Marktgraitz dann auch für Studierende in Coburg als Wohnort attraktiv.
In der kleinsten Gemeinde des Landkreises Lichtenfels gibt es eigentlich genug Raum, um neue Wohnungen zu bauen. Partheymüller betont, dass die Kommune ihren Focus bei derartigen möglichen Projekten verstärkt auf den Ortskern legen will. Derzeit werde im Rahmen des Förderprogramms „Innen statt außen“ abgetastet, ob es Möglichkeiten für neuen Wohnraum in Marktgraitz gibt.
Darüber hinaus gebe es in Marktgraitz genügend Platz für den Bau neuer Wohnungen. Hier sei Raum für privatwirtschaftlichen Wohnungsbau im Ort. In diesem Zusammenhang merkte Partheymüller auf Nachfrage dieser Redaktion an, dass zwei private Investoren im Ort Immobilien mit Mietwohnungen bauen wollen. Das Projekt sei in Planung.
Wer in Marktgraitz bauen will wird zum Beispiel im Baugebiet „Auf der Höh“ Möglichkeiten finden. Noch ist es zwar nicht soweit und Planungen wie Genehmigungen für die Bebauungsreife laufen noch. Aber wenn alles in trockenen Tüchern ist, stehen dort 52 Parzellen für 52 Wohngebäude und etwa 90 Wohneinheiten, 58 Doppelgaragen und zwei Kinderspielplätze zur Verfügung. Den anstehenden Bedarf an Mietwohnungen will die Marktgemeinde in einem eigenen Areal dieses Baugebietes abdecken.
Partheymüller, selbst Architekt, ist derweil der Ansicht, dass der jahrelange Trend bei Unternehmern rückläufig ist, nur in den Bau von Eigentumswohnungen zu investieren, um Kapital zu erwirtschaften. Stattdessen beobachte er, dass Investoren ihr Kapital zunehmend über den Bau von Mietwohnungen anlegen wollen. Dass indessen die Kommune selbst oder in Zusammenarbeit mit anderen Interessierten als Bauherr in Marktgraitz auftritt, schließt der Rathauschef derzeit aus. Dies gelte auch für den Bau von Sozialwohnungen im Ort.